Als Fußgänger lebt es sich gefährlich
Verkehrssünder müssen sich zukünftig auf härtere Konsequenzen einstellen. Mit der Reform der Flensburger Punktekartei geht es Autofahrern an den Kragen, aber auch auf Fahradfahrer und Fußgänger legt die Polizei nun ein erhöhtes Augenmerk und bittet Sünder streng zur Kasse.
Denn die Zahlen aus dem vergangenen Jahr zeigen Handlungsbedarf: Allein in Essen und Mülheim verstarben 2011 fünfzehn Menschen im Straßenverkehr, davon elf Fußgänger und drei Radfahrer. „Und zwar oft durch eigenes Fehlverhalten“, weiß Polizeidirektor Dittmar Hoga.
Auch die Verunglückten-Zahlen sind deutlich gestiegen, bei den Radfahrern um 17,4 Prozent im Vergleich zu 2010 (24,2 Prozent in Essen / 1,9 Prozent in Mülheim), die verunglückten Fußgänger sind sogar um 27,3 Prozent (26,4 Prozent in Essen / 31,6 Prozent in Mülheim) in die Höhe geschossen. „Alarmierend“ ist die Auswertung, die auch den steigenden Landestrend bestätigt, für die Gesetzeshüter, die das Thema neben der Senkung des Geschwindigkeitsnieveaus nun zum Schwerpunkt für 2012 erklärt haben. „Als Fußgänger lebt es sich gefährlich“, so Hoga, der einen Grund für die Entwicklung im steigenden Freizeitaufkommen sieht. Der „Buhmann“ ist aber eben keinesfalls immer der motorisierte Verkehr. In Essen haben 159 Radfahrer einen Unfall selbst verursacht, in Mülheim waren es 50. Unter den Fußgängern gibt es 109 Unfallverursacher in Essen, noch 21 in Mülheim. „Da werden rote Ampeln missachtet, weil man noch schnell die ankommende Bahn erreichen möchte, oder hört den Verkehr nicht, weil man Musik auf den Ohren hat“, nennt die Polizei nur zwei der möglichen Ursachen für Unachtsamkeit im Straßenverkehr. Da jeder verletzte Fußgänger - und natürlich auch andere Verkehrsteilnehmer - einer zuviel sei, müsse man härter durchgreifen.
„Wir können kein Auge mehr zudrücken“, kündigt Hoga an. Mit Aufklärungskampagnen, Flyern und Plakaten soll ein Umdenken erreicht werden. Gezielt wird zudem in der Zukunft kontrolliert, eben nicht nur die Geschwindigkeit der Autofahrer, sondern ebenso das Verhalten der Radfahrer und Fußgänger. Und streng werden entsprechende Bußgelder, von fehlenden Fahrradklingeln (10 Euro) bis zur Mißachtung roter Ampeln (bei Unfall sogar mit Punkten verbunden), verhängt.
Eine erste Aktion fand bereits am Mittwoch in Essen und Mülheim statt. Dabei mussten Fußgänger und Radfahrer insgesamt 155 Mal ein Verwarngeld zahlen, es gab 27 Anzeigen wegen Ordnungswidrigkeit, fünf Mängelkarten und 20 mündliche Verwarnungen. Gleichzeitig wurden Bürger ins Gespräch genommen und in Mülheim auch eine Demonstration zu Unfallfolgen in Kooperation mit der Dekra durchgeführt. Ob´s hilft, liegt in den Händen der Bürger. Wenn die sich von Zahlungen unbeeindruckt zeigen, sollte sie wenigstens die Gefahr für Kinder erschrecken, von denen 2011 ebenfalls eines ums Leben kam. Ein zwölfjähriger Junge war in Kray über die Straße gelaufen. Vielleicht auch, weil es ihm an guten Vorbildern mangelte.
Essens Verkehrsunfallzahlen 2011:
- Zwölf Verkehrstote, davon zehn Fußgänger und ein Radfahrer - in 2010 waren es dagegen nur acht Personen;
- 22.207 Verkehrsunfälle insgesamt, zu 2010 ein Rückgang von 2 Prozent. Bei 1.727 Unfällen kamen Personen zu Schaden (+5,6 Prozent);
- Die Zahl der Verunglückten im Straßenverkehr stieg um 3 Prozent auf 2.063; von 300 sank die Zahl der Schwerverletzten um 3 Prozent auf 291 und die Zahl der Leichtverletzten stieg um 4 Prozent auf 1.761;
- Um 20,9 Prozent stieg die Zahl der verunglückten Kinder an auf 237, darunter haben sich die Werte für die Schulwegsunfälle verbessert und zwar um 11,1 Prozent, von 27 auf nunmehr 24;
- Bei den Jungen Erwachsenen (18 bis 24 Jahre) stieg die Verunglücktenzahl (3 Prozent) auf 342;
- Bei den Senioren (65 Jahre und älter) ist die Verunglücktenzahl gestiegen um 37,1 Prozent auf 277;
- 4.758 Unfallfluchten sind verzeichnet (+ 4,6); die Aufklärungsquote liegt bei 43 Prozent.
Mülheims Verkehrsunfallzahlen 2011:
- Drei Verkehrstote, davon ein Fußgänger und ein Radfahrer - in 2010 war es nur eine Person;
- 6.038 Verkehrsunfälle insgesamt, zu 2010 sogar ein geringer Rückgang von 0,1 Prozent. Bei 477 Unfällen kamen Personen zu Schaden (+2,6 Prozent);
- Die Zahl der Verunglückten im Straßenverkehr sank um 3,5 Prozent auf 573; die Schwerverletzten ging um 16,7 Prozent zurück auf 65 und die der Leichtverletzten liegt nun bei 505 (-1,9 Prozent);
- Um 8,1 Prozent sankt die Zahl der verunglückten Kinder auf 57, darunter haben sich die Werte für die Schulwegsunfälle stark verbessert und zwar um 35,7 Prozent, von 14 auf nunmehr 9;
- Bei den Jungen Erwachsenen (18 bis 24 Jahre) liegt die Verunglücktenzahl unverändert bei 89;
- Bei den Senioren (65 Jahre und älter) ist die Verunglücktenzahl gestiegen um 11,1 Prozent auf 70;
- 1.269 Unfallfluchten sind verzeichnet (+ 2,8 Prozent); die Aufklärungsquote liegt bei 43,4 Prozent.
Autor:Sara Drees aus Dortmund |
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