Kolumne " Blick ins Leben" von Heidi Prochaska

Weihnachtsmann oder Traummann?

Die Wortkombination „ich will“ verbinden wir entweder mit dem „schönsten Tag im Leben“ oder mit der Vorweihnachtszeit. Glühwein, dekorierte Schaufenster und verführerische Angebote animieren uns, geheime Wünsche wahr werden zu lassen. Ein prachtvoller Weihnachtsmann mit einem riesigen Geschenkekorb für Erwachsene, davon schwärmt Petra, die mit ihrer Freundin Karin über den Weihnachtsmarkt schlendert. Zum x-ten Mal bleibt sie vor einer überfüllten Geschäftsauslage stehen. Hier gibt es alles was ihr Herz begehrt: Schuhe, Handtaschen, Ringe, Kleider, Seidentücher, Gürtel und vieles mehr.

Das Pärchen direkt neben ihr, lenkt sie von den Auslagen ab. Die beiden schauen sich ständig verliebt an und lachen miteinander. Schlagartig verliert Petra das Interesse an den Begehrlichkeiten im Schaufenster. „Was will ich eigentlich wirklich?“, fragt sie sich und ihre Augen schimmern feucht. Wenn aus dem Weihnachtsmann ein echter Mann würde – das ließe ihr Herz höher schlagen.

Ja, sie will endlich einen attraktiven, gut situierten Mann nur für sich alleine. Er soll nicht zu weit weg wohnen, am besten Geschäftsführer oder mindestens Führungskraft in einem großen Unternehmen sein und Kinder und Tiere mögen. Sie will mit ihm reisen, er soll großzügig sein und sie verwöhnen. Er soll ein guter Liebhaber sein, eine Ferienwohnung in Italien haben und …

„Stopp“, ruft Karin, wedelt mit ihren Händen vor Petras Gesicht herum und versucht sich so Gehör zu verschaffen. „Meinst du das alles ernst“, fragt sie leicht amüsiert. „Na klar“, antwortet Petra, „oder willst du etwa einen Mann, der attraktiv ist, aber kein Geld hat? Außerdem habe ich gelesen, dass man Ziele präzise formulieren soll. Nur klare und eindeutige Ziele werden wahr.“

„Ich verstehe“, entgegnet Karin. „Wie lange hast du dieses Männer-Ziel schon?“ „Einige Jahre“, entgegnet Petra etwas kleinlaut. „Ich treffe diesen Mann einfach nicht, obwohl ich mir nichts sehnlicher wünsche.“ „Wie wäre es, wenn du weiterhin präzise formulierst, aber mit weniger Einschränkungen auskommst? Lasse unnötige Einschränkungen los und übertreibe das Präzisieren nicht. Sonst gibt es statt einer gewünschten Schnittmenge nur eine Nullmenge. Und dein Traummann bleibt der Weihnachtsmann!“ Karin schaut sie auffordernd an.

„Hast du es so gemacht?“, fragt Petra neugierig. „Ja“, ich habe mich zuerst gefragt, was mir wirklich wichtig ist und kam locker auf 15 Anforderungen an einen potenziellen Partner – genau wie du. Dann habe ich gestrichen bis drei unverzichtbare Aspekte übrig geblieben sind.“ „Hat’s funktioniert?“, fragt Petra mit einem kritischen Blick auf Karins zufriedenes Lächeln. Karin nickt und zwinkert Petra zu. „Ich kenne dich“, erwidert diese heftiger als geplant, „da gibt es einen Haken. Immer wenn du so grinst, gibt es weitere Bedingungen.“

„Stimmt“, ich war noch nicht fertig. „Jeder Traummann will auch eine Traumfrau. Also frage dich gleichzeitig, was du zu bieten hast? Was macht dich zu einer Partnerin, für die er andere Frauen verschmäht?“ Petras Herz durchfährt ein Stich. Sie bleibt vor einem weiteren Schaufenster stehen. Was für eine Bumerang Antwort. Zuerst geht es um den Traumpartner und schwuppdiwupp landet sie mit einem Sack voller Anforderungen bei sich selber. Alles was sie nicht hören will, trifft oft ins Schwarze. Diese Erfahrung hat sie schon häufiger gemacht.

Welche Eigenschaften sie zur Traumpartnerin macht und was sie wirklich will – daran wird sie nun während der Weihnachtsfeiertage arbeiten, statt sich nur auszuruhen. Die verbesserte Zielplanung für das Jahr 2014 wird sich bestimmt auszahlen. Endlich lächelt sie wieder.

PS: Buchtipp: ENTSCHEIDE DICH! Der Weg zum Ziel
ISBN 978-3-9813203-2-9
Autor: Heidi Prochaska