Mit dem Fahrrad in die Fußball Bundesliga

Ob Bundesliga oder nicht, zum Training muss Henrike Sahlmann noch immer das Rad nehmen. | Foto: Winkler
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Aus dem Getümmel um den Ball hat sie sich schon immer lieber rausgehalten. Das Spiel mit Köpfchen ist vielmehr ihr Ding. Henrike Sahlmann ist 16 Jahre alt, spielt in der U17 Juniorinnen Bundesliga für die SGS und hat in dieser Saison bereits dreimal auch das Trikot der ersten Mannschaft überziehen dürfen.

Mit vier Jahren schnürte die Borbecker Gymnasiastin zum ersten Mal ihre Fußballschule. An der Eichendorffschule trainierten die SGS Minifußballer unter Leitung von Hartmut Bloch, heute Geschäftsführer der SG Schönebeck. Der führte Henrike und die anderen Kindergartenkids in die Grundlagen des Spiels mit Ball ein. „Schon damals zeigte sich, dass ihr das bloße Draufgehen auf den Ball einfach zu blöd war“, erinnert sich Mutter Karin mit einem Schmunzeln.

Sprung in den Bundesligakader

Gegen den Wunsch der Tochter, gemeinsam mit den Freunden einen neuen Sport kennenzulernen, hatten die Eltern nichts. „Allerdings gilt bei uns die Regel, vier bis sechs Mal muss man alles durchhalten, erst dann kann man sagen, ob es einem Spaß macht oder nicht.“ An diese elterliche Vorgabe hat sich Henrike mehr als gehalten. An vier Abenden der Woche steht sie auf dem Trainingsplatz. „Mit meiner Mannschaft, den U17 Juniorinnen, oder aber mit der Ersten“, erklärt die Schülerin der Q1.
Den Sprung in den Bundesliga-Kader hat Henrike Sahlmann geschafft. Jetzt gilt es für sie, sich dort auch zu etablieren. Denn Fußball ist ihre Leidenschaft, dafür verzichtet sie auf ausgedehnte Partys mit ihren Freunden, leistet selbst im Skiurlaub mit der Familie brav die Trainingsaufgaben ab.
Die derzeitige Doppelbelastung bei den Juniorinnen und im Bundesligakader ist für sie kein Problem. „Obwohl es durchaus sein kann, dass ich am Samstag ein Spiel in der U17 habe, am Sonntag dann die Frauen dran sind.“

Traum vom Titel

Wohl fühlt sich die 16-Jährige in beiden Mannschaften. „Das sind schon tolle Truppen“, verrät sie. In der Juniorinnen Bundesliga dürfen die Essenerinnen in dieser Saison sogar vom Titel träumen, bei den Frauen kann es diesmal im Pokal ganz weit nach vorne gehen.
Gegen Wolfsburg, Sindelfingen und Potsdam stand Henrike Sahlmann im Bundesliga Kader. Bei den Heimspielen ist ihre Familie zum Daumendrücken immer mit im Stadion. „Ansonsten haben wir alle auch noch unser eigenes Leben und das dreht sich nicht nur um Fußball“, erklärt Mutter Karin mit einem Augenzwinkern. Das bedeutet aber keineswegs, dass Eltern und Geschwister weniger stolz auf Henrikes Erfolge sind. Zum 14. Geburtstag haben sie ihr ein ganz besonderes Geschenk überreicht. „Die Einladung zur U15 Nationalmannschaft, so richtig mit Schleifchen drum“, muss Karin Sahlmann noch heute lachen. Zwei Tage zuvor lag diese im Briefkasten der Familie. Alle wussten Bscheid, haben aber bis zu Henrikes Geburtstag eisern dicht gehalten. Die Familie steht hinter der erfolgeichen Nachwuchsfußballerin. Eltern, Geschwister, Patentante und -onkel, waren mit dabei, als sie im November erstmals für die U17-Nationalmannschaft spielte. „Ergreifend, als die Nationalhymne gespielt wurde“, erinnert sich die Mutter.
Tochter Henrike sieht das viel pragmatischer. Sie hofft, auch in Sachen Nationalmannschaft weiter am Ball bleiben und sich dort etablieren zu können. „Ende März ist die U17 Weltmeisterschaft in Costa Rica. Ich werde alles geben, um mich für das Team zu empfehlen. Mit einer Nominierung würde ein großer Traum in Erfüllung gehen“, verrät sie.

Auf jeden Fall das Abi machen

Nicht nur sportlich, auch schulisch hat die 16-Jährige ganz konkrete Vorstellungen von ihrer Zukunft. „In werde in jedem Fall mein Abi machen.“ Dass das unter erschwerten Bedingungen stattfinden muss, steht außer Frage. Denn für Lehrgänge oder für Einsätze bei der Nationalmannschaft muss die Schönebeckerin von der Schule freigestellt werden. Und das in schöner Regelmäßigkeit. „Bei der Nationalmannschaft sind häufig Lehrer mit dabei“, berichtet die Gymbo-Schülerin. „Damit wir nicht allzu viel Stoff verpassen und nacharbeiten müssen.“ Sogar Klausuren werden dann geschrieben. „Das alles geschieht in enger Absprache mit meinen Lehrern.“
Dass die Leistungen nicht nur auf dem Fußballplatz, sondern auch in der Schule stimmen, darauf legt man beim DFB großen Wert. Deshalb nutzt die 16-Jährige die Busfahrten zu den Ligaspielen häufig auch zum Lernen. „Sonst wär das manchmal gar nicht zu schaffen.“ Die Begeisterung für den Fußball ist über all die Jahre gleich geblieben. Und noch eines hat sich für Henrike Sahlmann bislang nicht geändert. „Egal ob Bundesliga oder nicht, ich muss immer mit dem Fahrrad zum Training fahren.“

Text: Christa Herlinger

Autor:

Lokalkompass Borbeck aus Essen-Borbeck

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