Die Qual der Wahl haben Gerscheder Gemeindemitglieder beim Presbyterium
Die gute Nachricht für die Presbyteriumswahl der Gemeinde Dellwig-Frintrop-Gerschede am Sonntag, 14. Februar: Findet der Urnengang mangels fehlender Kandidaten oft gar nicht statt, können die Gerscheder aus elf Bewerbern ihren Favoriten bestimmen. Die schlechte Nachricht: Ein Schatten liegt über der Entscheidung, denn seit Ende 2014 treibt der drohende Abriss des Gemeindezentrums an der Samoastraße einen Keil zwischen Presbyterium und Gemeinde. Jetzt steht sogar das Wahlverfahren selbst in der Kritik.
Elf Kandidaten für eine Presbyteriumswahl sind echter Luxus, häufig gehen die Plätze ganz ohne Urnengang direkt an die Bewerber. Gewählt wird nur alle vier Jahre, jedes Gemeindemitglied kann seine Stimme abgeben. Das Presbyterium gibt die Richtung der Gemeindearbeit vor, entscheidet unter anderem über Personal und Finanzen. „Das ist eine echte Chance“, findet Dr. André Remy, Gründungsmitglied der Initiative „Zukunft Gemeinde in Gerschede“ und ebenfalls Kandidat für das Amt. Doch: „Nur wenn es sauber gespielt wird!“ Genau daran hat Remy seine Zweifel, nachdem im vergangenen September über zwei Ecken bekannt wurde, dass mit Rückgriff auf eine Ausnahme im Kirchenrecht nur in den jeweiligen Bezirken statt in der gesamten Gemeinde gewählt wird.
Verhärtete Fronten
Eigentlicher Hintergrund von Remys Bedenken ist ein lange schwelender Konflikt. Am 9. November 2014 werden auf einer Versammlung strukturelle Veränderungen angekündigt, erst Anfang 2015 sickert durch, dass hier der Abriss des Gemeindezentrums an der Samoastraße vom Presbyterium beschlossen wurde. Gründe für den Abriss sind fehlende Finanzen und der Renovierungsbedarf des Gebäudes. „Die Gerscheder haben schon den Eindruck, dass sie über den Tisch gezogen werden“; bemängelt Remy besonders die fehlende Transparenz. Deshalb gründet er mit anderen die Initiative „Zukunft Gemeinde in Gerschede“, kämpft für den Erhalt des Standorts Samoastraße. Unterschriftenaktionen, rechtliche Prüfungen und etliche Gespräche sind vergebens: Die Fronten bleiben verhärtet und allein die Kita soll erweitert werden.
Erneuter Stein des Anstoßes ist jetzt das Prozedere für die anstehende Presbyteriumswahl. Zur Anwendung kommt eine Ausnahme, die auf dem Papier nur dann greift, „wenn anders das kirchliche Interesse nicht gewahrt werden kann“. Absolute Seltenheit ist das Verfahren aber nicht, wie Stefan Koppelmann, Pressesprecher der Evangelischen Kirche in Essen, betont: „Es gibt Kirchenkreise, die machen das regelmäßig!“ Aber wieder seien die Gemeindemitglieder zu spät informiert worden, bis heute kündige ein Aushang noch das reguläre Verfahren an.
Richtungsweisend
Für die Kandidaten ist die Wahl mit großen Hoffnungen verbunden: „Der Abriss ist noch nicht beschlossen, nichts ist terminiert“, erklärt der Frintroper Pfarrer Fritz Pahlke. Initiativen-Gründer Remy beispielsweise hat zwei Pläne für den Standort Gerschede: Er hofft, das Gemeindehaus selbst halten zu können, dafür aber das derzeit leerstehende Pfarrhaus verkaufen und den Übergang zwischen Zentrum und Kita sowie den Kirchensaal abreißen zu können: „Wenn die Zahlen das hergeben.“ Gleichzeitig plant er, in einem offenen Prozess auszuloten, welche Richtung die Gemeindemitglieder einschlagen wollen.
Autor:Alexander Müller aus Essen-Borbeck |
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