Dellwiger Nordmanntanne schmückt den Essener Weihnachtsmarkt
Wer am Donnerstagvormittag einen 15-Meter-Baum über den Dächern von Dellwig schweben sag, der darf seinen Augen ruhig trauen. Aus dem Kolkmannschen Garten trat dort eine stattliche Nordmanntanne ihren Weg, vielleicht den letzten, zum Willy-Brandt-Platz an.
„Eigentlich weiß ich gar nicht, warum ich sie gemeldet hab, aber dann ging alles ganz schnell“, bedauert die bisherige Besitzerin Marion Kolkmann ihren Schritt, das schöne Stück aus ihrem Garten zu spenden, bereits Sekunden nach der Fällung. Aber da ist es schon zu spät. Die Tanne baumelt am Kran über der Garage und wird kurz darauf auf einen Spezialtieflader gehievt, zusammengeschnürt und auf ihren rund 20-minütigen Weg, begleitet von einer Polizeieskorte, gebracht.
Erst vor rund einem Monat hatte die Familie den über 2.000 Kilogramm-Koloss der Stadt als möglichen Weihnachtsbaum gemeldet, weil sie sich nach den vergangenen starken Stürmen Sorgen gemacht hatte. Die Begutachtung erfolgte gleich in den darauffolgenden Tagen. „Aus etwa 30 Bäumen, die ich mir Jahr für Jahr anschaue, habe ich mir diesen dann ausgewählt“, berichtet Thomas Banzhaf, Geschäftsführer der Banzhaf Gartenbau GmbH. Seit Jahren ist er im Auftrag der Essener Marketing GmbH (EMG) unterwegs, um den jährlichen Weihnachtsbaum auszusuchen und an seinen Bestimmungsort zu bringen.
„Seit 1999 rufen wir die Bürger dazu auf, geeignete Bäume zu spenden“, weiß Ina Will von der EMG, „dafür übernehmen wir sämtliche Kosten für Fällung und Transport“. Und die seien wahrlich nicht gering, wenn man sie selbst zu bezahlen hätte, weiß der Fachmann. Aber längst nicht jeder Baum eignet sich natürlich zum Weihnachtsschmuck. „Zwei Tage bin ich schon im Stadtgebiet unterwegs, um die Meldungen zu prüfen“, erklärt Banzhaf. Gerade gewachsen müsse er sein, eine schöne Form vorweisen und natürlich zugänglich platziert, damit eine reibungslose Fällung und der Abtransport auch möglich seien. „Den richtigen Baum zu finden, wird von Jahr zu Jahr schwerer, denn die Crème de la Crème haben wir mittlerweile leider schon abgegrast.“
Dieser aber, da sind sich alle Beteiligten, und auch die zahlreichen schaulustigen Nachbarn und Passanten einig, während der Baum hoch oben in der Luft schaukelt, sei ein besonderes Exemplar. Und daran können sich in den kommenden Wochen alle Essener noch ein bisschen erfreuen, denn rund drei Stunden nach seiner Fällung steht das Schwergewicht bereits auf dem Willy-Brandt-Platz, wo er in Kürze aufwendig geschmückt wird und dann, am 21. November, feierlich den diesjährigen Weihnachtsmarkt in der Innenstadt eröffnen darf. „Da ich in der Stadt arbeite, werde ich jeden Tag daran vorbeikommen“, freut sich Marion Kolkmann, dass sie selbst noch den ein oder anderen Blick auf ihren Liebling werfen kann. Was nach der Weihnachtszeit damit geschieht, darüber mag sie aber gar nicht nachdenken, denn sein Ableben wird voraussichtlich leider kein romantisches.
Autor:Sara Drees aus Dortmund |
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