Wenn "müssen müssen" zum Problem wird

Die Borbecker Ärztin Nadja Tatros möchte das Problem vieler Schulkinder mit dem "müssen müssen" in den Griff bekommen.Mit Hilfe von Partnern und Sponsoren startet sie das Projekt "Gesundheit unserer Schulkinder". | Foto: Foto: Winkler
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Jeden Tag das gleiche Bild. Wenn Lotta mittags aus der Schule kommt, fliegt der Tornister in die Ecke, die Achtjährige flitzt mit affenartiger Geschwindigkeit auf die Toilette.

Die Borbecker Internistin Dr. Nadja Tatros-Tajer kennt Lottas Problem genau. „Ich beobachte zunehmend, dass immer mehr Kinder und Jugendliche mit Harnwegsinfektionen oder Beschwerden, verursacht durch chronische Verstopfung, in die Praxis kommen“, erklärt die Medizinerin. Diese Häufung dürfe keineswegs auf die leichte Schulter genommen werden. „Die Spätfolgen häufiger Harnwegsinfektionen und Darmerkrankungen sind gravierend.“ Außerdem wirke sich das dauerhafte Einhalten negativ auf Konzentration und Lernleistung der Schüler aus. „Klar, dass die Kinder irgendwann nur noch hoffen, dass der Unterrichtstag bald beendet ist.“

Gesundheit unserer Schulkinder

Aus Gesprächen mit den kleinen Patienten weiß die Ärztin, warum viele den Gang auf die Schultoilette scheuen. „Sie finden es einfach ecklig.“ Aus diesem Grund hat sich Nadja Tatros Mitstreiter und Unterstützer gesucht und diese in der Ursula und Klaus Metzelder-Stiftung auch gefunden. Mit Hilfe der Partner möchte die Medizinerin das Projekt „Gesundheit unserer Schulkinder - gepflegte Sanitäranlagen“ im Großraum Borbeck in Angriff nehmen.
Wer nun jedoch an die Bereitstellung von zusätzlichem Reinigungspersonal denkt, liegt falsch. „Uns geht es darum, für Aufsicht in den Toiletten zu sorgen. Die Aufsichtspersonen begleiten und führen die Kinder, nehmen sie sprichwörtlich an die Hand und tragen so dafür Sorge, dass Sauberkeit groß geschrieben wird, Vandalismus auf den Toilettenanlagen der Schulen nicht oder zumindest nicht mehr in dem bisherigen Maße stattfindet“, erklärt Nadja Tatros ihr Engagement.

An der Dürerschule klappt´s

Dass das Aufsichtsmodell funktioniert, zeigt das Beispiel Dürerschule. „Bei uns sind die Toiletten kein Problem mehr“, erklärt Schulleiterin Angela Effing-Sagel. Seit Jahren gibt es an der Gemeinschaftsgrundschule an der Wallstraße eine Mitarbeiterin, die sich um die Aufsicht in den Toiletten kümmert. „Gesundheitserziehung ist ein Aspekt, der auch in der Grundschule immer breiteren Raum einnimmt. Für die Kinder ist die Mitarbeiterin inzwischen eine ganz wichtige Ansprechpartnerin, für uns gehört sie wie alle anderen zum Team“, so die Schulleiterin.
Innerhalb des Kollegiums sei damals die Idee entstanden, eine solche Stelle an der Schule einzurichten. „Die Eltern wurden informiert, tragen die Idee voll mit.“ Das Beispiel Dürerschule zeigt, dass sich eine solche Initiative ohne großen bürokratischen Aufwand realisieren und fest an der Schule installieren lässt.
Eine Toilettenaufsicht soll nach Vorstellung von Dr. Nadja Tatros nun an möglichst vielen Borbecker Schulen eingeführt werden. Damit die Idee Früchte tragen kann, sind auch die Schulen gefordert. „Wer Interesse hat, kann sich einfach bei mir melden. Erste Gespräche können dann folgen.“ Aber auch die Eltern möchte die Medizinerin mit ins Boot holen. „Optimal wäre es, wenn sich möglichst viele von ihnen für das Projekt stark machen, das Ganze mit einem Beitrag von 1,50 Euro im Monat unterstützen würden.“ Das Geld fließt in einen großen Topf, „daraus werden dann alle Schulen bedacht.“

Krankenkassen und Banken

Das Gros der notwendigen Mittel übernehmen allerdings Sponsoren. „Auch mit den Krankenkassen und Banken in Borbeck habe ich gesprochen und um Unterstützung geben“, so die Internistin. Die ist auch gerne bereit, im Rahmen von Vorträgen über die Relevanz des Themas zu informieren. „Damit die Kinder eben nicht Tag für Tag bis zu Hause warten müssen, mit ihrem Toilettengang.“
Dr. Nadja Tatros-Tajer ist Initiatorin und Ansprechpartnerin für das Projekt „Gesundheit unserer Schulkinder“. Interessierte Borbecker Schulen werden gebeten, sich mit der Medizinerin in Verbindung zu setzen.

Autor:

Christa Herlinger aus Essen-Borbeck

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