Dem Bäcker seine eigenen Bohnen
Im Norden Nicaraguas, auf 1.750 Meter Höhenlage, im Schutze der tropischen Bäume, da sind die Caturra-Bohnen (von der Sorte Arabica) beheimatet. „Eine ganz andere Umgebung, als die großen Kaffeeplantagen, die aus dem Fernsehen bekannt sind“, weiß Essens Bäckermeister Klaus Peter.
Er muss es wissen, denn im Herbst vergangenen Jahres ist er persönlich in die Region gefahren, um von Anbau über Ernte bis zum Transport alles über den Kaffee, seine Heimat und natürlich die Menschen, die sich damit beschäftigen, zu erfahren.
Mit dem bisherigen Kaffee-Angebot sei das Essener Familienunternehmen schlicht unzufrieden gewesen. Zwar habe man bereits auf fairtrade und Bio geachtet, aber ohne das notwendige Wissen oder genaue Hintergründe zu haben. Und auch am Geschmack gab es Nachholbedarf.
So wuchs die Idee zu einem eigenen Kaffee. Möglich machte die Umsetzung speziell der Kontakt zu Hardi Wild, der einst als Eishockey-Profi bei den Essener Moskitos das Tor hütete. Mittlerweile ist der 34-jährige Ex-Sportler in seine Heimatstadt Garmisch-Partenkirchen zurückgekehrt und konzentriert sich dort auf eine zweite Karriere: als Kaffeeröster. Von ihm kam auch die Empfehlung, sich in Mittelamerika, in Nicaragua, auf die Suche nach dem geigneten Kaffee zu begeben.
Kaffee wächst zwischen Bananen und Orangen
In der Provinz Jinotega wurden sie fündig: In Einklang mit der Natur, auf kleinen Anbauflächen zwischen Bananen und Orangen, wächst dort der von Hand geerntete Hochlandkaffee, welcher dann schonend und langsam in der Rösterei Wild weiterverabeitet wird. Seit Wochenbeginn gibt es ihn nun auch in den 52 Bäcker Peter-Filialen zu verköstigen, „to go or to stay“ zubereitet, wie das entsprechende Werbeplakat anpreist, und ebenso als ungemahlene Bohne im 250 oder 500 Gramm-Paket für Zuhause. Und weil natürlich auch die Zubereitung entscheidend für das perfekte Aroma ist, hat Hardi Wild mit Stefanie Alilovic und Nadine Deckert bereits zwei Bäcker Peter-Mitarbeiterinnen zu Kaffee-Fachfrauen, also Barista, ausgebildet. „Weitere werden folgen“, verspricht Klaus Peter. Ebenso wird die Maschinen-Umrüstung fortgeführt, bisher seien schon 31 der 52 Filialen professionell ausgestattet.
Gewinneinbuße befürchtet das von Klaus und Bruder Bernd Peter geführte Unternehmen angesichts höherer Investitionen nicht. Höhere Qualität sorge auch für höhere Nachfrage, so die Wunsch-Rechnung. Zudem spare man als Direkteinkäufer allerhand Zwischenstellen bishin zu dem üblichen Verkoster ein, den der Chef ja - nicht ungern - selbst übernommen hat.
Sozialer Aspekt überwiegt
Nicht zuletzt sei es Bäcker Peter mit diesem Projekt weniger um den wirtschaftlichen als mehr um den sozialen Aspekt gegangen. So biete man einer Erzeugergemeinschaft von rund 50 Kaffee-Bauern „eine bisher unbekannte wirtschaftliche und soziale Sicherheit“, ist Klaus Peter stolz über die Kooperation, dafür ginge man ein Stück weit sogar in Vorkasse, könne sich aber dafür auf Qualität statt unterpreisige Massenprodukte verlassen. „Wir machen das, weil wir es können“, zwinkert der sichtlich zufriedene Bäckermeister. Auch zukünftig wird er, gemeinsam mit Hardi Wild, mindestens einmal jährlich in die Anbau-Region reisen, um sich selbst ein Bild über die Entwicklung zu machen. Bis dahin genießt er aber noch die ein oder andere Tasse Espresso oder Cappuccino und hofft, dass jene bei den Kunden ebenso großen Anklang finden.
Autor:Sara Drees aus Dortmund |
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