RWE verpasst nur knapp DFB-Pokalsensation gegen Gladbach

Geniale Stimmung! Satte 18.500 Zuschauer feierten die DFB-Pokalpartie im Hexenkessel Hafenstraße. Foto: Gohl
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  • Geniale Stimmung! Satte 18.500 Zuschauer feierten die DFB-Pokalpartie im Hexenkessel Hafenstraße. Foto: Gohl
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79 Minuten lang hat Rot-Weiss Essen am gestrigen Freitagabend in der ersten Hauptrunde des DFB-Pokals an der Sensation geschnuppert: Die Gastgeber gingen gegen Bundesligist Borussia Mönchengladbach an der Hafenstraße durch Benjamin Baier zunächst in Führung (29.), erst der Dauerbeschuss der herausragenden VfL-Offensive konnte das Spiel am Ende zum 1:2 kippen.

„Ich müsste lügen, wenn ich behaupten würde, es wäre kein besonderes Los für mich“, gestand Sven Demandt, Chefcoach von Rot-Weiss Essen, vor der DFB-Pokalpartie. Sieben Jahre lang war er für die Gladbacher tätig: zunächst als Trainer der U19, dann als Coach der U23. „Ich habe mich dort immer wohl gefühlt, deshalb gibt es bis heute Kontakte zum Verein.“
Doch nicht nur der Rot-Weiss-Coach hat Erinnerungen an den VfL: „Berti Vogts hatte immer Dünnpfiff, wenn es gegen mich ging“, ließ RWE-Vereinslegende Willi „Ente“ Lippens seinerzeit wissen. In den zwei bisherigen Pokalspielen der Klubs zogen die Roten aber beide Male (1979 und 1982, jeweils 4:0) den Kürzeren. Heute sind die Verhältnisse andere und der Europa-League-Teilnehmer ist beim Regionalligisten zu Gast.

Elf Minuten haben gefehlt

Erwartungsgemäß gehen die Gladbacher von Anfang an volles Tempo und drücken Essen sofort in die eigene Hälfte. Fürs erste Schreckmoment auf der rechten Seite sorgt nach nur vier Minuten der quirlige Ibrahima Traoré im Doppelpass mit Raffael – allein das letzte Zuspiel fehlt. In der der 24. Spielminute können sich die Roten dann überraschend aus der Umklammerung der Grün-Weißen befreien: Kevin Grunds Flanke findet Marcel Platzek, den anschließenden Eckball nickt Philipp Zeiger knapp über die Latte. Fünf Zeigerumdrehungen später ist's tatsächlich passiert: Nach erneuter Flanke von Dennis Malura köpft Mannschaftskapitän Benjamin Baier rechts neben Sommer zur 1:0-Führung für den Viertligisten ein: „Wir haben das Glück, dass wir das Tor machen“, freut sich RWE-Coach Demandt. Bei den Gästen ist zum Ende der ersten Hälfte hin auch die Luft raus, Rot-Weiss positioniert sich jetzt defensiv geschickt und bringt die Führung so in die Kabine.
Dieter Hecking, Trainer von Borussia Mönchengladbach, hält den Fohlen zum Pausentee trotz des Rückstands keine Standpauke: „Wir müssen geduldig bleiben“, gibt er der Elf stattdessen mit auf den Weg. Das wirkt und seine Mannschaft startet mit einer Doppelchance: Thorgan Hazard zieht von der linken Seite nach innen, vertändelt auf dem Weg zur Mitte zwar den Ball, aber Traoré zirkelt ihn von dort noch Zentimeter am Essener Kasten vorbei (52.); kurz danach versucht es Lars Stindl aus gleicher Position. Die Ereignisse überschlagen sich in der 64. Minute, als sich der starke Rot-Weiss-Schlussmann Robin Heller wegen Stindls Volleyschuss ganz, ganz lang machen muss, während Kai Pröger nach Pass von Timo Brauer Gladbach-Goalie Yann Sommer auf der anderen Seite prüft. Unfassbare Szenen spielen sich sechs Zeigerumdrehungen später ab: Kopfball Jannik Vestergaard, Schussversuch Oscar Wendt – und Baier klärt auf der Linie! Die Roten feiern, als wären sie schon in der nächsten Pokalrunde. Die Euphorie der Hafenstraßen-Kicker hält nicht lange an, denn unter dem Dauerbeschuss des Bundesligisten brechen die Dämme letztendlich doch: „Irgendwann haben wir gemerkt, dass wenn wir jetzt dran bleiben, die Fehlerquote bei RWE höher wird und die Fehler haben wir dann genutzt“, erklärt Hecking. Der frisch eingewechselte Jonas Hofmann kämpft sich durch die RWE-Abwehr und stolpert die Kugel im zweiten Versuch neben Heller zum 1:1-Ausgleich ins Netz (79.). Dann dauert es keine drei Minuten, bis die rot-weisse Defensive wieder eine Lücke offenbart, die Raffael eiskalt ausnutzt und die Partie mit der 2:1-Führung für die Fohlen endgültig kippt. Die Essener müssen nun aufmachen, die Gladbacher haben Raum zum Kontern. Bis zum Schlusspfiff sitzen die 18.500 Zuschauer auf den Kanten ihrer Sitzschalen, doch die Begegnung geht mit 2:1 zu Ende.

Stolz auf Mannschaft und Fans

„Ich habe ein fantastisches Pokalspiel gesehen“, lobt Gladbach-Trainer Hecking, „ein großes Kompliment an Sven und seine Mannschaft, die uns heute das Leben richtig, richtig schwer gemacht hat“, gesteht Hecking die Möglichkeit des Ausscheidens ein und zollt Rot-Weiss Essen Respekt. Auch der Essener Coach ist absolut zufrieden: „Ich bin extrem stolz auf das, was wir heute geliefert haben, was die Mannschaft heute geliefert hat und was die Fans heute geliefert haben.“

Autor:

Alexander Müller aus Essen-Borbeck

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