RWE droht nach 0:2 gegen Viktoria der Tabellenkeller
Die weiterhin führungslose Mannschaft von Rot-Weiss Essen musste am heutigen Freitagabend die zweite Niederlage in Folge verpacken und nimmt langsam aber sicher Kurs auf die Abstiegsplätze. Ideen- und mittellos unterlagen die Essener in einer insgesamt schwachen Partie mit wenigen Highlights dem neuen Spitzenreiter Viktoria Köln verdient mit 0:2.
Selbst mit Fluchtlichtatmo und einem potenziellen Titelfavoriten zu Gast bleiben die Ränge des Stadions Essen größtenteils leer und Stadionsprecher Walter Ruege kann nur lieb gemeinte 6.037 Zuschauer durchsagen. Die Zeit bis zum Anstoß nutzt die West mit einer unübersichtlichen Wand aus Transparenten und Plakaten zur Meinungsmache: „Sportlich gehen wir seit Jahren vor die Hunde, vor Gericht geht‘s gegen Fans und Mitarbeiter in die nächste Runde“ kommen einige Klubkritiker nicht auf den Punkt und „Lieber Existenzen riskieren als eigenes Handeln reflektieren“ kommentiert die Akademiker-Fraktion die Ereignisse der letzten Wochen.
Viktoria im Schongang
In den Anfangsminuten tasten sich die beiden Mannschaften vorsichtig ab, die Gäste aus Köln haben etwas mehr Zug zum Tor. Die 1:0-Führung für die Viktoria fällt aus dem Nichts: Köln-Kapitän Mike Wunderlich setzt Timm Golley in der 26. Spielminute mit einem Traumpass perfekt in Szene, aus scharfem Winkel tunnelt der Rot-Weiss-Schlussmann Robin Heller und feiert den Treffer mit einem Salto an der Eckfahne. Das erste Aufbäumen der Essener fünf Zeigerumdrehungen später ist eine Gemeinschaftsproduktion der beiden ehemaligen Viktoria-Spieler Dennis Malura und David Jansen. Maluras Flanke findet den bulligen Sturmtank im Sechzehner, dessen Kopfball zwingt Köln-Keeper Sebastian Patzler zur Parade. Routiniert, glanzlos und unspannend nimmt Viktoria die 1:0-Führung unterm Strich verdient mit in die Kabine.
Die erste Gelegenheit der zweiten Hälfte haben wieder die Rheinstädter: Holzweiler lupft das Leder per Hackentrick rückwärts in den Lauf von Wunderlich, Heller lenkt die Kugel noch ins Aus. Dass bei der anschließenden Ecke Dominik Lanius gestocherter Ball aus keinem Meter Entfernung nicht hinter der Linie landet, grenzt an ein kleines Wunder. Im direkten Gegenzug bringt Rot-Weiss mit einer Doppelchance von Malura und Publikumsliebling Marcel Platzek wenigstens ein bisschen Leben in die Bude (56. und 58.). Ab der 61. Spielminute sind die Essener dann aber in Unterzahl: Golley nimmt Malura auf dem Weg zum rot-weissen Strafraum gut Meter ab, der Außenläufer bringt den quirligen Viktoria-Stürmer kurz vor der Box zu Fall und sieht von Schiedsrichter Benjamin Bläser den roten Karton wegen Notbremse. Erst mit dem Schlusspfiff schlägt Viktoria Gewinn aus der Situation und ein komplett allein gelassener Simon Handle netzt zum 2:0-Endstand ein.
Falsche Begegnung
„Mittlerweile kämpfen wir uns in die Saison rein, sind mit breiter Brust aufgetreten und haben das Spiel über 90 Minuten kontrolliert“, zieht Marco Antwerpen, Trainer von Viktoria Köln, Fazit. Gefährlich seien die Essener höchstens über Standards geworden: „Das haben die sich wahrscheinlich vorgenommen, weil aus dem Spiel heraus nicht so viel ging.“ Während die Viktoria den Essenern im Schongang also eine empfindliche Heimniederlage zufügte, nahm RWE-Interimscoach Carsten Wolters sich die Zeit, eine andere Begegnung zu besuchen: „Für uns war‘s wichtig, dass wir defensiv etwas Stabilität reinbringen und unser Abwehrverhalten war sehr gut“, analysiert Wolters. „Es war eine Topleistung, trotzdem sitzen wir wieder mit null Punkten hier.“ Einziges Manko: „Das Selbstvertrauen ist bei den Spielern nicht bei 100 Prozent.“
Durch die erneute Niederlage ist bereits Wegberg-Beeck in der Tabelle an den Essenern vorbeigezogen, sollten SC Verl am morgigen Samstag und der Bonner SC am Montag gewinnen, steht der RWE auf einem Abstiegsplatz. Sowohl Verl wie auch Bonn haben zwei Partien weniger als die Rot-Weissen. Erholung vom Liga-Alltag gibt‘s Mittwoch: Dann spielt Rot-Weiss Essen im Niederrheinpokal gegen Lokalrivalen ETB Schwarz-Weiß Essen.
Fotos: Debus-Gohl
Autor:Alexander Müller aus Essen-Borbeck |
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