Ein See mit Anlegestelle
Ohne sie würde es so manchen Spielplatz gar nicht mehr geben. Die Spielplatzpaten in Borbeck haben vielerorts dafür gesorgt, dass die Spielstätten für Kinder wieder den Namen „Spielplatz“ verdienen.
Für das außergewöhnliche ehrenamtliche Engagement bedanken sich Stadt, Jugendamt und Kinderbüro jedes Jahr mit einem kleinen Fest.
Doch wer jetzt denkt, dass es dort nur nette Worte, Kaffee und Plätzchen gibt, der liegt komplett falsch. Beim Spielplatzpatenfest, das dieses Mal beim Verein „Zug um Zug“ im Alten Bahnhof stattfand, wurde auch gemeckert. „Ich versuche Sie sonst so oft telefonisch zu erreichen, jetzt kann ich Ihnen das ja persönlich sagen“, so eine Patin zu Klaus Kranenfuß von der Grün und Gruga. Neben ihm waren auch Vertreter von Jugendamt, Kinderbüro, Kinderschutzbund, Ordnungsamt, der Bezirksvertretung und die Kinderbeauftragten Stephan Dahlmanns und Petra Braukmann anwesend.
Anlass genug für die etwa 30 Paten, den Stand „ihres“ Spielplatzes anzumerken: „Hier fehlt es an neuem Sand und Spielgeräten, dort liegt andauernd Hundekot im Sandkasten, unsere Geräte sind marode, wo ist eigentlich die Hütte geblieben...“
Andere stehen vor einem völligen Neubeginn. So wie Rainer Maaß und Gaby Lüschper von der Naturschutzjugend Essen/Mülheim e.V.. Gaby Lüschper hat vor ein paar Monaten die Patenschaft für den Spielplatz am Möllhoven gegenüber Voßgätters Mühle übernommen. „Vor kurzem hat Grün und Gruga die Rutsche abmontiert, was passiert denn jetzt weiter?“, fragt sie in Richtung Kranenfuß. Der erklärt sich im anschließenden Gespräch bereit, bei einem Treffen vor Ort die dortigen Möglichkeiten zu besprechen. „Wir möchten natürlich gerne einen naturnahen Spielplatz etwa mit Baumstämmen zum Klettern, einer mobilen Holz-Werkstatt und einem Niedrigparcours mit Seilen“, ist Rainer Maaß noch in der Wunschphase.
Doch es gibt auch schon Paten, die es geschafft haben oder besser gesagt - die schon ganz zufrieden sind. Etwa die drei „schlagkräftigen Frauen vom Termiedenhof“. Tanja Jagusch, Nursil Korur und Diana Wrede haben vor vier Jahren beschlossen, an „ihrem“ Spielplatz etwas zu tun. „Alles verfiel so langsam und als wir die erste Ratte dort sahen, da hatten wir endgültig genug“, so Tanja Jagusch. „Am Anfang war der Spielplatz ein See mit Anlegestelle.“ Doch das gehört dank des Engagements und vor allem der Hartnäckigkeit der drei Mütter der Vergangenheit an.
Der Platz ist trocken gelegt, der Boden begradigt, es gibt neue Spielgeräte, ein Häuschen, einen Spielcontainer, der aus allen Nähten platzt und endlich auch einen Zaun, der den Spielplatz zur Straßenseite hin begrenzt. „Nun möchten wir noch die alten steinernen und kaputten Tischtennisplatten entfernt haben, aber da arbeiten wir dran“, erklärt Diana Wrede.
Die Kinderbauftragten nehmen das Gesagte auf, ebenso Heike Leufgen vom Kinderbüro und Klaus Kranenfuß. Auch zwei Angestellte vom Ordnungsamt, die mit der Polizei auf gemeinsame Streife durch Borbeck gehen, werden belagert.
Das immerwährende Problem ist und bleibt: zu wenig Geld, zu wenig Personal. „Wir haben für die 165 Spielplätze im Essener Norden nur 150.000 Euro pro Jahr zur Verfügung“, so Kranenfuß. „Um allen Ihren Wünschen entsprechen zu können, bräuchte ich viel mehr Geld.“
Aber das ist bekanntlich nicht da und so werden die etwa 55 Spielplatzpaten weiter für „ihre“ Plätze kämpfen müssen.
Autor:Patricia Koenig-Stach aus Essen-Borbeck |
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