Mögliche Stilllegung der Tramlinie 104 löst Proteste auf Essener Stadtgebiet aus
Grenzverkehr erhitzt noch immer die Gemüter in Schönebeck
Mögliche Stilllegung der Tramlinie 104 löst Proteste auf Essener Stadtgebiet aus Wer nach der Fusionierung von Essener Verkehrs AG und Mülheimer Verkehrs-Gesellschaft zur Ruhrbahn vor knapp zwei Jahren eine enge, städteübergreifende Zusammenarbeit erwartet hatte, wurde gerade eines besseren belehrt: Schon vergangenen Dezember hatte der Rat der Stadt Mülheim innerhalb der eigenen Stadtgrenzen Einsparungen in Höhe von 7 Millionen Euro gefordert.
Sollten diese im bestem Fall durch effizienteres Management innerhalb der Gesellschaft erreicht werden, wird die Axt nun auf Grundlage einer mehrmonatigen verwaltungsinternen Analyse an anderer Stelle angesetzt: Die aus Mülheim zum Schönebecker Abzweig Aktienstraße führende Tramlinie 104 soll in Zukunft entfallen; an ihrer Stelle fährt dann der Metrobus M1 von Duisburg über Mülheim nach Essen. Mit der Maßnahme ließen sich rund 1,4 Millionen Euro einsparen.
Zusätzlich könnte die Taktung der U18 in Mülheim von bisher zehn auf dann 20 Minuten reduziert werden; dafür ist eine Verlängerung der Linie bis zur Hochschule Ruhr-West angedacht.
Pendler und Schüler sind betroffen
In Schönebeck lösen die Pläne der Ruhrbahn Empörung aus: „Sowohl die Pendler aus Mülheim mit Arbeitsplatz im Bezirk Borbeck als auch hunderte Schüler der Gustav-Heinemann-Gesamtschule direkt hinter der Stadtgrenze, die täglich aus Essen kommen, wären betroffen“, spricht sich Marc Wittlings, Vorsitzender des CDU-Ortsverbands Schönebeck, gegen die Maßnahme aus. Im schlimmsten Fall seien der Bezirk IV und der Stadtteil Schönebeck komplett von Mülheim abgeschnitten.
Nachteil für Wirtschaftsstandort
Das hätte auch andere Konsequenzen, erklärt CDU-Vorsitzender Wittlings: „Die Unternehmenszentrale der Firma Deichmann würde keine direkte ÖPNV-Anbindung aus Mülheim haben. Ein Nachteil für den Wirtschaftsstandort Essen.“ Und: Die Ruhrbahn hatte erst in neue Gleise auf der Essener Strecke der 104 investiert. Die Schienen wurden gerade fertiggestellt.
Bereits Ende Mai hatte die CDU-Fraktion einen Antrag zum Thema für die kommende Sitzung der Bezirksvertretung IV am Dienstag, 11. Juni, ab 17 Uhr im Residenzsaal von Schloß Borbeck auf die Tagesordnung setzen lassen. Die Christdemokraten plädieren für den Erhalt der Linie 104.
OB Kufen sucht das Gespräch
Ulrich Scholten, Oberbürgermeister der Stadt Mülheim, vermeidet es trotz der öffentlichen Aufmerksamkeit hingegen, klar Position zu beziehen: „Diese Vorschläge erfüllen in Teilen auch die Forderung der Bezirksregierung, Parallelverkehre abzubauen. Dies ist richtig und sinnvoll. Über andere Änderungen kann man unterschiedlicher Auffassung sein. Da ist das letzte Wort nicht gesprochen. Ich appelliere an alle, nun in eine Sachdiskussion einzutreten und nicht von vornherein populistische Positionen zu beziehen.“
Kürzungspläne aus der Zeit gefallen
Ganz anders Thomas Kufen, Oberbürgermeister der Stadt Essen: „Die geplanten Kürzungen des Mobilitätsangebotes auf Mülheimer Stadtgebiet sind aus der Zeit gefallen. Daher werde ich in den nächsten Tagen mit Ulrich Scholten zusammenkommen und das weitere Vorgehen abstimmen.“
Der erste Termin ist für Mitte Juni geplant, weitere Treffen sollen folgen. Auch Vertreter von Stadt Essen, Stadt Mülheim und Ruhrbahn werden sich an einen Tisch setzen, bevor die Streichung der Tramlinie 104 gemachte Sache ist.
Autor:Lokalkompass Borbeck aus Essen-Borbeck |
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