Im Neerfeld muss warten, Altfriedschule wird geschoben

Wie geht's nach 2019 an der ehemaligen Walter-Pleitgen-Schule weiter? Bildungsdezernent Muchtar al Ghusain wirbt für Geduld. Archivfoto: cHER
  • Wie geht's nach 2019 an der ehemaligen Walter-Pleitgen-Schule weiter? Bildungsdezernent Muchtar al Ghusain wirbt für Geduld. Archivfoto: cHER
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Vergangene Woche war Muchtar al Ghusain, seines Zeichens neuer Beigeordneter für Jugend, Bildung und Kultur, auf der 32. Sitzung der Bezirksvertretung IV zu Gast. Der Besuch diente einerseits zur Vorstellung in der BV IV, andererseits war der 54-Jährige entscheidender Mann für drei Tagesordnungspunkte. Gerade zu den Aufreger-Themen ehemalige Walter-Pleitgen- und Altfriedschule fand der neue Bildungsdezernent klare Worte.

Die Altfriedschule hat eine lange Historie und war zuletzt Anfang 2018 in den städtischen Gremien. Eine verwaltungsinterne „Task Force Schule“ sollte schnell und kostengünstig zusätzlichen Schulraum für 2018/2019 oder spätestens 2019/2020 schaffen. An der Frintroper Altfriedschule wäre die dortige alte Hausmeisterwohnung noch bis zum nächsten Schuljahr zum Klassenraum umgerüstet worden.
Gleichzeitig gab es bereits in 2015 „wegen akuten Handlungsbedarfs“ einen Beschluss zur Erweiterung der Zügigkeit für den Lernort an der Frintroper Straße 432a. Kostenpunkt damals: 2 Millionen Euro. Nun sieht der Plan aber anders aus: Für einen Gesamtkostenbetrag von gut 9,8 Millionen Euro (!) soll die Institution durch einen Erweiterungsbau zur dreizügigen Grundschule werden.

Von 2 auf 10 Millionen Euro

Nach dem Umbau würde die Altfriedschule knapp 300 Kinder in zwölf Klassenräumen auf einer Fläche von 5.178 Quadratmetern beherbergen. Es gibt Fachräume für Musik und Kunst, Gruppen- und Mehrzweckräume, eine Bücherei, Betreuungsräume für den Offenen Ganztag, einen Speiseraum sowie eine Verwaltung im Anbau. Der zweigeschossige Anbau selbst führt durch einen Verbindungsgang zum ursprünglichen Gebäude, umfasst 1.513 Quadratmeter und beinhaltet eine neu gestaltete
Schulhoffläche mit einem grünen Klassenzimmer sowie Sitz- und Spielgelegenheiten. Zusätzlich erlaubt ein Aufzug einen schwellenlosen Zugang in fast alle Bereiche, es gibt mechanische Öffnungen für Zugangs- und Fluchttüren sowie eine zentrale Lüftungsanlage für verbesserte Raumluft und gegen Wärmeverluste. Der Neubau wird dabei mit 5,7 Millionen Euro kalkuliert, hinzu kommt eine weitere Millionen für die Maßnahmen im Bestand sowie noch einmal 3 Millionen für vom Erweiterungsbau unabhängige Sanierungsarbeiten. „Man weiß gar nicht, wo man anfangen soll“, ist Thomas Mehlkopf-Cao, CDU-Fraktionsvorsitzender in der Bezirksvertretung IV, baff. Die neue Vorlage entspräche nicht in Ansätzen dem in 2015 vorgelegten Vorschlag: „Stattdessen finde ich eine Summe, die ich mir in meinen Träumen nicht vorgestellt hätte.“ Kritik an dem neuen Verwaltungs-Vorschlag kommt auch von der anderen Seite des Residenzsaals: „Das ist sehr, sehr unzufriedenstellend und mit vielen großen Fragezeichen“, moniert Ulrich Schulte-Wieschen, SPD-Fraktionsvorsitzender in der BV IV. Neben der stark gestiegenen Kosten kritisiert der SPD-Fraktionschef einen möglichen Verlust an Freiraum für die Kinder. Schließlich sind die Bezirksvertreter besorgt, dass die Maßnahmen an der Altfriedschule das Ende einer möglichen Reaktivierung der ehemaligen Walter-Pleitgen-Schule bedeuten könne. Zwei Schulen würden den Stadtteil besser versorgen, betont Schulte-Wieschen: „Nach dem Motto: kurze Beine, kurze Wege.“

Aufgeschoben, nicht aufgehoben!

„Wir haben einen massiven Schulraumbedarf und einen dringenden Schulraumbedarf. Alles, was schnell zu Schulraum führt, ist zu begrüßen. Aus meiner Sicht ist dies die Vorlage, die uns im Bezirk IV am schnellsten Schulraum schaffen kann“, argumentiert Bildungsdezernent al Ghusain. Die Kostenexplosion überrasche al Ghusain nicht, bilde sie doch nur einen Trend im Baugewerbe ab. Für den Anbau der Altfriedschule spreche, dass dieser sofort verfügbar ist, während der Standort Im Neerfeld derzeit belegt ist und dann entweder Sanierungsarbeiten oder Neubau anstehen: „Ich kann überhaupt erst Ende 2019 auf die Schule Im Neerfeld zugreifen. Also kann man das eine tun und das andere nicht lassen.“
Obwohl al Ghusain die Vorlage für beschlussreif hält, wird die Entscheidung über den Erweiterungsbau bis nach den Sommerferien verschoben. Bis dahin sollen neue Prognosen zum Schulraumbedarf vorliegen, die sogar eine Vierzügigkeit nicht ausschließen. Und die ehemalige Walter-Pleitgen-Schule muss sowieso warten, bis die Umbauarbeiten im Nebengebäude von Schloss Borbeck abgeschlossen sind.

Autor:

Alexander Müller aus Essen-Borbeck

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