In Borbecker Herzkatheter-Laboren wird Präzisionsarbeit geleistet
Ohne Bleischutz geht es nicht in den OP
Bei Nicole Bierwirth laufen an diesem Tag die Fäden zusammen. Die Fachpflegekraft für Anästhesie und Intensivpflege ist verantwortlich für die Organisation der modernen Schaltzentrale. Auf verschiedenen Bildschirmen werden die Abläufe in den beiden Herzkatheter-Laboren des Philippusstifts verfolgt und dokumentiert. Der Blutdruck des Patienten, EKG-Aufzeichnungen, die Werte für die Blutsättigung und eventuelle Druckabfälle hat Nicole Bierwirth von ihrem Arbeitsplatz aus jederzeit im Blick. Die Fachpflegekraft ist Teil des Teams, eine Kollegin assistiert den Ärzten während der Untersuchungen oder Eingriffe steril am Tisch.
Das Katheter-Labor im Untergeschoss des Philippusstifts ist der Arbeitsplatz von Dr. Matthias Käunicke. Der Oberarzt am Philippusstift ist der Leiter der Einrichtung. "Wir arbeiten hier Hand in Hand zum Wohle des Patienten", bringt der Kardiologe die Philosophie des Hauses auf den Punkt: Kardiologen, wenn notwendig auch Anästhesisten, Chirurgen und Gefäßchirurgen sind in Diagnoseprozesse, Behandlung und die Untersuchungen im Katheter-Labor miteinbezogen. An diesem Vormittag steht für Käunicke und seine Kollegen das Einbringen einer sogenannten Y-Prothese auf dem Plan. Knapp 45 Minuten wird das Ärzteteam dafür benötigen.
Operateure dürfen keine Zeit verlieren
Eine nicht unerhebliche Ausstülpung an der Bauchaorta, ein sogenanntes Aneurysma, macht den Eingriff notwendig. Ein Gefäßchirurg verfolgt die Arbeit von Matthias Käunicke am Bildschirm in der Schaltzentrale. Er weiß, warum die Ärzte mit dem Implantat keine Zeit verlieren dürfen, die Gefäßwand dringend stabilisiert werden muss: "Wenn das Aneurysma platzt, dann wäre das für den Patienten eine Katastrophe."
Nebenan ist Professor Dr. Birgit Hailer beschäftigt. Die Chefärztin der Medizinischen Klinik II, Philippusstift mit Schwerpunkt Kardiologie, Pneumologie und Angiologie, ist bereits mitten in einer Herzkatheter-Untersuchung. Im Labor erfolgt die Kontrastmittelzugabe, die die Herzkranzgefäße und ihre möglichen Verengungen auf dem Bildschirm für die Ärztin sichtbar werden lassen.
Stent: kleine Spirale mit großer Wirkung
Über die Radialis-Aterie am Handgelenk wird der Katheter eingeführt. "Und später dann auch der Stent", erklärt die Chefkardiologin. Nicht größer als die kleine Spirale, die Kugelschreiber-Minen hält, sind die Gefäßstabilisatoren, die sie der Patientin an diesem Morgen einsetzt. Das Ergebnis wird sofort visualisiert. Auf dem Bildschirm kann das Team sehen: Das eben noch verengte Gefäß ist deutlich geweitet.
Ein Mittel zur Blutgerinnung soll die Patientin noch bekommen, verordnet die Chefkardiologin. Nicole Bierwirth erhält die Info direkt aus dem Labor und reicht das gewünschte Präparat an. Das Team um Dr. Matthias Käunicke benötigt eine Antibiose. Auch die organisiert die Fachpflegekraft routiniert per Telefon. Von dem geschäftigen Treiben um sie herum lässt sie sich nicht beeindrucken. Die Abläufe in den Teams sind eingespielt.
Infos über Notfallpatienten direkt aus dem Rettungswagen
"Das ist wichtig", erklärt Laborleiter Käunicke nach erfolgreich beendetem Eingriff. "Denn wir bekommen ja immer wieder auch Notfälle." Will meinen, Patienten mit akutem Herzinfarkt. Die Info, dass ein solcher auf dem Weg ins Philippusstift ist, erhalten die Mediziner zumeist schon aus dem Notarztwagen.
Ehe die Kardiologen mit der Untersuchung des geschädigten Organs und der Behandlung beginnen, hat Nicole Bierwirth alles vorbereitet. Sie hat die Belegungspläne der beiden Katheter-Labore vorliegen. "Ich kann genau sehen, welcher der beiden Räume dem Patienten am schnellsten zur Verfügung steht, welche der laufenden Untersuchungen zeitnah beendet sein wird."
Arbeit in festen Teams hat sich bewährt
Seit Jahren arbeitet das Herz-Katheter-Labor in festen Teams. Gearbeitet wird in zwei Schichten, dem Früh- und Spätdienst. Nach 17.10 Uhr stehen die Mitarbeiter in Rufbereitschaft.
Dr. Käunickes Patient wird noch mit einem Druckverband versorgt. Dann geht es für den Mann in den Aufwachraum. Der Oberarzt macht nach einer kurzen Pause direkt weiter. Aber wenigstens für ein paar Minuten kann er die schwere Schutzkleidung ablegen. Der Bleischutz ist für alle Mitarbeiter im Labor unerlässlich. "Denn schließlich arbeiten wir unter Röntgenstrahlung."
Autor:Christa Herlinger aus Essen-Borbeck |
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