Ein ganz besonderes Wiedersehen
Es war ein besonderes Wiedersehen, das der Borbcker Peter Schmatolla und seine Frau Gabriele mit ihrer alten Heimat in Polen feiern konnten. Als junge Leute sind sie dort weggegangen, zum Stadtjubiläum durfte der Essener Künstler im Städtischen Museum Zabrze, in der dortigen Galerie Café Silesia, jetzt seine Bilder ausstellen.
Vieles habe sich in Zabrze verändert, seit sie Polen vor knapp 40 Jahren verlassen haben, erzählt das Ehepaar. „Die Infrastruktur ist inzwischen eine völlig andere, der Bergbau ist auch dort auf dem Rückzug.“
Vielleicht ein Grund, warum die polnischen Kunstfreunde die Zechenbilder des Esseners so begeistert aufnahmen. „Industrielandschaften in leuchtend bunten Farben darzustellen, war für das Publikum dort etwas völlig Neues“, berichtet der Borbecker.
39 aktuelle Arbeiten umfasste die dreiwöchige Präsentation Schmatollas. „Ergänzt wurde die Ausstellung durch vier Bilder, die ich in den 60-er Jahren noch in Polen gemalt habe und die sich im Archiv des Museums befanden. Das war schon toll, die Bilder nach so langer Zeit mal wieder zu sehen“, zeigt sich der Borbecker noch immer beeindruckt.
Auch Ehefrau Gabriele hat die Eindrücke aus der alten Heimat noch längst nicht verarbeitet. „Wir wurden so herzlich willkommen geheißen, mein Mann musste unzählige Interviews geben, sogar fürs polnische Fernsehen.“ Eine DVD mit dem TV-Interview, Zeitungsausschnitte und ein Plakat der Ausstellung haben die beiden mit nach Borbeck genommen. „Eine tolle Erinnerung.“
Auch privat wandelten die beiden Essener auf Spuren der eigenen Vergangenheit. „Wir haben beispielweise die Bank gefunden, auf der wir uns als Jungverliebte das erste Mal geküsst haben“, erzählen sie. „Die stand in einem Park, ganz in der Nähe haben wir jetzt in einer Pension gewohnt.“
Den Kontakt in die polnische Partnerstadt wollen die Schmatollas nicht wieder abreißen lassen. „Fürs nächste Jahr haben wir bereits wieder eine Einladung vom Museum und in vier Jahren startet die große Ausstellung zum 60-jährigen Bestehen der Künstlergruppe, in der mein Mann damals in Polen aktiv war“, berichtet Gabriele Schmatolla.
Die Gruppe existiert bis heute, firmiert inzwischen unter dem Namen „Obsydian 18“. Viele alte Künstlerkollegen aus den 60-er Jahren hat Peter Schmatolla während seines Polenbesuches wieder getroffen. „Inzwischen malt die Gruppe in den Räumen einer Schule.“
Voller Stolz präsentiert der Autodidakt ein Plakat zum 50. Gründungsjubiläum der Künstlertruppe aus dem Jahr 2006. „Auch darauf findet sich eine Abbildung eines meiner Bilder.“ Das hat der Borbecker allerdings noch unter seinem polnischen Namen „Pjotr Szmatola“ gefertigt. Nach Ende des deutschen Reiches wurde aus dem Schlesier Peter Schmaltolla der Pole Pjotr Szmatola. „Unter dem Namen kannten mich in Zabrze auch noch einige, mit Peter Schmatolla konnten viele hingegen auf den ersten Blick nichts anfangen.“
Das ist nach Ende der Präsentation im Museum der Stadt ganz sicher anders, schließlich wurde Schmatollas Ausstellung dort groß angekündigt, beworben und gut besucht. „Gemalte Rückkehr“ überschrieb die polnische Wochenzeitung „Stimme Zabrzes“ ihren Bericht über die Ausstellung des Deutschen in der Galerie Café Silesia.
Für Peter Schmatolla und Ehefrau Gabriele aber war der Besuch in der alten Heimat weit mehr. Eine spannende und zugleich interessante Spurensuche in Gegenwart und Vergangenheit.
Autor:Christa Herlinger aus Essen-Borbeck |
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