Der TV Dellwig zeigt, dass Ringen wieder in ist!

So wird‘s gemacht! Nach Aufwärmen und Stretch- sowie Dehnübungen steht Techniktraining auf dem Programm.Fotos: Müller
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Nachdem die erste Hysterie der Flüchtlingswelle aus 2016 und 2017 halbwegs überstanden ist, wird sich die Gesellschaft langsam ihrer eigentlichen Aufgabe bewusst: der Integration, nicht nur der in den vergangenen Jahren geflüchteten Menschen. Wie das funktionieren kann, zeigt der gerade in Bergeborbeck beheimatete Ringerklub TV Dellwig: Mann gegen Mann geht‘s auf die Matte!

„Ringen ist Raufen mit Regeln“, erklärt Dimitri Wegner, Jugendtrainer des TV Dellwig, die Faszination des Vollkontaktsports auf Kinder und Jugendliche, „im Prinzip liegt es ihnen im Blut.“ Sieht man den Elan der im Schnitt 15 angehenden Ringer, die jeweils Dienstag, Donnerstag und Freitag zum Training aufschlagen, glaubt man das sofort.
Zum Sport geht‘s für die Kids zwischen fünf und 13 Jahren nicht mehr wie noch vor rund zehn Jahren zur Kraienbruchschule, sondern an den Stadthafen in Bergeborbeck. Seit dieser Zeit beherbergt Ralf Teichmann, 2. Vorsitzender des TV Dellwig, die Athleten auf dem Gelände seiner gleichnamigen Firma. In Dellwig gab's Schwierigkeiten mit dem Zustand der Sportstätte sowie den Hallennutzungszeiten. Dabei ist 24-Stunden-Verfügbarkeit ein Muss für die Wettkampfsportler des in 1893 gegründeten Turnvereins, um Alltag und Training vereinbaren zu können.

Mann gegen Mann

Ziel beim Ringen ist, den Gegner auf die Schultern zu legen – mit fairen Mitteln: „Schlagen, kneifen oder treten sind ein Unding“, bestätigt Wegner vom TV Dellwig. Der Weg zu diesem Ziel führt über ein abwechslungsreiches Training. Ringen ist eine der wenigen Sportarten, in der fast jede Muskelgruppe aktiviert wird. Trotzdem staunt man nicht schlecht, wenn die Kinder Flikflaks und Saltos schlagen. Nach Aufwärmphase sowie Dehn- und Stretchübungen steht das Techniktraining auf dem Programm. Hier zeigt sich, dass Ringen ein Mannschaftssport ist und nur zu zweit, Mann gegen Mann Spaß macht: „Gemeinsam schwitzen und gemeinsam leiden: Das schweißt zusammen“, schmunzelt Wegner. „Wenn du auf die Matte kommst, interessiert es niemanden, ob dein Vater Anwalt oder Hartz-IV-Empfänger ist.“
Genau auf dieses Moment setzt Sandra Sadowski aus der Stabsstelle Integration der Stadt Essen: „Im Sport ist es nicht wichtig, welche Sprache du sprichst. Ein Kind hat mir einmal gesagt: Hier bin ich nicht der Flüchtlingsjunge, der nicht gut Deutsch kann, sondern der super Ringer.“ Seit vergangenem Jahr engagieren sich Sadowski und ein Kompetenzteam, um im Bezirk IV die Fäden zusammenzuführen, Akteure zu vernetzen und bei Bedarf integrative Angebote zu schaffen. Die Stadt will so dezentral die Mammutaufgabe bewältigen, die sich besonders mit dem Zuzug in den Jahren 2015 und 2016 ergeben hat. Mittlerweile leben mehr als 20.000 Geflüchtete in Essen. Zuhause sind sie in den Stadtbezirken. Zwei von der Stabsstelle erfolgreich organisierte Integrationskonferenzen im Großraum Borbeck lenken das Projekt in die richtigen Bahnen, unverzichtbar sind aber ehrenamtliche Helfer: „Echte Integration funktioniert nur durch den Kontakt zu ihnen“, bestätigt Sadowski. „Sie können Freundschaften und tiefe Verbindungen entstehen lassen.“

Berufliche Anlaufstelle

Doch nicht nur Freundschaften entstehen aus der Arbeit von Institutionen, Initiativen und Vereinen. In der durch die Vorsitzenden Heinz und Ralf Teichmann eng mit dem TV Dellwig verknüpften Bergeborbecker Firma finden Flüchtlinge zugleich eine berufliche Anlaufstelle. So kam der aktuelle Projektleiter im Vertrieb Laufkrane, Zalimhan Visajtaev, 2001 nach Deutschland und fand übers Ringen schnell Anschluss. Der erste Kontakt zu Teichmann entstand während eines dreiwöchigen Schulpraktikums, aus dem sich eine feste Anstellung entwickelte.
Ähnlich ging‘s den aus Tschetschenien migrierten Brüdern Hamzat und Ramzan Awtaew. Während der eine seine Ausbildung macht, ist der andere bereits im Unternehmen eingestellt. Ramzan Awtaew ist gleichzeitig amtierender Juniorenweltmeister im Ringen. Am Motto des TV Dellwig gibt‘s kaum Zweifel: Ringen ist wieder in.

Kontakt

Wer sich selbst ehrenamtlich engagieren möchte, meldet sich bei Sandra Sadowski unter 0201 88 51 672 oder per E-Mail an sandra.sadowski@jugendamt.essen.de. Zusätzliche Infos zum TV Dellwig gibt‘s auf www.tv-dellwig.de.

Autor:

Alexander Müller aus Essen-Borbeck

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