Güllü Tunc ließ sich im Philippussstift den Magen verkleinern
Neues Leben nach der Operation
Güllü Tunc hat eine Menge probiert, um ihr Gewicht in den Griff zu bekommen. Sie hat eine Ernährungsumstellung in Angriff genommen, sich dazu eine professionelle Begleitung gesucht. Zielführend waren all ihre Bemühungen aber nicht. Die Waage blieb stets jenseits der 130 Kilogramm stehen. Vor wenigen Monaten hat Tunc die Notbremse gezogen. Sie hat ihren Magen operativ verkleinern lassen. Und der Eingriff zeigt inzwischen mehr als erste Erfolge.
von Christa Herlinger
Im Frühjahr wurde Tunc operiert. Von Chefarzt Dr. Franz-Josef Schumacher. Seit dem Wechsel des Viszeralchirurgen und seines Ärzteteams von Oberhausen ins Borbecker Philippusstift (der Borbeck Kurier berichtete) stehen an der Hülsmannstraße derartige Eingriffe regelmäßig auf dem OP-Plan.
Für Güllü Tunc hat sich das Leben seitdem radikal verändert. Nicht nur, dass die Pfunde gepurzelt sind und sich die 49-Jährige ihrem Wunschgewicht von 65 Kilogramm immer weiter annähert. Auch das Rauchen hat die Mutter zweier erwachsener Söhne inzwischen aufgegeben.
Engmaschige Betreuung nach dem Eingriff
"Zwei Jahre", so wissen die Mediziner im Philippusstift, "müssen sich die Patienten selbst Zeit geben. Um ihr Gewicht zu reduzieren und dieses dann auch zu halten." Und sie werden nach dem Eingriff engmaschig betreut. So stehen auch für Güllü Tunc regelmäßig Nachkontrollen im Philippusstift auf dem Plan. Daran wird sich lebenslang nichts ändern. "Allerdings erfolgen Kontrolle und Begleitung nach 24 Monaten auf freiwilliger Basis", erklärt der Chefarzt. Seine Patienten lernt Schumacher schon lange vor dem Eingriff kennen. "Der ist das letzte Glied in einer langen Vorbereitungskette." Die hat auch Güllü Tunc durchlaufen. Nicht alleine. Die Familie steht und stand steht hinter ihr und ihren Plänen zur Gewichtsreduktion. "Dass ich unbedingt etwas tun musste, war auch mir klar", räumt die in der Türkei geborene Oberhausenerin ein. Denn das Übergewicht sorgte für zahlreiche Begleiterkrankungen. Die Zeiten, in denen schon wenige Treppenstufen für sie ein unüberwindbares Hindernis darstellten, hat sie noch gut in Erinnerung. "Ich konnte nicht laufen, nicht Auto fahren. Jetzt kämpfe ich mich langsam ins Leben zurück."
Familie steht voll hinter ihr
Noch ist ihr Sättigungsgefühl nicht wieder hergestellt. Größere Portionen sind nach der Magenverkleinerung aber eh nicht mehr zu bewältigen. "Aber wir nehmen als Familie immer noch eine gemeinsame Mahlzeit am Tag ein", verrät Tunc. "Und damit ich mich nicht schlecht dabei fühle, den anderen beim Essen zuzusehen, habe ich bewusst einen kleineren Teller. Da wirkt meine Portion optisch größer." Es sind kleine Tricks, die der Familienfrau den Übergang in das neue Leben einfacher machen.
Regelmäßigkeit heißt jetzt das oberste Gebot. "Damit die Verstoffwechselung oben gehalten werden kann", erklären die Mediziner. Güllü Tuncs Mann hat inzwischen das Einkaufen für die Familie übernommen. "Und er achtet peinlich genau darauf, welche Inhaltsstoffe die Produkte enthalten, die im Einkaufskorb landen", so die Oberhausenerin.
"Ich möchte für meine Enkel fit sein"
Sie weiß, wofür sie kämpft. "Wenn ich irgendwann einmal Enkelkinder haben sollte, möchte ich für die fit sein." Güllü Tunc wird ihren Weg weitergehen. Und sie kann schon jetzt mit Stolz auf das Erreichte blicken. Längst ist die abgenommene Kilozahl im zweistelligen Bereich. Den Schritt, sich nach vielen Fehlversuchen für den operativen Eingriff zu entscheiden, hat sie nicht bereut. Trotz aller möglichen Nebenwirkungen. "Bis es allerdings soweit war, wurde ich auf eine harte Probe gestellt", erinnert sie sich. Das multimodale Konzept, das die Patienten durchlaufen müssen, ehe die Krankenkasse die Zustimmung zur Kostenübernahme gibt, sieht unter anderem eine Ernährungsberatung, regelmäßigen Sport und eine Verhaltenstherapie vor.
Es ist wichtig, am Ball zu bleiben
"Das ist ein Programm, das vor allem die stark adipösen Patienten kaum in der Lage sind, zu absolvieren", weiß der Chefarzt. Dennoch ist es wichtig, am Ball zu bleiben. Auch ein psychiatrisches Gutachten ist Pflicht, ehe die Kassen einer Kostenübernahme zustimmen. "Auch für uns ist das Gutachten von Bedeutung", so Schumacher, "damit wir wissen, ob der Patient für einen derartigen Eingriff geeignet ist."
Operation ist der letzte Schritt
Die Operation ist der letzte Schritt, die Adipositas und all ihre Folgeerkrankungen in den Griff zu bekommen. "Die Patienten müssen bei bereits bestehenden Nebenerkrankungen einen Body-Mass-Index von über 30 erreichen, ohne muss der BMI bei 35 liegen", so der Mediziner, der aber nicht selten Menschen mit einem BMI von über 50 operiert.
Die Kontaktaufnahme zum Team um Chefarzt Dr. Franz-Josef Schumacher erfolgt zumeist über Selbsthilfegruppen oder den Hausarzt.
Zu Beginn einer jeden Behandlung steht ein ausführliches Aufnahmegespräch. Anschließend müssen die Patienten das Vorbereitungsprogramm durchlaufen, das sich über den Zeitraum von sechs Monaten erstreckt. Nicht immer ist letztendlich ein operativer Eingriff möglich. "Es gibt Patienten, bei denen sich durch die engmaschige Begleitung mit konservativen Methoden die gewünschten Erfolge einstellen", so Dr. Schumacher.
Seit Anfang Mai führt der Mediziner die operativen Magenverkleinerungen im Philippusstift in Borbeck durch.
Dr. Franz-Josef Schumacher, der Chefarzt ist Facharzt für Allgemeine und Spezielle Viszeralchirurgie sowie Koloproktologie, ist im Philippusstift, Tel. 201 6400 3181, erreichbar.
Autor:Christa Herlinger aus Essen-Borbeck |
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