Kalter Entzug: Schneesäue statt Rasensportler- ein Kommentar zur Winterpause
von www.ruwa-b1.de
Kalter Entzug - Schneesäue statt Rasensportler
ein Kommentar zur Winterzeit
Es gibt nicht viele Dinge, um die ich Engländer beneide – genaugenommen nur zwei.
Grund 1: Frühstück
Man weiß, dass ein hervorragender Tag beginnt, wenn es einem möglich, ja beinahe schon von der Etikette vorgeschrieben ist, dass man den Restalkohol des Vortages mit Speisen neutralisieren darf, die zur Hälfte aus Fett und Salz bestehen. Nichts bringt den geschundenen Leib schneller wieder auf Touren als ein vollwertiges Frühstück, denn dieses, und das haben wir bereits im Kindergarten gelernt, ist die wichtigste Mahlzeit und sollte Grundlage für den ganzen Tag sein. Was könnte sich dazu besser eignen, als gebratenes Schweinefleisch, Ei und dazu in Tomatensoße erwärmte Bohnen. Hier und da werden anbei noch Tomaten, Champignons, manchmal sogar Fritten gereicht.
Mit einem solchen Frühstück im Verdauungstrakt ist es einem möglich, allen Widrigkeiten des Tages zu trotzen, sogar der bittersten Kälte, und damit komme ich zu der anderen Sache, um die ich die Menschen auf der Insel beneide:
Fußballtraining und Fußballspiele im Winter
Während hierzulande beschaulich die Feiertage überstanden, das alte Jahr verabschiedet und das neue begrüßt werden, ruht der Ligabetrieb. Und als wäre das nicht schon fußballfreie Zeit genug, werden noch die Januarwochenenden von gähnender Leere erfüllt. Hallenfußball zählt nicht. Den „Budenzauber" als gleichwertigen Ersatz anzupreisen ist wie Erscheinungen des Heroinentzugs mit Aspirin beikommen zu wollen.
Vor zwei Jahren war es noch so, dass ich die Probleme, die das Schneetreiben in südlichen Regionen Deutschlands bereitet, nicht beurteilen konnte. Bei uns in Essen ähnelte der winterliche Niederschlag- wie auch in England- verblüffend herkömmlichem Regen, ich wusste aber, dass es in südlichen oder östlichen Regionen Deutschlands immer Schnee gab, der auch liegen blieb, wo er hinfiel.
Ein Freund, der aus München in Essen zu Besuch war, schloss aus meinem Erstaunen, dass es in Essen schneite, dass all die lustigen Kinder auf unseren Straßen noch nie einen Schneemann gebaut hatten. Zwar war dem nie so, denn auch uns beschenkte Petrus mit zwei Schneetagen jährlich, deren Schnee sich aber immer schnell in hässlichen Matsch verwandelte, wodurch die Schneemänner schnell recht ungepflegt wirkten.
Um diesem winterlichen Phänomen – womit wir wieder beim Fußball angekommen wären- Herr zu werden, ist die Rasenheizung erfunden worden. Reichte diese nicht aus, konnte ein orangefarbenes Spielgerät bei der Ausübung unseres Lieblingssport helfen.- Leider meist nur auf Rasenplätzen und nur selten im Amateurbereich.
Der Engländer lässt sich da nicht lange bitten. In der Zeit zwischen Heiligabend und Neujahr ist es ihm möglich, drei Spieltage unterzubringen. Im Januar wird rigoros weitergespielt.
Und selbst wenn die Junioren mal Pause haben, sie haben wenigstens ein vernünftiges Fernsehprogramm mit den Spielen der Premier-League.
Während wir hier mit Skispringen, Biathlon, Eisschnelllauf und den dazugehörigen Interviews in den grausamsten Akzenten aller Alpenregionen gequält werden, rollt auf der Insel der Ball.
Naja, ändern können wir daran nicht viel. Schwimmbad, theoretisches Taktiktraining, Soccerhalle und Einheiten im Fitnessraum vertreiben uns derzeit die Langeweile und zeigen, dass wir immer bereit und gespannt auf neue Dinge sind und uns auch im Winter nicht den Spaß verderben lassen.
Und dennoch werde ich mich, wie alle Jahre, schneeköniglich freuen, wenn der MDR statt nordischer Kombination ein Hallenturnier aus Zwickau überträgt (Aspirin – etwas weniger Schmerz auf dieser Welt) und fiebere die restliche Zeit demTrainingslager und den ersten Testspielen entgegen, welche der Trostlosigkeit ein Ende bereiten.
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Autor:Ingo Jankowski aus Essen-Borbeck |
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