Vegan leben ist mehr als Grünzeug und Körner

Sieht aus wie Mett, ist aber keins. | Foto: Winkler
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Sandra hat sich vorgenommen, komplett vegan zu leben. Ihre Hochzeit hat die überzeugte Borbecker Vegetarierin noch abgewartet. Doch ab sofort haben tierische Produkte in ihrem Leben keinen Platz mehr. Bei Ehemann Daniel ist das anders, bei ihm darf die Leberwurst zum Frühstück nicht fehlen.

Für ihre gemeinsame Zukunft sehen die Frischangetrauten in ihren unterschiedlichen Ernährungsvorlieben kein Problem. „Wir teilen uns weiterhin einen Kühlschrank. Und wenn Daniel Lust auf Fleisch hat, dann soll er es essen. Ich muss da ja nicht mitmachen“, erzählt die Borbeckerin und erfüllt damit so ganz und gar nicht das Klischee einer „voll auf Linie agierenden“ Veganerin.

Geschundene und gequälte Kreaturen

Bei Nicole Gettler rennt sie damit offene Türen ein. „Wir müssen uns frei machen von der Vorstellung, dass veganes Leben daraus besteht, sich ausschließlich von Körnern und Grünzeug zu ernähren.“ Die Borbeckerin selbst lebt seit zwei Jahren konsequent vegan. „Zuvor war ich viele Jahre Vegetarierin“, erzählt sie. Doch irgendwann wanderte komplett alles, was über tierische Inhaltsstoffe verfügte, in den Mülleimer. „Ich habe rigoros alles weggeworfen, hätte es nicht mehr heruntergebracht.“ Die Bilder von geschundenen und gequälten Kreaturen im Kopf der Tierfreundin waren nach einem Besuch auf Hof Butenland einfach zu präsent. Auf dem Gnadenhof in der Nähe von Wilhelmshafen ist Nicole Gettler noch immer häufiger Gast. „Schließlich lebt dort mein Patenschwein Lui.“

Schmeckt wie Mett, ist aber keins

EinFoto des imposanten Mini-Ebers schmückt auch die Café-Räume am Weidkamp 5. Dort hat sich Nicole Gettler mit dem „Café fleischlos“ einen Traum erfüllt.
Sandra und Daniel sind inzwischen Stammgäste am Weidkamp. Ob auf ein Stückchen veganen Schoko- oder Zitronenkuchen, ein „Mett“-Brötchen, das zwar so schmeckt wie es heißt, aber aus rein veganen Zusatzstoffen besteht oder aber eine Portion Nudelsalat mit „Vürstchen“: die Beiden „probieren“ sich munter durch die Karte.
Sandra ist angesichts der vorhandenen Vielfalt voll in ihrem Element. Und auch Ehemann Daniel kann sich für die Kreationen „so ganz ohne Tier“ begeistern. Ich bin offen für alles, probiere gerne Neues aus. Und ich muss sagen, es schmeckt mir“, erklärt er nach einem Biss in das vegane „Mett“-Brötchen.
Komplett auf tierische Produkte verzichten möchte der Borbecker allerdings nicht. Nicole Gettner zeigt Verständnis. „Leute zum veganen Leben zu überreden, missionarisch tätig zu werden, das ist überhaupt nicht mein Anliegen.“ Sie möchte vielmehr zeigen, dass veganes Essen eine echte Alternative ist. „Für einen selbst und für die Umwelt.“
Schon ein fleischloser Tag pro Woche schone die natürlichen Ressourcen, wirke sich positiv auf den Treibhauseffekt aus und bedeute eine geringere Belastung des Grundwassers durch Gülle. Die Umstellung auf eine vegane Ernährungs- und Lebensweise erfordere Zeit. „Zumindest am Anfang“, räumen Nicole Gettler und Sandra ein.

Am Anfang braucht der Einkauf Zeit

„Man muss beim Einkaufen genau auf Zusammensetzung und Zutaten achten. Was man nicht kennt, notieren und im Internet recherchieren.“ Den Schritt hin zum veganen Leben haben die Beiden trotz des Zeitaufwands noch nie bereut. „Mir geht es seitdem einfach viel besser, ich bin voller Power und körperlich besser drauf.“
Neben der Möglichkeit zum veganen Frühstück und dem wöchentlich wechselnden Mittagstisch (11.30 bis 14 Uhr) bietet Nicole Gettler in ihrem „Café fleischlos“ eine Auswahl an veganen Lebensmitteln: Von Schokolade über Käse, Eierersatz und Sojagranulat reicht die Auswahl.
„Super“, freut sich Veganerin Sandra, „sonst musste ich immer für alle Produkte, die es nicht im Supermarkt gibt, ganz schön lange Wege auf mich nehmen. Nähergelegene Alternativen kannte ich nicht. “
Das „Café fleischlos“ am Weidkamp in Borbeck ist von Montag bis Freitag von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Samstags von 9 bis 13 Uhr.

Autor:

Christa Herlinger aus Essen-Borbeck

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