Linie 105 könnte doch nach Oberhausen verlängert werden

Derzeit ist an der Gleisschleife in Unterfrintrop Schluss. Jetzt könnte eine Verlängerung der Linie 105 war wieder Thema werden. Foto: Debus-Gohl
  • Derzeit ist an der Gleisschleife in Unterfrintrop Schluss. Jetzt könnte eine Verlängerung der Linie 105 war wieder Thema werden. Foto: Debus-Gohl
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Genug politische Großprojekte strapazieren die Geduld der Bürger, aber nur wenige dürften so viele Jahre auf dem Buckel haben wie die ÖPNV-Verbindung von Oberhausen nach Frintrop: Schon 1912 versprach die Nachbarstadt eine Verlängerung der Tramlinie. Zuletzt stand das Projekt 2015 nach einem negativen Bürgerentscheid vor dem Ende, doch schon im nächsten Jahr könnte es einen weiteren Versuch geben.

„Die Ruhrgebietsstädte müssen untereinander vernetzt werden“, findet CDU-Ratsfrau Regina Hallmann. Im Blick hat die Frintroperin gerade den möglichen Lückenschluss im öffentlichen Personennahverkehr zwischen Essen und Oberhausen: die Verlängerung der Straßenbahnlinie 105. Einerseits gäbe es eine Direktverbindung vom Essener Hauptbahnhof bis zum CentrO, andererseits hätten auch Oberhausener aus der Peripherie die Möglichkeit, eben nach Frintrop zum Shoppen zu pendeln. Das Thema ist aber nicht neu: „Das geht schon jahrelang so, seit ich denken kann“, bestätigt Hallmann.

Tram-Tarif: 10 Pfennig!

Tatsächlich hat die Debatte über die Verlängerung der Linie 105 sogar beste Tradition! Schon zu Zeiten der Eingemeindung Borbecks im Jahr 1912 war Frintrop sowohl von Essen wie auch von Oberhausen heiß umworben. Grund dafür: das Stahlwerk Neu-Oberhausen. „Die Oberhausener stellten in Aussicht, die Straßenbahn bis zum Mittelpunkt Frintrops durchzuführen“, weiß Franz Josef Gründges vom Borbecker Bürger- und Verkehrsverein. Zusätzlich wollte man den Tram-Tarif auf 10 Pfennig festsetzen. Vielleicht hätten solche Vergünstigungen im vergangenen Jahr die Oberhausener Bürger überzeugen können?
Erst im Herbst 2014 hatte der Rat der Stadt das Thema Lückenschluss auf dem Tisch, delegierte es wegen mauer Finanzlage aber auf einen Bürgerentscheid. Das Ergebnis war vernichtend: Gerade einmal 23,5 Prozent der Wahlberechtigten gaben überhaupt ihre Stimme ab, 57 Prozent davon votierten gegen die 3,3 Kilometer Verlängerung. „Das verstehe ich bis heute nicht“, kommentiert CDU-Ratsfrau Hallmann, „die Mittel waren zweckgebunden.“ Insgesamt hätte das Projekt zwar 81 Millionen Euro veranschlagt, aber allein 66 Mio. hätten Bund und Land beigesteuert. Sechs Monate später gab es einen Ortstermin und danach wurde es still um die Verlängerung. „Es ist einfach eine Affenschande, dass man das Projekt nicht realisiert hat“, resümiert die CDU-Ratsfrau den mühseligen Prozess.

Gegen das Bürgervotum?

Zu den Akten legen muss man den Lückenschluss selbst nach dem letzten Fehlversuch nicht: „Die Verlängerung der Linie 105 hat eine hohe Bedeutung für den Verkehr – in Oberhausen und auch städteübergreifend“, weiß Sabine Müller, Pressesprecherin der Stadtwerke Oberhausen GmbH (STOAG). Im Mitte November veröffentlichen Entwurf für den Nahverkehrsplan der Stadt ist der Lückenschluss deshalb erneut enthalten: „Wir möchten demonstrieren: Ja, das ist für Oberhausen ein wichtiges Projekt!“, erklärt STOAG-Pressesprecherin Müller. Das Papier erscheint alle fünf Jahre, im Rat der Stadt wird im Februar entschieden. Konkrete Ausführungen über die Linienführung sind dabei nicht Bestandteil des Nahverkehrsplans: „Trotzdem heißt es nicht, dass man sich damit nicht beschäftigen kann.“ Grund für die Projektverlängerung ist die Aufnahme in den ÖPNV-Bedarfsplan des Landes NRW. Nur so besteht überhaupt die Möglichkeit, wie im vergangenen Jahr Fördermittel abzurufen.
Die Politik muss sich natürlich fragen, ob das Wiederaufleben des Projekts nicht als Missachtung des Bürgerentscheids gewertet werden könne. Zwar gilt der Entscheid nur für zwei Jahre, aber: „Als Oberbürgermeister fühle ich mich auch über die Bindungsfrist des Ratsbürgerentscheides hinaus dem Votum der Menschen verpflichtet“, erklärt das Oberhausener Stadtoberhaupt Daniel Schranz. So wie bisher geplant könne es die Verlängerung der Straßenbahnlinie 105 deshalb nicht geben. „Dies darf aber kein Denkverbot bedeuten. Ich habe deshalb um eine Variantenprüfung gebeten - mit der Vorgabe, die aufgeständerte Bauweise nicht weiter zu verfolgen und die Kosten deutlich zu reduzieren.“ Sollten die Sterne also richtig stehen, könnte es bald einen weiteren Anlauf geben.
Am nächsten Donnerstag sind Lückenschschluss und Nahverkehrsplan Thema im Parlament des Regionalverbands Ruhr. Schon im Vorfeld wurde das Projekt begrüßt.

Autor:

Alexander Müller aus Essen-Borbeck

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