Lärmterror an der Lohstraße nervt die Anwohner

Nicola Gensich-Reinhart will endlich Ruhe vor ihrem Balkon. Foto: Müller
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Eins. Zwei. Drei. Vier – sage und schreibe 209 Pkws heizen zu Stoßzeiten in nur 45 Minuten über die Bedingrader Lohstraße. Hier gilt zwar Tempo 30, aber die Abkürzung von Aktien- zu Frintroper Straße ist besonders für Pendler verlockend. Weder Ordnungsamt noch Polizei sehen sich in der Pflicht.

Als sich Nicola Gensich-Reinhart im vergangenen Jahr entschloss, nach Bedingrade zu ziehen, war Ruhe für sie das Wichtigste. Damals schien die Lohstraße perfekt: Ein nettes Häuschen reiht sich ans nächste, Bäume zieren den Straßenrand und Bodenwellen sowie Einbuchtungen versprechen strikte Einhaltung der Tempo-30-Zone.
Das böse Erwachen kommt im Februar: „Es gibt keine fünf Minuten, in denen kein Auto fährt“, weiß die 61-Jährige. „Man kann es allenfalls mit geschlossenen Fenstern in der Wohnung aushalten.“

Beleidigt und Bedroht

Selten ist's mit nur zwölf Autos in der Stunde getan: „Spätestens ab 5.45 Uhr ist die Ruhe vorbei“, berichtet Gensich-Reinhart. Dann heizt der erste Tross durch die Lohstraße, zwischen 17.45 und 18.30 ist die nächste größere Kolonne am Start – satte 209 Pkws in 45 Minuten hat die geplagte Anwohnerin hier gezählt.
„Auffallend sind die fremden Kennzeichen“, bermerkt die 61-Jährige. „Krefeld, Wesel, Duisburg oder Oberhausen.“ Gerade für Pendler ist die Lohstraße eine beliebte Abkürzung, umgeht sie doch gleich mehrere Ampeln auf Aktien- und Frintroper Straße.
Die Lautstärke ist nicht das einzige Problem, denn trotz Straßenmarkierung an der Aktien- und Schild an der Frintroper Straße wissen offenbar die wenigsten, dass in der Lohstraße Tempo 30 herrscht. Bei Einhaltung des Geschwindigkeitslimits darf man sich wegen aggressiver Fahrer kaum auf die Straße trauen: „Da wird man angeblinkt, da wird Slalom gefahren!“ Einmal wurde die 61-Jährige sogar von einem anderen Auto zugestellt, mehrere Male auf Übelste beleidigt und bedroht: „Blöde Kuh, fahr doch endlich!“

Keine entspannten Tage

Gensich-Reinhart blieb nicht untätig, kontaktierte zunächst das Ordnungsamt – die Behörde fühlte sich nicht zuständig. Die Polizei habe sie ebenfalls abgespeist: „Wir sind im Spiel, sobald es Verstöße gibt“, erklärt Pressesprecherin Tanja Hagelüken. Von einer Visite in der Bezirksvertretung erhofft sich Gensich-Reinhart endlich Besserung: Kontrollen könnten Temposünder dingfest machen, eine Einbahnstraßen-Regelung den Verkehr entspannen. Im Extremfall ließe sich auch der Linksabbieger von der Aktien- auf die Lautstraße sperren.
Bis die Verwaltung aber in die Gänge kommt, wird es für Nicola Gensich-Reinhart keine entspannten Tage auf dem Balkon geben: „Ich habe schon überlegt auszuziehen.“

Autor:

Alexander Müller aus Essen-Borbeck

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