Die Babys bringt der Storch

Ob diese Störche über einem neuen Menschenbaby brüten? Foto: Petra Schmidt/pixelio.de
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Woher die Babys kommen? Das ist doch klar! Die wirft natürlich der Klapperstorch in den Schornstein. Durch den Schacht rutscht der Nachwuchs dann direkt herab ins Kinderbettchen, welches die Mutter darunter platziert hat. Solcherlei Geschichten wurden zu Omas Jugendzeiten auch in Borbeck verbreitet.

Passend dazu klang aus dem Erzählcafé in der Alten Cuesterey Peter Kreuders Schlager „Auf dem Dach der Welt, da steht ein Storchennest“. „Mir hat die Mutter auch immer gesagt, da habe der Storch reinbebissen, wenn eine Frau einen Beinverband trug“, lacht eine Besucherin in Erinnerung an ihre Jugend.
Moderatorin Regina Pfeiffer weiß, dass das Thema Sexualität in den 50er Jahren ein Tabu war. „In Schulbüchern wurde der Mensch als geschlechtsloses Wesen dargestellt“, berichtet sie aus den alten Zeiten, bevor dank Oswald Kolle und Konsorten Aufklärung auf den Stundenplan kam. Geschlechtsverkehr, das sei noch eng mit Fortpflanzung und Familie verbunden gewesen. Dabei hätte ein Blick in die Literatur schon damals verraten, dass der Umgang mit Sexualität im Verborgenen oft jenseits der vorgegebenen Ordnung lag: „Madame Bovary“ (1857, Gustave Flaubert), „Anna Karenina“ (1877/1878, Leo Tolstoi), auch „Effi Briest“ (1896, Theodor Fontane) - alles frühe Zeugnisse davon, dass Liebschaften und Ehebruch die Menschen keinesfalls erst in der Neuzeit beschäftigen.

Händchenhalten erst mit 18

„Wir haben uns gegenseitig aufgeklärt“, weiß Anton Skrzypczak noch genau, wie es bei den Jungs zuging. „In der Jugendfreizeit oder auf dem Schulhof.“ Obgleich bei vielen Kameraden Fußball & Co. doch teils bis in die Volljährigkeit eine wesentlich wichtigere Rolle gespielt habe, als das Händchenhalten mit den jungen Damen. „Wir waren ja erst viel später reif als die heutige Jugend.“ Genau deshalb verstehe sie nicht, hakt eine Tischnachbarin ein, weshalb die Mädchen heute teils so früh schwanger würden. „Jetzt kommt die Aufklärung doch von überall und Verhütungsmittel sind so einfach zu haben“, bedauert sie den oft leichtfertigen Umgang mit Sexualität und Schwangerschaften. Denn ganz anders, daran haben alle Frauen noch intensive Erinnerungen, sei man mit den Mädchen vor über 50 Jahren umgegangen. „Wir waren ja gar nicht vorbereitet, und unverheiratet schwanger zu werden - das war eine Schande, für die man verstoßen werden konnte.“ Dabei, entrüstet sich Pastor Klaus Nösges, käme so etwas in der Bibel ja gar nicht vor.
Die heute belächelten Blümchenbestäubenden Bienchen oder der Klapperstorch - zu Kriegszeiten und auch noch danach gehörten diese Bilder zu weitverbreiteten Aufklärungsgeschichten. Damit habe er es damals auch versucht, berichtet der Pastor, und sei dafür von den Eltern seiner Schüler noch kritisch angegangen worden. Die Menstruation, der erste Kuss, Nacktheit - alles keine Gespräche, welche Kinder, gerade Mädchen, mit ihren Eltern führen konnten. Mit Ausnahmen, versteht sich, wie es auch der Religionslehrer einer Besucherin war. „Ein ganz fortschrittlicher Mann, der alle Körperteile benannte und die Sexualität nicht nur in den Kontext Familie, sondern auch Partnerschaft stellte.“
Weniger schlüpfrig wird es am 4. Juni. Dann wird im Erzählcafé in der Alten Cuesterey ab 15.30 Uhr das Thema „Krupp“ behandelt.Sara Holz

Auf dem Dach der Welt, da sitzen hunderttausend kleine Babys drin.
Wenn dir eins gefällt und du mich heiratest, dann bringt der Storch auch uns solch kleines Baby hin.
Du brauchst ja gar nicht ängstlich zu sein, es tut fast gar nicht weh.
Er beißt dich nur ins linke Bein und schon ist alles ok.
Auf dem Dach der Welt, da steht ein Storchennest, da sitzt ein süßes kleines Baby für uns drin.
(Aus dem Film „Hallo Janine“ von 1939, komponiert und gesungen von Peter Kreuder, Text: Hans Fritz Beckmann)

Autor:

Sara Drees aus Dortmund

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