Nur Augen für den Schiedsrichter

Seit zehn Jahren hat Manfred Burkowski (l.) an vielen Spieltagen nur Augen für die Schiedsrichter. Als Beobachter ist er für den Fußballverband Niederrhein in Landes- und Oberliga im Einsatz.
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Das Oberliga-Duell ist ein gutes Spiel, Torraumszenen auf beiden Seiten sorgen für Spannung und zusätzliche Brisanz im ohnehin packenden Abstiegskampf. Doch Manfred Burkowski hat nur Augen für das Schiedsrichtergespann.

Seit zehn Jahren ist der Borbecker als Schiedsrichter-Beobachter für den Fußballverband Niederhein aktiv. Während der laufenden Saison sind es nicht wenige Wochenenden, an denen der 48-Jährige auf den Plätzen zwischen Remscheid und Viersen, Oberhausen und Rees im Einsatz ist.
Block und Stift sind dabei stets griffbereit. Schließlich gilt es, jede relevante Situation und Entscheidung für die gemeinsame Spielanlyse mit dem Schiedrichterteam genau festzuhalten. „Zudem geht ein Bericht an den Verband.“

Erfahrenes Team im Einsatz

Mit Jens Laux und seinen Assistenten Oliver Klostermann und Steffen Strüver ist an diesem Nachmittag ein erfahrenes Team im Einsatz. Man kennt sich, die Begrüßung ist freundschaftlich. Schnell werden noch ein paar Worte über die nicht unumstrittene Schiedsrichterleistung in der Championsleague-Partie zwischen Borussia Dortmund und Malaga gewechselt, dann müssen die Männer in Schwarz/Blau auch schon zum Aufwärmen auf den Platz.
Hilfe bei anfallenden administrativen Aufgaben vor Anpfiff der Partie braucht das eingespielte Team nicht. „Allerdings gehört das bei weniger erfahrenen Schiedsrichtern durchaus mit zu den Aufgaben eines Beobachters“, erklärt Manfred Burkowski. Ebenso wie die „Vermittlung von Ruhe und Gelassenheit“ - so ist es zumindest in den aktuellen Verbandshinweisen für die Saison 2012/13 nachzulesen.

Rote Karte völlig berechtigt

Die Partie wird pünktlich angepfiffen. Schon in den ersten kritischen Szenen der Begegnung gibt das Schiedsrichtergespann eine gute Figur ab. „Das Eingreifen war an dieser Stelle genau richtig“, lobt der Beobachter. Und auch die Tatsache, dass nicht sofort zur Karte gegriffen, sondern der Referee es in diesem Fall bei einer eindringlichen Ermahnung belässt, wird als Positivpunkt notiert.
Ohne Verwarnungen kommt der Schiedsrichter an diesem Nachmittag nicht aus. Nach rüdem Foulspiel von hinten in die Beine des Gegenspielers zieht Laux die rote Karte. Mit einem zustimmenden Kopfnicken wird die Entscheidung des Duisburgers kommentiert - und sofort mit Angabe der Spielminute unter dem Stichwort „Persönliche Strafen“ auf dem großen Block notiert. Gleiches gilt für die Verwarnung des Heimtorhüters. „Der hat 40 Meter vor seinem Tor nichts zu suchen, auch nicht nach einem Platzverweis für seine Mannschaft“, beurteilt Burkowki das Einschreiten an dieser Stelle als genauso notwendig wie der Mann auf dem Platz.
Das Gespann hat die Partie zu jeder Zeit im Griff. „Sehr souverän“, lobt der Beobachter am Ende des 90-minütigen Abstiegsduells in der Oberliga Niederrhein.

Analyse nach dem Spiel

Während für die Spieler nach dem Schlusspfiff der „Arbeitstag“ unter der Dusche endet, setzen sich Schiedsrichter und Assistenten an den Spielbericht. Auch für den Beobachter ist noch längst kein Feierabend. „Ich muss jetzt erst einmal sortieren“, wendet sich Burkowski seinen Notizen zu und bereitet die anschließende Spielanalyse vor. Die findet in der Kabine statt.
Kurz werden die persönlichen Strafen abgeglichen, dann geht es ans Eingemachte. Zu meckern gibt es an diesem Nachmittag wenig. „Das hat mir alles gut gefallen.“
Einzig beim Stellungsspiel des Schiedsrichters sieht der Beobachter Verbesserungsmöglichkeiten. „Beispielsweise nach Freistößen nahe am Mittelkreis.“ Zustimmendes Nicken bei allen Beteiligten, keine strittigen Punkte bei der Anlayse.
„Ich sehe die Beobachtung generell positiv“, erklärt Jens Laux, „und das ganz unabhängig von der heute durchweg positiven Resonanz. Für mich ist das Verfahren in erster Linie ein Coaching, das mich persönlich weiterbringt, denn eine bloße Bewertung der gezeigten Leistung.“ Dennoch wird es eine solche geben. Drei Tage bleiben Manfred Burkowski Zeit, den entsprechenden Bewertungsbogen mit all seinen Rubriken auszufüllen und an den Beobachtungsverantwortlichen des Verbandes weiterzuleiten.

Auch Schiris können aufsteigen

„Auch das Schreiben dauert“, weiß der Borbecker aus Erfahrung. Je nach Spiel und Ablauf kommen da schnell noch einmal drei bis vier Stunden zusammen. „Und natürlich einiges an Text.“ Regelauslegung und Spielkontrolle gilt es auf mehreren Seiten zu bewerten, ebenso wie taktisches Verhalten, Disziplinarkontrolle oder der Umgang mit den Spielern. Nicht zu vergessen die körperliche Verfassung.
Für Jens Laux und seine Assistenten gibt´s eine gute Bewertung, deutlich über der Einstiegsnote von 8,0. „Ob ihm das am Ende der Saison etwas bringt, bleibt abzuwarten“, so Burkowski. Denn möglich ist der Sprung in die nächst höhere Liga auch für einen „Schiri“.

Autor:

Christa Herlinger aus Essen-Borbeck

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