Es kommt immer etwas dazwischen...
Klaus sitzt an seinem Schreibtisch und hat sich fest vorgenommen, die Telefonlisten abzuarbeiten. Er kneift die Augen zusammen, damit er sich besser konzentrieren kann. Sein rechtes Bein zuckt. Er rollt kurz den Stuhl nach hinten, damit er seine Beine ausstrecken kann. Etwas trinken wäre jetzt gut. Er geht in die Küche und macht einen Kaffee. Scheiße, die Milch ist leer. Hat der Laden um die Ecke jetzt auf? Wahrscheinlich. Was wollte er noch tun? Ach ja, die Listen abarbeiten. Ob er das nun fünf Minuten früher oder später beginnt, macht den Kohl echt nicht fett. Klaus schlendert zum Laden und kauft Milch und einen Schokoriegel.
Natürlich gibt es Gesünderes – aber nicht jetzt. Sein Körper braucht Zucker. Wo hat er das noch gleich gelesen? Da gab es doch ein cooles YouTube Video zum Thema Zucker fürs Gehirn. Das ist echt witzig gemacht. Arbeit soll auch Spaß machen, hat seine Mutter früher schon gesagt. Apropos Mutter. Nächstes Wochenende ist ihr Geburtstag und er hat noch kein Geschenk. Er könnte ja mal schnell im Internet surfen. Unter „Geschenke für Mutti‘“ findet er vielleicht eine Idee. Klar, es könnte sich auch seine Freundin drum kümmern, aber kurz gucken ist ja nicht schlimm.
Was wollte er eigentlich heute machen? Ach ja, die Listen. Das könnte er auch locker auf morgen verschieben. Morgen passt es eh viel besser. Am besten geht er bereits um 7.00 Uhr ins Büro, dann hat er genügend Zeit für die Listen. Man sagt nicht umsonst: Der frühe Vogel fängt den Wurm.
Dann muss er aber heute unbedingt früher ins Bett, denn, wenn er nicht ausgeschlafen ist, schläft er Knall auf Fall vor dem Computer ein. Also sollte er heute nicht so spät nach Hause gehen. So, jetzt fängt er an. Klaus schaut kurz auf die Uhr.
In 10 Minuten ist Besprechung. Sich jetzt noch in ein neues Thema einarbeiten, das lohnt sich überhaupt nicht. Er könnte ja mal schauen, was das Internet zu effektiven Arbeitsmethoden sagt. Oh Gott, wenn er das alles durchlesen wollte, dann wäre er Tage beschäftigt. Aber vielleicht könnte er sich ein Buch dazu bestellen. Gute Idee. Macht er am besten direkt nach der Besprechung.
Was hat er eigentlich heute geschafft, fragt sich Klaus in einem lichten Moment. Oh, nicht viel, ist seine Antwort, die er aber lieber für sich behält. Auf seinem Schreibtisch türmen sich Zeitschriftenstapel, Ordner, übervolle Ablagen. Vorsichtshalber hat er gestern nicht alle Aufgaben in seinen Tageskalender eingetragen. Es kommt halt immer etwas dazwischen.
Morgen hat er einen Termin mit seinen Geschäftspartnern. Sie wollen über seine Ergebnisse reden. Wenn er allerdings die Listen abtelefonieren will, ist es sicherlich sinnvoll den Termin zu verschieben. Arbeit geht schließlich vor.
Klaus schüttelt den Kopf. Er weiß nicht, warum sie mit Abmahnung drohen. Nur weil er mal einen Termin verschiebt?
www.aendere-dich.de
Autor:Heidi Prochaska aus Essen-Borbeck |
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