Wer ist besser? WDR5 diskutiert Kirchenschließung in St. Antonius Abbas
Zwei von vier Kirchengebäuden in der Großpfarrei St. Josef stehen im Rahmen des aus Spar-zwängen vom Bistum Essen initiierten Pfarreientwicklungsprozess (PEP) auf der Kippe. Die höchsten Wellen schlagen dabei in der Schönebecker Pfarrei St. Antonius Abbas. Das hatte auch der WDR5 mitgekriegt und vergangene Woche zur Diskussion ums Thema Kirchenschließung in die Gemeinde eingeladen.
Die Erfahrung hatte bereits vor zwei Monaten gezeigt, dass der Gemeindesaal von St. Antonius Abbas das gesammelte Interesse der Schönebecker nicht fasst. Wohlwissend hatte der Radiosender WDR5 die Kirche zum Kinosaal umfunktioniert, damit knapp 100 weitere Interessierte der Diskussion direkt folgen konnten.
Unter dem Titel „Kirche dicht und fertig? – Mitgliederschwund in der katholischen Kirche“ hatte der Hörfunksender Dr. Magdalena Bußmann, Basisbewegung „Wir sind Kirche“, Prof. Dr. Albert Gerhards, Liturgiewissenschaftler der Universität Bonn, sowie Klaus Pfeffer, Generalvikar des Bistums Essen, zur Diskussion geladen. Kernthema: der Pfarrentwicklungsprozess und der mögliche Abriss der Kirche St. Antonius Abbas.
Aufruf zur Solidarität
Der Tenor der Schönebecker ist klar: Warum wird bei einer so lebendigen Gemeinde wie St. Antonius Abbas der Rotstift angesetzt? Inzwischen hat sich ein Sachausschuss mit sechs Arbeitsgruppen gegründet, die einen Weg finden sollen, wie das Gebäude erhalten werden kann. Ein schwieriger Prozess, für den es keine ideale Lösung gibt, findet auch Generalvikar Pfeffer. Sein Blick liegt aber auf den insgesamt 42 Großpfarreien des Bistums Essen: „Ohne das Engagement in Antonius Abbas zu schmälern; Ich komm viel herum und erlebe es in jeder Gemeinde, in der ich zu Gast bin: ,Bei uns ist es aber noch viel besser als bei den anderen.‘ Das ist für mich in der Kirche insgesamt das Problem: Wer ist besser, wer hat mehr drauf und wer hat das Recht, zu gewinnen gegen die anderen. Wie gelingt es uns, in unserer Kirche zu einem stärkeren ,Wir‘ zu kommen“, plädiert der Essener Generalvikar für Solidarität in der Katholischen Gemeinschaft.
Dieses „Wir“ könnte in der Praxis auch so aussehen, dass eine wohlhabende Diözese einer wenig gut aufgestellten unter die Arme greift – vergleichbar mit einem Länderfinanzausgleich. Eine solche Reglung war ein Thema der diesjährigen Bischofskonferenz. Eine weitere Möglichkeit wäre eine Nutzungserweiterung, wie Liturgiewissenschaftler Gerhards wissen lässt. So ließen sich Bereiche des Kirchengebäudes abtrennen und von der Gemeinde oder anderen Trägern für unterschiedliche Zwecke verwenden. So ist in Aachen beispielsweise der ganze Caritasverband mittlerweile in der dortigen Kirche zuhause, zusätzlich ist ein Sozialbüro im Gespräch. „Wir unterstützen das“, bestätigt Pfeffer. Aber: „Wir haben viele Pfarreien, die solche Nutzungsmöglichkeiten suchen, aber keine finden.“
Zukunft von Kirche
Am 18. August will der Sachausschuss erste Zwischenergebnisse präsentieren. „Was ich jetzt mitkriege ist, dass tatsächlich miteinander gerungen wird: Wie findet man eine Lösung, um diesen Standort so lange wie möglich zu erhalten“, lobt Pfeffer das Engagement der Schönebecker Gemeindemitglieder. Trotzdem müsse die Pfarrei als Ganzes zusammenwachsen: „Wir dürfen die Augen nicht davor verschließen, was für die kommenden Generationen als Kirche auf uns zukommt: Wir werden keine Zukunft haben, wenn wir alle nur auf uns als kleine Gruppen fixiert bleiben und nicht auf das Gemeinsame schauen.“
Autor:Alexander Müller aus Essen-Borbeck |
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