Bürgerversammlung zu Essener Notfallpraxen

So lautet der Text der Resolution, wie sie unter anderem in der Bezirksvertretungssitzung verabschiedet wurde.
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„Kämpferische Solidarität können Sie von uns weiterhin erwarten!“ Damit sprach Franz Josef Gründges allen Anwesenden aus der Seele. Im Residenzsaal von Schloß Essen-Borbeck hatten sich auf Einladung des Bürger- und Verkehrsvereins Experten, Betroffene, politische Vertreter sowie interessierte und engagierte Bürger versammelt, um Maßnahmen gegen eine mögliche Schließung der Essener Notfallpraxen, speziell der am Philippusstift, zu diskutieren.

Dem vorausgegangen war eine positive Meldung aus Düsseldorf. „Die Kammerversammlung der Ärztekammer Nordrhein lehnt die von der Vertreterversammlung der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Nordrhein beschlossene Notfalldienstreform in der Fassung vom 11. Februar 2015 ab.“ Die hatte vorgesehen, die Notfallpraxen in Borbeck und Rüttenscheid zu schließen (wir berichteten) als auch Einschnitte im Leistungsumfang der Kinder-Notfallpraxis am Elisabeth-Krankenhaus vorzunehmen.

Schließung der Praxen ist nicht vom Tisch

„Doch ich muss die Beruhigung und Begeisterung dämpfen“, warnte Dr. med. Ralph-Detlef Köhn, stellvertretender Kreisstellenvorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung, auch wenn man in Essen voll hinter der Erhaltung des bestehenden Versorgungssystems stehe. Mit der Kammer-Erklärung sei das Thema längst nicht vom Tisch, lediglich habe man Zeit gewonnen. Viel zu undurchsichtig seien die Strukturen und Zuständigkeiten von KV und Kammer, speziell für Laien, um sich damit aufzuhalten. Auch die Transparenz einzelner Praxen - die Wirtschaftlichkeit in Borbeck etwa war durch die KV in Frage gestellt worden - solle nicht Thema der öffentlichen Diskussion sein. Vielmehr gehe es um die Gesamtsituation und den Zusammenhalt. „Wir müssen das Feuer am lodern halten!“

14.000 Unterschriften bisher

Rund 14.000 Unterschriften für den Erhalt der Praxen sind im Großraum Borbeck bereits zusammen gekommen, und es soll weiter gesammelt werden. Bezirksvertretung und Rat haben sich gegen die geplanten Einschnitte ausgesprochen. Am 5. Mai ist eine Zusammenkunft der Oberbürgermeister der Ruhrgebietsstädte mit der KV geplant, wie Dr. Rainer Kundt, Ärztlicher Leiter des Gesundheitsamts, informierte. Ziel dieser Gespräche als auch der Auseinandersetzung zwischen KV und Kammer wird eine intensivere Prüfung und Überarbeitung der Reform sein.
Bis es zu Ergebnissen kommt, bittet Dr. med. Michael Hill, Vorsitzender der Essener Kreisstelle der KV und praktizierender Arzt in der Notfallpraxis, eindringlich um „Aufrechterhaltung der Gegenwehr“. Als eine Art Vorreiter wollen die Borbecker dafür auch ganz Essen und sogar Nachbarstädte motivieren.

Borbecker Bürger zur Reform der Notfallversorgung (Entschluss der Bürgerversammlung am 24. März 2015 auf Schloß Borbeck):

 1. Mit einem Einzugsbereich von über 100.000 Bürgerinnen und Bürgern braucht Borbeck eine leistungsfähige, ortsnahe und örtlich gut vernetzte ärztliche Notfallversorgung in der sprechstundenfreien Zeit.

 2. Die Notfallpraxis Borbecker Ärzte sichert diesen Notfalldienst im Philippusstift und mit dem Notfall-Hausbesuchsdienst seit 1995 bis heute zur vollen Zufriedenheit der Patienten und leistet so einen unverzichtbaren Beitrag zur Gesundheitsversorgung in Essen.

 3. Zentralisierte Großeinrichtungen der Notfallversorgung können bei aller anerkannten fachlichen Kompetenz die Nähe und örtliche Vertrautheit der Notfallpraxis nicht ersetzen.

 4. Die Krankenhaus-Ambulanzen sind durch ihren Dienst an Patienten mit stationärer Behandlungsbedürftigkeit und Schwerkranken bis zur Belastungsgrenze gefordert. Sie dürfen nicht zur Anlaufstelle für leichter erkrankte Patienten werden, denen der Weg in eine zentrale Notfalleinrichtung zu weit ist.

 5. Die Borbecker Bürger fordern daher die Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein (KVNo) und alle Verantwortlichen und an der Reform der Notfallversorgung im Bereich Nordrhein Beteiligten auf:
Nehmen Sie den Beschluss der Vertreterversammlung der KVNo vom 11.02.2015 zurück! Unterstützen Sie die vor Ort gewachsenen, bewährten Strukturen der Notfallversorgung! Sichern Sie eine leistungsstarke ortsnahe­ Gesundheitsversorgung in unserem Mittelzentrum Borbeck! Folgen Sie dem Votum von über 14.000 Unterschriften von Borbecker Bürgern und erhalten Sie die Notfallpraxis Borbecker Ärzte!

Autor:

Sara Drees aus Dortmund

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