65-Jährige suchte nach dem Tod ihres Mannes eine neue Herausforderung
Rosi auf Reisen: Schönebeckerin war vier Monate in Argentinien unterwegs
"Don't cry for me, Argentina", dies könnte auch Rosi Hentschke sagen, denn kaum von ihrer viermonatigen Reise zurückgekehrt, würde die unternehmungslustige Borbeckerin am liebsten schon bald wieder in den Flieger steigen und nach Argentinien düsen. Doch, nun der Reihe nach.
Auslöser für den Solo-Trip war der Tod ihres Mannes Dr. Thomas Hentschke. Der Frintroper Urologe verstarb im August vergangenen Jahres. "Kurz nach seinem Tod ist in mir die Entscheidung gereift, nach Argentinien zu fliegen. Ich habe nach einer neuen Herausforderung gesucht, nachdem ich ihn acht Jahre lang gepflegt habe. Ich wollte ein neues Leben finden." Warum die Destination ausgerechnet Argentinien sein sollte, ist schnell erklärt: "Unsere besten Freunde sind Argentinier, die normalerweise in Deutschland leben, aber im Frühjahr stets dort Urlaub machen."
Bereit für Abenteuer
So packte die 65-Jährige kurzerhand ihre Sachen und stieg am 21. Februar allein in den Flieger, bereit für Abenteuer und ein neues Leben. Nach einem Zwischenstopp in Madrid, ging es nochmals in die Lüfte und nach 13 Stunden landete Rosi Hentschke in Buenos Aires. Die ersten zwei Wochen verbrachte die agile Seniorin mit dem befreundeten Ehepaar und nutzte die Zeit "als guten Einstieg". Doch dann kam der Tag des Abschieds und die gebürtige Bayerin war plötzlich alleine in der großen Stadt.
Intensiv-Sprachkurs
Damit sie auch in der Landessprache mit den Einheimischen kommunizieren konnte, buchte sie einen fünfwöchigen Intensiv-Spanischkurs, der es in sich hatte: Wie sich schnell herausstellte, bestand die Gruppe aus lediglich zwei Personen. Fortan musste die Borbeckerin von 9 bis 13 Uhr Vokabeln und Grammatik pauken, ab 14 bis 16 Uhr standen Besichtigungen und freie Konversation auf dem Programm. "Danach war ich richtig kaputt", gibt die 65-Jährige offen zu und weiter: "Das Leben fand zu dieser Zeit nur am Wochenende statt." Die harte Arbeit trug Früchte: Schnell knüpfte Hentschke neue Kontakte, nahm im zweiwöchigen Rhythmus an bilingualen Treffen von Deutsch-Argentiniern teil und machte ihre erste tänzerische Begegnung mit dem Volkstanz "Tango".
Gänsehaut-Moment
Nach sechs Wochen Buenos Aires startete sie ihre geplante Rundreise mit einer Reisegruppe. Das erste Ziel war der Perito Moreno Gletscher bei El Calafate im Süden. Über Buenos Aires ging es nach Salta, einer Provinz im Nordwesten Argentiniens, wo sie die imposanten Salzseen besuchte. Den Höhepunkt bildete jedoch der Abstecher zu den weltbekannten Iguazú-Wasserfällen. Ein Gänsehaut-Moment, der ihr heute noch Tränen in die Augen treibt: "Das ist wow. Da war ich so platt, dass mir bei diesem Naturschauspiel die Tränen runterliefen."
Praktikantin im Sammellager
Wieder in Buenos Aires angekommen, meldete sie sich bei der "Foundation Si" an, wo sie als Praktikantin in einem Sammellager Kleider, Essen und andere Dinge sortierte, die in die Provinzen gebracht wurden. Eine Tätigkeit, die ihr zeigte, wie viel Armut es in Südamerika wirklich gibt und "über welche Nichtigkeiten wir uns hier aufregen".
Jede Menge Eindrücke
Nach vier Monaten beschloss die Borbeckerin, wieder nach Deutschland zurück zu kehren. "Ich wollte eigentlich ein halbes Jahr in Argentinien bleiben, habe jedoch festgestellt, dass ich nach dieser Zeit sehr gefestigt und nun in der Lage war, mir ein neues Nest zu bauen." Ihr Reise-Fazit: "Es ist ein Land, dessen Besuch sich lohnt. Die Landschaft und die Menschen haben mich sehr beeindruckt. Es hat eine atemberaubende Natur und der Sternenhimmel ist unglaublich und ich werde bald wieder dahin fliegen", schwärmt sie und weiter: "Ich bin ruhig geworden und habe gelernt, ganz anders mit dem Tod meines Mannes umzugehen!" Don't cry for me, Argentina ...
Text: Andrea Becker
Fotos: privat
Autor:Lokalkompass Borbeck aus Essen-Borbeck |
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