Kolumne "Blick ins Leben" von Heidi Prochaska
Spontane Zusage
Kennen Sie das auch? Wir lassen uns auf etwas ein, ohne zu wissen, was da genau auf uns zukommt. Es hört sich spannend oder reizvoll an und wir nicken kurz mit dem Kopf. Und schwuppdiwupp – eh wir uns versehen sind wir dabei und haben uns zur Teilnahme verpflichtet.
Der Zeitpunkt ist klar, nur die Konditionen klingen schwammig. „Eine sehr gute körperliche Verfassung ist sinnvoll, aber sonst brauchst du nicht viel“, sagte man mir bei der Anmeldung. Kleidung wird gestellt. So klingen die eher spärlichen Aussagen zu einem Wochentrip in den Norden Europas.
„Wohin soll es noch mal gehen“, frage ich Max, den Organisator? „Nach Lappland“, antwortet er kurz und bündig. Aha! Mir wird klar, dass mir zu Lappland rein gar nichts einfällt, kein Bild und auch kein Gefühl. Außer der Begriff „Schlappe Lappen“, ein Reim meines Vaters. Ob diese Wortkombination sich tatsächlich auf die Bewohner Lapplands bezieht oder ob er damit die schmalen, tanzenden Putzlappen einer Waschstraße meint, weiß ich nicht mehr.
Kurz bevor es losgeht schaue ich ins Internet und erfahre, dass ich nach Finnland reise und dann weiter gen Norden. Ein paar Liegestütze und sit-ups sind mein sportliches Minimalprogramm. Mehr Zeit und Muße habe ich nicht für die Vorbereitung auf eine sechstägige Snowmobil-Tour. Schnell google ich noch das Bild eines Motorschlittens und bin beruhigt. Er sieht aus wie ein bulliges Motorrad auf drei Rädern. Motorradfahren kann ich – also steige ich nach außen vollkommen ruhig und abgeklärt in den Flieger nach Helsinki.
Von dort geht es weiter nach Rovaniemi, der Hauptstadt Lapplands. Die letzten 116 km legen wir in einem alten VW-Bus zurück. Ab hier beginnt die Tour, geführt von einem norwegischen Wikinger. Natürlich fahren wir alle einen eigenen Schlitten. Schließlich sind wir harte Kerle, die drei Männer und ich.
Was nun auf mich zukommt habe ich weder geahnt noch erwartet. Mir tut jeder einzelne Muskel weh. Mein Biss und Durchhaltevermögen wird auf eine harte Probe gestellt. Bis zu 10 Stunden täglich fahren wir auf dem Motorschlitten durch bizarre, eisige, einsame Winterlandschaften. Es gibt überwältigende Natureindrücke, tierische Begegnungen, temporeiche Hangfahrten und kulinarische Genüsse der besonderen Art. Wir legen 1400 Kilometer in sechs Tagen zurück.
Wäre ich auch mitgefahren, wenn ich von all den Mühen, Anstrengungen und Überwindungen bereits im Vorfeld gewusst hätte? Meine Antwort ist eindeutig: JA.
Oft bin ich froh, dass ich nicht alles im Vorhinein weiß. Gleichzeitig bin ich froh, dass ich bei verrückten Ideen wagemutig genug bin, mir und dem Leben zu vertrauen, trotz Unsicherheiten. Auch in diesem Fall hat es sich wieder gelohnt.
Möchten Sie mehr wissen über mein Snowmobil Abenteuer? Hinter diesem Link verbirgt sich der bebilderte Reisebericht einer außergewöhnlichen Tour.
Reisebericht einer Schneemobil-Tour zum Nordkapp
Autor:Heidi Prochaska aus Essen-Borbeck |
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