Essen: „Elf Freundinnen“ fordern Rekordmeister Turbine Potsdam
„Torfabrik“ trifft „Serientäter“. Im ersten Halbfinale um die Deutsche B-Juniorinnen-Meisterschaft stehen sich am Freitag (ab 14 Uhr) im Stadion Essen an der Hafenstraße mit Gastgeber und West-Meister SGS Essen sowie dem Nord/Nordost-Titelträger 1. FFC Turbine Potsdam
die treffsicherste Mannschaft der gesamten B-Juniorinnen-Bundesliga (Essen mit 71 Toren) und das einzige ungeschlagene Team (Potsdam mit 15 Siegen und drei Remis) während der regulären Saison gegenüber.
Während die Essenerinnen Neuling in der Meisterschaftsendrunde sind, war Rekordmeister Potsdam (insgesamt zehn Titel) im vergangenen Jahr im Halbfinale am späteren Deutschen Meister FC Bayern München gescheitert (1:2, 1:6). Diesmal wollen die Brandenburgerinnen unbedingt wieder das Finale am Samstag (ab 11 Uhr) erreichen.
Im aktuellen DFB.de-Interview äußern sich die Trainer Petja Kaslack (Essen) und Sven Weigang (Potsdam) zu den Chancen ihrer Mannschaft bei der Endrunde, die Premiere des Final Four-Turniers und die Entwicklung der B-Juniorinnen-Bundesliga.
DFB.de: Am Freitag und Samstag wird in Essen der Deutsche B-Juniorinnen-Meister gesucht. Warum hat es Ihre Mannschaft verdient, beim Final Four-Turnier an der Hafenstraße mit dabei zu sein?
Petja Kaslack: Weil sich jede Spielerin im Laufe der Saison sehr gut weiterentwickelt hat. In einigen Partien haben wir uns zwar nicht mit Ruhm bekleckert, dafür aber immer als Team funktioniert. Bei uns stimmt der Spruch von den „elf Freundinnen“, die auf dem Platz stehen. Die Mannschaft zeichnen vor allem ihr Teamspirit und ihr Hunger auf Erfolge aus.
Sven Weigang: Wir haben die gesamte Saison ohne Niederlage überstanden und unseren ärgsten Konkurrenten SV Werder Bremen zweimal besiegt. Das spricht für die Mannschaft, zumal der Druck immer auf uns lastet. Dass wir bei der 15. Auflage der Endrunde auch zum 15. Mal dabei sind, sagt schon einiges aus.
DFB.de: Übt die Doppelveranstaltung mit den Halbfinalpartien und dem Endspiel an zwei aufeinanderfolgenden Tagen einen besonderen Reiz aus?
Kaslack: Auf jeden Fall, schließlich spielen wir vor eigenem Publikum und hoffen auf viele Zuschauer. Mit den anderen drei Teams zwei Tage auf sehr engem Raum zusammen zu sein, ist schon etwas Besonderes. Wegen der kurzen Pause zwischen den Partien wird für die beiden Finalisten die Fitness eine entscheidende Rolle spielen. Wir sind alle sehr gespannt, wie dieses Experiment verlaufen wird.
Weigang: Diese Situation mit möglicherweise zwei so wichtigen Spielen an zwei Tagen ist auch für unsere Spielerinnen neu und eine außergewöhnliche Situation. Es treffen schließlich die vier besten Mannschaften aus Deutschland aufeinander. Umso größer ist unser Wunsch, das Finale nicht von der Tribüne aus ansehen zu müssen.
DFB.de: Wie schätzen Sie den jeweiligen Halbfinal-Gegner ein?
Kaslack: Durch die optimale Infrastruktur mit ihren Schulkooperationen und die besseren wirtschaftlichen Möglichkeiten ist uns Turbine noch einiges voraus. Trotzdem müssen wir uns ganz bestimmt nicht verstecken, sondern werden alles versuchen, das Finale zu erreichen.
Weigang: Im Kader der SGS stehen zahlreiche Nationalspielerinnen, ihre Aufgaben in der Meisterschaft haben die Essenerinnen recht souverän gelöst und trotz eines kleinen Hängers mit dem 4:5 gegen Bayer 04 Leverkusen am Ende deutlich den Titel geholt und noch dazu die meisten Tore erzielt. Hinzu kommt der Heimvorteil. Wir sind also gewarnt.
DFB.de: Was würde Ihnen, Ihrer Mannschaft und Ihrem Verein der Gewinn des Meistertitels bedeuten?
Kaslack: Er würde unterstreichen und den Verein dafür belohnen, was wir hier in den vergangenen Jahren aufgebaut haben. Nicht zuletzt auch dank des Einsatzes unseres Cheftrainers Markus Högner sind wir auf einem guten Weg, unsere Nachwuchsarbeit weiter zu verbessern. Bis auf drei externe Spielerinnen, die wir dazu geholt haben, stammen alle Mädels unseres U 17-Kaders aus den eigenen Reihen.
Weigang: Unser Hauptziel ist nicht der sportliche Erfolg, sondern das Heranführen der Spielerinnen an die erste Frauen-Mannschaft. Trotzdem würde ein Titelgewinn zeigen, dass die Mädchen auch mit Druck umgehen und sich in schwierigen Situationen durchsetzen können. Erfolg ist auch die beste Motivation für den weiteren Weg.
DFB.de: Das Final Four-Turnier ist der Abschluss der zweiten Saison in der 2012 neu eingeführten B-Juniorinnen-Bundesliga. Wie fällt Ihr bisheriges Fazit für die neue höchste deutsche U 17-Spielklasse aus?
Kaslack: Ich sehe das positiv. Zum einen ist das sportliche Niveau sehr hoch, zum anderen sind die gesamten Anforderungen - etwa auch mit teilweise recht weiten Anfahrtswegen und einem hohen Trainingsaufwand - eine gute Vorbereitung auf den Frauenfußball.
Weigang: Die Einführung der Bundesliga war auf jeden Fall eine gute Entscheidung. Nach den ersten drei Jahren sollte man dann schauen, welche Möglichkeiten der Optimierung es noch gibt.
Von mspw
Autor:Jürgen Ruhrmann aus Essen-Borbeck |
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