Borbecker Markt macht nicht mobil

Immer dienstags und freitags bieten die Händler auf dem Neuen Markt ihre frischen Produkte an. Fotos: Winkler
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Frisches Obst und Gemüse, Backwaren, auch Fisch und sogar Textilien, das alles gibt es auf dem Borbecker Wochenmarkt zu kaufen. Trotzdem verzeichnen die Stände stetig weniger Kundschaft. Der Lokalkompass Essen-Borbeck hat nachgefragt.

Das Schälchen Erdbeeren zum halben Preis - solche Schnäppchen lassen sich zum Verkaufsende auf dem Markt schon machen. „Aber sonst können wir mit den Angeboten der örtlichen Geschäfte und riesigen Einkaufszentren doch gar nicht mithalten“, weiß Marktfrau Valeria Günther genau um die miserable Lage der Open-Air-Händlergemeinschaft.
Seit Jahren seien die Geschäftseinnahmen rückläufig, doch speziell die Eröffnung des großen Kaufland in Borbeck-Mitte habe man auf dem Neuen Markt noch einmal schmerzhaft zu spüren bekommen. „Da gehen Obst und Gemüse in den Abendstunden zu 20 oder 30 Prozent raus“, ist Günther über die Konditionen des Konkurrenten informiert.
Sogar mit dem Argument, frische, landwirtschaftliche Produkte anzubieten, ließe sich längst nicht mehr punkten, schließlich hätten die Supermärkte stark aufgerüstet. „Bio“ prankt heutzutage beinahe an jedem Kartoffelsack und jeder Banane.
„Das Schnäckchen zwischendurch“ sei einer der wenigen verblieben Plus-Punkte des Marktes, weiß auch Sonja Rüter. „Mehr Werbung“ wünscht sie sich für die Essener Wochenmärkte, auch in verschiedenen Landessprachen, da viele Kunden türkischer, polnischer oder russischer Abstammung seien. Aber das müsse zentral gesteuert werden, als einzelner Händler könne man da schließlich nicht viel reißen. „Auch eine Überdachung könnte eventuell helfen“, überlegt Günther, die weiß, dass auch das Wetter stets wichtiger Faktor für Erfolg oder Misserfolg eines Markttages sein kann. „Aber dafür hat die Stadt ja kein Geld“, macht sie sich wenig Illusionen über rosigere Zeiten. Leben kann sie schon längst nicht mehr von ihren Einnahmen, obwohl sie seit vierzehn Jahren zweimal wöchentlich in Borbeck - dienstags und freitags von 8 bis 13 Uhr - sowie zusätzlich donnerstags in Horst ihren Stand aufbaut. Bei „446 Euro Standgebühren plus Strom monatlich“ muss schon einiges Obst und Gemüse an die aussterbende Kundschaft gebracht werden. Ihr Mann sorgt deshalb in Bochum-Wattenscheid für zusätzlichen Verdienst.
Ingrid Mühlenberg, die Textilien, vor allem Socken, anbietet, sieht die Lage gelassener. Die Preisentwicklung der Standgebühren sei moderat und der Zulauf zu den Wochenmärkten in anderen Stadtteilen und Städten nicht positiver, das sei eben dem gesellschaftlichen Wandel geschuldet. Einen großen Zuverdienst zur Rente erwirtschaftet sie zwar nicht, „aber ich stehe seit 40 Jahren hier“, und so eine Tradition bricht man nur ungern. „Es ist schon gut so, wie es ist“, macht sie ihren Job weiterhin gern.
„Früher gab es mehr Stände hier“, bedauert ein Borbecker Kunde. Doch eigentlich ist es ohnehin nicht die Vielfalt, die ihn anlockt. „Ich kaufe selten auf dem Markt“, gesteht er, aber wenn, dann gezielt. „Hier gibt es einfach die besten Kartoffeln - und natürlich die nettesten Damen.“ Da lächeln auch die beiden Gemüse-Verkäuferinnen.

Autor:

Sara Drees aus Dortmund

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