Blauer Brief mit vielen Aufgaben

Fellvergleich: Welche Probe passt zum Winterfell von "Vigni"? | Foto: Alle Foto: Winkler
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„Fleygur“, kreischt Julia ganz aufgeregt. „ Guck mal, Mama. Fleygur, das ist mein Lieblingspferd.“

Die Zweitklässlerin hüpft aufgeregt vor ihrer Mutter her, weiß genau wo es lang geht. Ihre Freundinnen aus dem Offenen Ganztag der Altfriedschule folgen ihr. Auch ihnen steht die Aufregung ins Gesicht geschrieben. „Wir sind die blaue Gruppe“ erklären die Mädels selbstbewusst und stürmen Richtung Unterstand. Den hat Reit- und Erlebnispädagogin Julia Krämer auf ihrem Gelände an der Pfarrstraße mit blauen Tüchern dekoriert. „Hier sind wir richtig“, sind sich die Mädels sicher. Eine der Erwachsenen hat den großen blauen Umschlag in der Hand. Den gilt es zu öffnen, die darin enthaltenen Fragen zu beantworten und Aufgaben zu lösen.
Insgesamt 90 Gäste, Kinder aus der OGS der Altfriedschule, ihre Geschwister und Familien, sind an diesem Nachmittag zu Gast auf dem Gelände, auf dem die drei Isländer von Julia Krämer leben, wo sie mit den ausgebildeten Pferden arbeitet.

Das Programm, das die Gäste vor dem abschließenden Martinsspiel mit kleinem Laternenzug erwartet, ist ungewöhnlich. Mitmachen, sich einbringen, wird dabei groß geschrieben. In insgesamt drei Gruppen erarbeiten sich Kinder und Erwachsene ihre große Präsentation im Longierzirkel.
Sie überlegen, wie sie als Gruppe dort einmarschieren, lösen Fragen rund um „ihr“ Pferd, erkunden das Gelände nach seinem Lieblingsfutter und bestimmen die Farbe seines Winterfells.
Im ersten Augenblick ist die Enttäuschung bei Julia groß. Denn nicht ihr erklärtes Lieblingspferd Feygur, sondern „Vigni“, zu deutsch „Riese“ ist das Gruppenpferd der „Blauen“. Mit Pferden, insbesondere den Isländern, kennen sich die OGS-Kids gut aus. „Wir waren im Sommer hier bei Julia. Immer freitags“, erzählt Franziska.
Seit knapp drei Jahren arbeitet die OGS der Frintroper Grundschule mit Julia Krämer zusammen. In kleinen Gruppen von maximal sechs Projektkindern findet auf dem Gelände an der Pfarrstraße einmal in der Woche die „Begegnung mit und auf dem Pferd“ statt.
Es geht um Erleben und Fühlen, um Erfahren und Vertrauen fassen. „Derartige Begegnungen mit Tieren sind für viele Kinder heute nicht mehr selbstverständlich“, weiß die Reit- und Erlebnispädagogin. Finanziert wird das Projekt, das sich in Einheiten von sechs bzw. acht Wochen gliedert, durch die Jugendhilfe gGmbH. „Bislang ist das Projekt einzigartig in Essen“, freut sich Gabriele Kado, Schulleiterin der Altfriedschule.
Als passionierte Reiterin hat sie das Ganze vor Jahren mit auf den Weg gebracht. „Es ist immer toll mit anzusehen, wie die Kinder aus ihren festgelegten Rollen schlüpfen und sich im Umgang mit dem Pferd selbst ganz neu definieren.“

Autor:

Christa Herlinger aus Essen-Borbeck

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