KFZ Zulassungsstelle dicht: Kein Personal für Borbeck
Wer sein neues Auto zulassen wollte, eine Tempo 100-Plaktette für seinen Anhänger benötigte oder eine technische Änderung am Fahrzeug eintragen lassen wollte, war damit im Bürgeramt Borbeck an der Rudolf-Heinrich-Straße an der richtigen Adresse.
Denn all diese Dinge fielen in den Zuständigkeitsbereich eines der vor Ort arbeitenden dreiköpfigen ServiceTeams. Die Vergangenheitsform ist bei Aufzählung der Dienstleistungen bewusst gewählt. Denn seit Dienstag, 10. Juni, ist die Nebenstelle der Kfz-Zulassungs- und Fahrerlaubnisbehörde in Borbeck dicht.
Akute personelle Ausfälle
„Die bleibt aufgrund akuter personeller Ausfälle bis auf Weiteres geschlossen“, heißt es dazu in der entsprechenden Pressemitteilung. Wer die Veröffentlichung nicht gelesen hat, der steht dieser Tage vergeblich vor der Wartemarkenausgabe. Ein Infoblatt weist den Kunden den Weg nach Steele.
Seit Dienstag nach Pfingsten müssen die Borbecker sämliche Dienstleistungen im Globus-Center in Steele, Kaiser-Otto-Platz 1-5, nachfragen. Dorthin sind die Borbecker Mitarbeiter abgeordert worden, um die personellen Engpässe aufzufangen. Das bedeutet im Regelfall nicht nur deutlich längere Anfahrtswege und einen höheren Zeitaufwand. Durch die Mehrbelastung in Steele haben sich (vorübergehend) die Öffnungszeiten im Globus-Center geändert. Vorsprachen ohne Termin sind nur noch von Montag bis Freitag in der Zeit von 8 bis 10.30 Uhr möglich.
Ab 10.30 nur noch nach Terminabsprache
Danach läuft alles ausschließlich nach vorheriger Terminvereinbarung.
Das bedeutet: Wer das Pech hat und nicht vor Dienstantritt ohne Termin bedient wird, darf sich für die An- oder Ummeldung gleich einen Tag Urlaub nehmen.
Aber nicht nur die Bürger, auch die umliegenden Händler bekommen die Veränderungen zu spüren. Ob Lebensmittler oder Juwelier, die Laufkundschaft hat seit Schließung der Nebenstelle spürbar abgenommen. Kein Wunder, denn im Durchschnitt wurden 600 PKW pro Monat in Borbeck angemeldet.
Schilderladen ist bereits dicht
Für den Schilderhersteller hatte es unmittelbare Folgen. Sein Geschäft ist seit Wochen dicht. „Bei Wartezeiten haben die Leute die Gelegenheit genutzt und notwendige Besorgungen vor Ort erledigt“, berichtet Siegfried Kleinmann. Der Goldschmiedemeister betreibt sein Juwelierfachgeschäft direkt gegenüber dem Bürgerbüro. Über den Umgang mit personellen Engpässen in der Verwaltung und die damit verbundenden Konsequenzen ist er nicht gerade glücklich. „Für Borbeck ist das nicht gut.“
Das sieht Manfred Burkowski, Inhaber des Edeka Marktes an der Rudolf-Heinrich-Straße, ähnlich. „Ohne Personalplanung kann man als Unternehmer nicht bestehen. Wir müssen Urlaubszeiten unserer Mitarbeiter und Krankheitsfälle innerbetrieblich auffangen können. Das ist bei der Stadt wohl anders.“
Bürgernähe offensichtlich nicht gewünscht
Vor allem die mangelnde Kommunikation - die Info erfolgte kurz vor dem langen Pfingstwochenende, am Dienstag war die Kfz-Nebenstelle dann bereits geschlossen - ärgert den Geschäftsmann. „Als Bürger gleichermaßen wie als Gewerbetreibender hier in Borbeck.“ Auch der Inititiativkreis Centrum Borbeck (CeBo) hat reagiert. „Wir fragen uns, warum es nicht möglich ist, vorübergehend eingearbeitetes Personal aus der Hauptstelle in Essen-Steele abzuziehen. Die lange Dauer der Schließung lässt die Vermutung zu, dass die Stadt Essen die Nebenstelle aus Kostengründen geschlossen halten will“, so die Vorsitzende Klaudia Ortkemper. Der CeBo bemühe sich seit Jahren, Borbeck attraktiv zu gestalten. „Doch wir müssen feststellen, dass die Stadt Essen auf Bürgernähe offensichtlich keinen Wert legt.“
Kein Ende in Sicht
Das Thema Kfz-Zulassungsstelle hat es auch auf die Tagesordnung der nächsten Sitzung der Bezirksvertretung Borbeck geschafft. Am Dienstag werden die Mitglieder darüber im Schloss diskutieren. Das ist auch notwendig, denn laut Verwaltung ist bis auf Weiteres noch kein (Schließungs)Ende in Sicht.
Autor:Christa Herlinger aus Essen-Borbeck |
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