Nach 1:1 im Derby gegen RWO: Uhlig wird neuer Rot-Weiss-Vorsitzender

Soll als Nachfolger von Michael Welling den sportlichen Erfolg an die Hafenstraße bringen: der neue Rot-Weiss-Vorsitzende Marcus Uhlig. Foto: Markus Endberg
  • Soll als Nachfolger von Michael Welling den sportlichen Erfolg an die Hafenstraße bringen: der neue Rot-Weiss-Vorsitzende Marcus Uhlig. Foto: Markus Endberg
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Mit einem leistungsgerechten 1:1-Unentschieden gingen am heutigen Samstag Rot-Weiss Essen und Rot-Weiß Oberhausen im Revierderby an der Hafenstraße auseinander. Die frühe Essener Führung (13.) machten die Oberhausener mit einem Treffer kurz vor Abpiff (89.) wett. Im Anschluss an die Partie gab RWE den Nachfolger des scheidenden Vorsitzenden Michael Welling bekannt: Marcus Uhlig soll den sportlichen Erfolg an die Hafenstraße bringen.

Es war eine ereignisreiche Woche an der Hafenstraße: Den Hochgefühlen des 2:1-Auswärtssiegs gegen Alemannia Aachen und des Gewinns des Fußball-Bildungspreis „Lernanstoß“ durch die Sozialinitiative Essener Chancen stehen der Rücktritt des langjährigen 1. Vorsitzenden Prof. Dr. Michael Welling und der negative Bescheid über die Fußballkarriere von Risiko-Transfer Daniel Engelbrecht gegenüber. Gipfel war nun die Heimpremiere des neuen Rot-Weiss-Essen-Cheftrainers Argirios „Agi“ Giannikis im Derby gegen Rot-Weiß Oberhausen. Auf der West würdigen vor Anpfiff Plakate die Leistung Michael Wellings für den Traditionsklub: „Danke Doc!“

Applaus, Applaus!

Die Brisanz der kampfbetonten Partie sieht man von Beginn an: Beide Mannschaften schenken sich nichts und allein in den ersten Minuten kommen fünf kleine Fouls zusammen. Die offensiv eingestellten Roten kombinieren sich früh vor den Kasten der Kleeblätter und nach Flanke des gerade genesenen Dennis Malura prüft Kamil Bednarski RWO-Keeper Robin Udegbe zum ersten Mal mit dem Kopf (5.). Keimzelle der 1:0-Führung in Minute 13 ist erneut eine Flanke von Malura: Der unermüdliche Außenbahnläufer bedient Marcel Platzek mustergültig und der Publikumsliebling muss bloß den Schopf hinhalten. Die Oberhausener sind nicht komplett abgemeldet und verteidigen nach der Anfangsphase besser, kommen aber lediglich auf ein mehr oder minder gefährliches Distanzschüsschen in der 29. Minute durch Felix Haas – RWE-Schlussmann Robin Heller hält ohne Schwierigkeiten.
Wer hier die Lufthoheit hat, unterstreichen die Essener deutlich nach Wiederanpfiff: RWE-Abwehrchef Zeiger nickt eine Ecke von Kevin Grund in der 49. Spielminute direkt auf Udegbe. Die Kleeblätter werden danach aktiver und drücken auf den Ausgleich. Erst zirkelt Alexander Scheelen die Kugel knapp am Rot-Weiss-Kasten vorbei (67.), hinterher vergibt Philipp Gödde nach Zuspiel des eingewechselten Aloy Ihenacho (68.). Auf der Gegenseite scheitern Bednarski (70.) und Mannschaftskapitän Benjamin Baier (71.). Als sich die 8.217 Zuschauer im Stadion eigentlich schon mit dem Ergebnis angefreundet haben, gelingt den Gästen in der 89. Minute doch der überraschende 1:1-Ausgleich: „Wir hatten zu viele schnelle Ballverluste, das hat uns Kraft gekostet“, erläutert RWE-Chefcoach Giannikis, „am Schluss hat man dann gemerkt, dass Kraft und Konzentration nachlassen.“ Langer Einwurf RWO, von hinten kommt Scheelen angebraust, Heller ist zwar noch dran, kann das Leder aber nur unter die Latte lenken. Angesichts der engagierten Leistungen der Roten drücken die Anhänger ein Auge zu und belohnen die Mannschaft mit Applaus – lang, lang ist‘s her!

Killerinstinkt fehlt noch

„Wir können mit dem Punkt hier leben“, gesteht Mike Terranova, Trainer von Rot-Weiß Oberhausen. „Der Zeitpunkt ist glücklich, wenn man kurz vor Ende den Ausgleich macht. Wir waren zwar nicht unbedingt torgefährlich, aber Kampfgeist und Moral haben in der zweiten Hälfte gestimmt.“ Für Giannikis geht die Entwicklung seiner Mannschaft in Ordnung: „Wir sind defensiv und taktisch stabil: Ich habe keine echte Torchance des Gegners gesehen.“ Aber: „Man muss den Killerinstinkt haben, das 2:0 zu machen.“
Alle übrigen Spiele der Regionalliga-West fanden ebenfalls am heutigen Samstag statt und trotz der zwei verlorenen Punkte macht Rot-Weiss einen Platz gut und klettert auf Rang 13 der Tabelle. Am nächsten Samstag gastieren die Essener beim Vorletzten, TuS Erndtebrück.

Kreis schließt sich

Der Tag an der Hafenstraße ist nach 90 Minuten aber noch lange nicht beendet! Der kurzen Wege für alle Beteiligten halber stellt Rot-Weiss Essen gleich den Nachfolger ihres 1. Vorsitzenden vor: „Fußball ist immer Wahrscheinlichkeitsrechnung“, glaubt Marcus Uhlig. „Wir versuchen, die Wahrscheinlichkeit zu erhöhen, dass sich der sportliche Erfolg einstellt, den sich hier alle so sehr wünschen.“
Zwölf Jahre arbeitete Uhlig in verschiedenen Bereichen des damaligen Drittligisten Arminia Bielefeld, wurde 2009 Pressesprecher, dann Teammanager und im Jahr 2011 schließlich Geschäftsführer. Zwei Aufstiege in die 2. Bundesliga konnte Arminia in dieser Zeit feiern und schaffte es zudem, die traditionell finanziell angespannte Situation auf der Alm erfolgreich zu meistern. Nach dem direkten Wiederaufstieg in die 2. Bundesliga der Bielefelder in der Saison 2014/2015 und dem Erreichen des Halbfinales im DFB-Pokal legte Uhlig sein Amt aus gesundheitlichen Gründen nieder.
„Er ist zielorientiert, hat hinreichende Erfahrung, die Aufgabe in Bielefeld war nicht immer sehr einfach und er hat sie gut gemeistert“, fasst Dr. André Helf, Aufsichtsratsvorsitzender von Rot-Weiss Essen, die Qualitäten des 46-Jährigen zusammen. „Am Ende der Gespräche hat er uns gesagt, dass er langjähriger RWE-Fan ist – das war aber nicht das Einstiegskriterium!“ Tatsächlich stand Uhlig schon einmal kurz vor einem Wechsel an die Hafenstraße. Als Jugendspieler erhielt er eine Anfrage aus Essen, doch seine Eltern machten dem Wechsel einen Strich durch die Rechnung: „So‘n Quatsch, konzentrier‘ dich weiter auf die Schule“, zwinkert Uhlig. Jetzt, 30 Jahre später, schließt sich der Kreis. Ein genauer Termin für die Nachfolge Wellings steht nicht fest, Uhlig soll sich zunächst in aller Ruhe einarbeiten.

Autor:

Alexander Müller aus Essen-Borbeck

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