Den Tagen mehr Leben geben

Mit dem grünen Bulli ist Rettinger in der gesamten Republik unterwegs und rührt die Werbetrommel für die Belange der Kinderhospiz-Stiftung. | Foto: Patricia König
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  • Mit dem grünen Bulli ist Rettinger in der gesamten Republik unterwegs und rührt die Werbetrommel für die Belange der Kinderhospiz-Stiftung.
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Es war eine Einladung von vielen, die der Essener Journalist Rainer Rettinger in seiner Post hatte. Die Bundesstiftung Kinderhospiz bat zur Gründungsversammlung nach Berlin. „Da ich zu diesem Zeitpunkt gerade in der Hauptstadt zu tun hatte, hörte ich ins Vortragsprogramm rein.“ Das war im September 2007.
Ein schwedischer Kinderpalliativmediziner legte mit seinem Vortrag in Berlin damals den Grundstein für Rettingers heutiges Engagement. „Seine Ausführungen haben mich so berührt, dass mir sofort klar war, ich möchte helfen, irgendetwas tun, was im Rahmen meiner Möglichkeiten liegt.“
Ehrenamtlich ist Rettinger sofort mit in die Stiftungsarbeit eingestiegen. Seit dem vergangenen Jahr engagiert der Essener sich nun auch beruflich für den Bundesverband. Mit einem bunt bemalten VW Bulli T2d, Baujahr 78, ist Rettinger in der ganzen Republik unterwegs, rührt die Werbetrommel für die Kinderhospizbewegung. Derzeit gibt es in der Bundesrepublik neun stationäre Kinderhospize, das nächste in Düsseldorf.
„In den Einrichtungen werden Kinder mit der Diagnose ‚lebensbegrenzt erkrankt‘ und ihre Familien begleitet, gepflegt und entlastet“, so Rettinger. Auch ambulante Kinderhospizdienste stehen kranken Kindern und ihren Familien zur Seite. „Konkrete Entlastung im Alltag“, weiß Rettinger aus vielen Gesprächen mit betroffenen Familien, „schenkt allen Zeit für die so wichtigen Atempausen.“
Krankheiten bei Kindern sind anders als die der Erwachsenen. „Sie dauern oft über einen längeren Zeitraum, häufig über Jahre. Deshalb ist es wichtig, dass Eltern und Geschwister das kranke Kind in geschützer Umgebung begleiten. Im Krankheitsverlauf und auf Wunsch auch beim Sterben. Zeit für den Abschied ist ein ganz wichtiger Faktor.“
Es sind die vielen Begegnungen mit den kleinen, unheilbar erkrankten Patienten, die den Essener immer wieder neu in seiner Aufgabe motivieren. „Ich habe ein dreijähriges Mädchen kennengelernt. Ihr Schicksal ist besiegelt und trotzdem ist sie voller Lebensfreunde. Wir können dem Leben der Kinder durch unsere Arbeit nicht mehr Tage geben, aber ihren Tagen mehr Leben.“
Dazu bedarf es allerdings einer Menge Geld. Nur 40 Prozent ihrer laufenden Kosten bekommen die stationären Kinderhospize durch die Krankenkassen gedeckt. „Die Kosten für die Aufnahme der Familie sind bislang überhaupt nicht öffentlich finanziert und werden allein durch Spenden getragen.“
Auch die Sachkosten der ambulanten Kinderhospizdienste sind rein über Spenden finanziert. „Allein für die 9 stationären Hospize sind jährlich 15 Mio Euro notwendig. Dieses Geld aufzubringen, da will der Bundesverband helfen.“
Wolfsburg, Hamburg, Freiburg und Hannover - so sah Rettingers Fahrplan für die vergangene Woche aus. In den nächsten Tagen stehen Bremen und Köln auf dem Programm. „52 Wochen“ lautet die Aktion, mit der Rettinger aktuell für Unterstützung in den Reihen von Topmanagern und Führungskräften der freien Wirtschaft wirbt. Eine Woche lang integrieren diese das Thema in ihren Arbeitsalltag und machen sich um ein Projekt verdient.
Die Liste der Unterstützer liest sich gut. Dr. Maria Schneider, Kreativdirektorin der Autostadt Wolfsburg, ist dabei, ebenso wie Steven Sloane, Generalmusikdirektor der Bochumer Symphoniker, Tilmann Meuser, Gesellschafter der Essener Werbeagentur CP Compartner und auch Bundesministerin Prof. Dr. Annette Schavan.
„Ich würde mich über weitere Unterstützung freuen. Wirtschaftsvertreter, aber auch alle anderen, die sich ehrenamtlich engagieren möchten, können sich gerne mit mir in Verbindung sezten“, so Rettinger. Der arbeitet bereits schon wieder an neuen Aktionen, bereitet Vorträge vor. „Bei Events werden wir häufig von einem unserer Botschafter unterstützt.“ Dazu gehören neben Schirmherrin und Bestsellerautorin Tanja Kinkell, die Schauspielerin Ann-Kathrin Kramer, die Popgruppe Monrose oder der Cartoonist, Grafiker und Schriftsteller Peter Gaymann.
„Von ihm stammt übrigens das Bild „Gute Besserung“, das unseren Bulli schmückt“, freut sich Rettinger über die breite Unterstützung durch die prominenten Botschafter.

Kontakt:
Der Essener Journalist Rainer Rettinger ist Ansprechpartner und erreichbar beim Bundesverband Kinderhospiz e.V.:www.bundesverband-kinderhospiz.de; rettinger@bundesverband-kinderhospiz.de

Autor:

Christa Herlinger aus Essen-Borbeck

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