Total unnötig! RWE schenkt Mönchengladbach II mit 0:2 drei Punkte
So langsam kommen Erinnerungen an die vergangenen Saison hoch: Nach einer starken, ja völlig überlegenen zweiten Halbzeit verschenkt Rot-Weiss Essen am heutigen Samstag drei Punkte an Titelfavoriten Borussia Mönchengladbach II. Schlüsselszene ist ein dummes und komplett unnötiges Foul von Gino Windmüller kurz vor Schluss.
Die Gladbacher hatten einfach das Quäntchen Glück, analysiert Arie von Lent, der seine Spielerkarriere in rot-weiss beendet hat und jetzt die U23 der Borussia trainiert: „Essen hat unheimlich viel Druck gemacht, wir hatten riesige Probleme.“ Dabei waren die Gladbacher viel besser gestartet, hatten die Partie in der ersten Hälfte über weite Strecken in der Hand.
Bereits in der 1. Minute sprintet Kwame Yeboah alleine auf RWE-Keeper Niclas Heimann zu, nachdem die Fohlen Rot-Weiss den Ball abgenommen hatten. In der 12. senkt sich dann ein Freistoß von Laszlo Benes Richtung Heimanns Kasten, der zur Ecke klären muss. Die Gäste sind technisch stärker, kombinieren besser. Für einen kurzen Moment feiern dürfen trotzdem die Essener, denn Gino Windmüller nickt nach Freistoß von Benjamin Baier ein. Der Schiri pfeift Abseits, in der ersten von insgesamt drei Trinkpausen können die 6.107 Zuschauer die Szene diskutieren. Während RWE-Cheftrainer Sven Demandt unzufrieden vor der Coaching-Zone herumtigert, lassen bei den Teams angesichts der extremen Temperaturen die Kräfte nach und mit dem leistungsgerechten 0:0 geht’s in die kühlen Kabinen.
Was für ein Bock!
Die zweite Halbzeit wird deshalb auch fast ausschließlich in den schattigen Bereich vor der Sparkassentribüne verlegt. Die Gladbacher sind platt, die Roten hauen wieder alles raus und nehmen das Spiel in die Hand. Gute Chancen aus dem Spiel heraus haben jetzt Timo Brauer (57.) und zweimal Frank Löning (60. und 74.), gefühlte zwei Dutzend Ecken gehen aufs Konto der Gastgeber. Nur: Das Tor fehlt. Die letzten Minuten ticken runter und selbst das Unentschieden wirkt gerade wie eine Niederlage. Dann schießt Gino Windmüller in der 87. Minute einen richtigen Bock: Im eins gegen eins versucht der 4er erst lässig abzuschirmen, bis die Murmel ins Aus kullert, rempelt dann den Gegenspieler an, als der nach Ballgewinn an der Linie entlang Richtung Kasten ausbüchst. Die zweite Attacke – von hinten, jetzt im Strafraum – ist Schiri Niclas Dardenne doch zu viel und er pfeift Elfmeter für Gladbach. Heimann springt in seine Lieblingsecke, Borussen-Kapitän Oliver Stang sucht sich die andere aus. Im Stadion Essen herrscht Schweigen – und was soll man dazu auch noch sagen? Dass die Gladbacher Rot-Weiss durch das 0:2 von Djibril Sow den Todesstoß versetzen, kriegen die meisten gar nicht mehr mit. Von den letzten knapp 20 Fans der Westkurve gibt’s Höflichkeitsapplaus.
„Verdient, unverdient – letztendlich zählt das Ergebnis“, gibt sich Cheftrainer Sven Demandt pragmatisch, schlägt aber auch altbekannte Töne an: „Klar merkt man, dass das Selbstbewusstsein fehlt.“ Vorne stimmt’s gerade nicht, hinten stimmt’s gerade nicht: „Wir machen einfach zu viele Fehler.“ Mittlerweile schlägt sich das in der Tabelle nieder: Die Essener haben weiter sieben Punkte, während Borussia Dortmund II mit satten 16 auf Platz eins steht. Wenigstens kommt am nächsten Freitag, 2. September, um 19.30 Uhr endlich mal kein potenzieller Titelaspirant an die Hafenstraße: Zu Gast ist der SV Rödinghausen. Vielleicht schlagen sich dann die eigentlich guten Leistungen der Mannschaft endlich auch in Punkten nieder.
Autor:Alexander Müller aus Essen-Borbeck |
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