Marienhospital in Altenessen und St. Vincenz Krankenhaus in Stoppenberg werden nicht weitergeführt
Philippusstift wird stationäres Zentrum der medizinischen Versorgung im Essener Norden
Im Januar beschloss der Aufsichtsrat der Contilia: Die Zukunft der Katholischen Kliniken Essen Gmbh werde nicht unter dem Dach der Contilia stattfinden. Die KKE werden verkauft. Heute gab`s den Rückzieher: „Seit fast 180 Jahren tragen wir Verantwortung für die Gesundheitsversorgung der Menschen im Ruhrgebiet. Dieser Verantwortung wollen wir für die Menschen im Norden Essens auch weiterhin gerecht werden", so der Contilia Aufsichtsratsvorsitzende.
Die Wellen schlugen hoch, als bekannt vor knapp fünf Monaten bekannt wurde, die Contilia nehme Abstand von dem geplanten Krankenhausneubau in Altenessen und wolle für die KKE GmbH einen Verkaufsprozess auf den Weg bringen. „Die Vielzahl und Rasanz der Veränderungen im Gesundheitssystem haben dafür gesorgt, dass wir als gemeinnütziger Träger das Risiko für eine so langfristige Investition nicht verantworten konnten“, so Jens Egert, seit Oktober 2019 Mit-Geschäftsführer der Contilia.
Es ist eine Menge Porzellan zerschlagen worden. "Wir haben damit das Vertrauen und die Geduld der Menschen im Essener Norden, der Verantwortlichen in der Politik und nicht zuletzt unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern stark gefordert“, konnte Dr. Dirk Albrecht, Vorsitzender der Contilia Geschäftsführung, die Emotionen heute nachvollziehen. „Ich bedaure insbesondere, dass es dadurch zu den Auseinandersetzungen innerhalb der Kirchengemeinde St. Johann Baptist gekommen ist.“
Essen versorgt Essen: Verstärkte Kooperation mit anderen Krankenhausträgern
Unter der Prämisse ‚Essen versorgt Essen‘ ist ein neues Konzept entstanden, in dessen Kern es unverändert darum geht, die Gesundheitsversorgung für die Menschen im Essener Norden zu sichern, die Notfallversorgung langfristig zu garantieren und ambulante Medizin konsequent dort einzusetzen, wo sie möglich ist. „Wir werden dazu deutlich stärker auch im Essener Norden mit den anderen Krankenhausträgern kooperieren“, verspricht Dr. Albrecht.
Borbeck wird Herz der stationären medizinischen Versorgung im Norden
Konkret soll das Philippusstift in Borbeck das Herz der stationären, medizinischen Versorgung im Essener Norden sein. Das Krankenhaus soll so entwickelt werden, dass dort alle wohnortnahen Operationen, Behandlungen und Therapien im stationären und ambulanten Betrieb in größtmöglicher Qualität angeboten werden. Dafür werden am Standort zukünftig umfangreiche Neubaumaßnahmen umgesetzt. Das Philippusstift wird zur zentralen Anlaufstelle für die Notfallversorgung im Essener Norden.
Der Standort Haus Berge ist in seiner Infrastruktur auf dem neuesten Stand. Mit dem bestehenden Lehrstuhl für Geriatrie der Universität Duisburg-Essen werden Contilia und die Universitätsmedizin den Weg der Zusammenarbeit weiter intensivieren.
Aus für Marienhospital und St. Vincenz Krankenhaus
Das Marienhospital Altenessen und das St. Vincenz Krankenhaus in Stoppenberg werden nicht weiter betrieben. Die Fachbereiche und Behandlungskapazitäten der Standorte in Altenessen und Stoppenberg sollen auf die übrigen Standorte der Contilia und der Universitätsmedizin Essen aufgeteilt oder in weiteren Kooperationen realisiert werden.
„Wir wissen, dass für die Menschen in dieser Stadt die Qualität der Behandlung das Maß aller Dinge ist“, so der Mediziner Dr. Albrecht. Dies gilt unter anderem auch für das Thema Geburt. Mit dem Elisabeth-Krankenhaus und der Uniklinik verfüge Essen über zwei so genannte Perinatalzentren Level 1, Zentren mit der höchsten Versorgungsstufe, in denen schon heute der Großteil aller Essener Geburten stattfinden. Darüber hinaus gibt es in Essen eine weitere ausgewiesene Geburtsklinik im Alfried Krupp Krankenhaus.
Neue medizinische Versorgungsstruktur unter Federführung der Universitätsmedizin
In Altenessen soll unter Federführung der Universitätsmedizin in enger Abstimmung mit den niedergelassenen Ärzten und weiteren Partnern eine neue medizinische Versorgungsstruktur entstehen. Passend zur Digitalisierungsoffensive Smart Hospital will die Uniklinik damit einen wesentlichen Schritt zur digitalbasierten Weiterentwicklung und Vernetzung der medizinischen Versorgung in Essen gehen. „Wir nehmen die uns angetragene Aufgabe sehr gerne an, den Essener Norden an die universitätsmedizinische Versorgung anzuschließen, unter Einsatz modernster Technologien, die den Menschen deutlich stärker als bisher in den Mittelpunkt stellen“, fasst Prof. Dr. Jochen A. Werner, Vorstandsvorsitzender der Universitätsmedizin Essen zusammen.
Fachärztliche Betreuung, ambulantes Operieren und Notfallversorung sind sicher
„Mit diesem Projekt wollen wir die Basis für eine viel stärkere Kooperation von ambulant und stationär schaffen, was den Belangen der Essener Patienten entgegenkommt.“
Damit werden die fachärztliche Betreuung, ambulantes Operieren und die Notfallversorgung sichergestellt. „Auch hier stehen wir bereit, um unseren Beitrag zu leisten. Als Teil des sehr guten Gesundheitsnetzwerks der Stadt Essen stehen wir auch für einen Runden Tisch zur Versorgungssicherheit der Bürgerinnen und Bürger im Essener Norden zur Verfügung", so Dr. Albrecht.
Sozialverträgliche Konzepte für Mitarbeiter: Aber nicht alle Arbeitsplätze bleiben erhalten
Für die Zukunft der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter konnten bereits im Vorfeld der Entscheidung tragfähige und sozialverträgliche Konzepte erarbeitet werden. Aufgrund der großen Nachfrage nach medizinischem Personal in allen Bereichen wird der Wechsel in eine andere Einrichtung der Contilia oder zu einem anderen Essener Krankenhausträger in der Regel und auf Wunsch möglich sein. Die entsprechenden Signale der anderen Krankenhausträger der Stadt sind bereits gesetzt.
Es werden aber insbesondere in den Bereichen Technik, Service und Verwaltung nicht alle Mitarbeitenden an einen anderen Standort wechseln können.
„Wir werden in enger Zusammenarbeit mit unserer Mitarbeitervertretung allen betroffenen Mitarbeitenden die bestmögliche Unterstützung anbieten. Aber es gehört zur Aufrichtigkeit dazu, wenn wir sagen: Wir werden nicht alle Arbeitsplätze erhalten können“, so Jens Egert.
Autor:Christa Herlinger aus Essen-Borbeck |
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