Fahrrad-Erkundung in Essens tiefen Norden - eine Sonntags-Baustellentour ohne Aprilwetter
Die Großstadt Essen verändert sich täglich. Gut hundert RadlerInnen trafen sich auf dem Willy-Brand-Platz zur bereits traditionsreichen „Baustellentour“ an bemerkenswerte Baustellen in Essen
. Die lang vermisste Aufbruchstimmung des warmen Frühlingssonntags war in bewährter Kooperation mit dem ADFC und durch zwei JohanniterInnen auf ihren Dienstfahrrädern gut vor Unfällen geschützt, durch u.a. den grünen Ratsherrn und dritten Bürgermeister Rolf Fliß genutzt geworden, der zur Baustellentour durch den Essener Norden geladen hatte. Auch Essens Umwelt- und Baudezernentin Simone Raskop war als fachkundige Teilnehmerin fest im Sattel, die der Radtourgruppe per Megaphon zu verschiedenen, nicht nur städtischen Bauvorhaben, wichtige Hintergründe lieferte.
Als Einstieg galt es, die Zukunft der vorerst planierten Fläche des ehemaligen Parkhauses an der Rottstraße zu beschreiben. In wenigen Jahren wird das gesamte Viertel mit der Kreuzeskirche in der Nord-City wiederaufleben, wenn die städtische Allbau AG dort ihr neues Wohn-und Geschäftsareal fertiggestellt hat. Nur wenige hundert Meter entfernt, wurden für die Baustellentour an der Station „Universitätsviertel“ sogar trotz Sonntag die Türen der neuen AOK-Zentrale an der Friedrich-Ebert-Str. geöffnet und dort u.a. energiesparende Klimatechnik vorgestellt.
Altendorf
Beim Rad-Stopp „Kruppsee“ in Altendorf unterhalb der ehemaligen Rheinischen Bahn war mitzuerleben, wie schnell unweit des Bertold-Beitz-Boulevards ein durch Regenwasser-Gebäudeentwässerung gespeister See zur Spielfläche sowohl von Enten wie auch diverser Modellbau-Kapitäne werden kann.
Aber natürlich durfte bei einer Radtour durch Altendorf auf keinen Fall der Halt am künftigen Niederfeldsee fehlen, immerhin von gut der doppelten Größe des Kruppsees weiter südlich. Hier im lange Zeit vernachlässigten Arbeiterstadtteil sind ebenfalls Wohnbauinvestitionen der städtischen Allbau AG wesentlicher Kern einer Stadtteilentwicklung, die für bessere soziale Durchmischung im Viertel sorgen wird.
Hafenstraße - im Stadion Essen
Fast schon fertig gebaut ist dagegen das „Stadion Essen“ an der Hafenstr., die neue Heimstatt nicht nur des RWE sondern auch der Bundesligafrauen des SG Schönebeck. Nachdem die ganze Radlerinnengruppe die Fahrräder ordentlich an den Bauzäunen abgeschlossen hatte, durften alle sogar direkt am heiligen Fußballrasen vorbeimarschieren und den Erläuterungen über das Innenleben des Stadions lauschen.
Den nordwestlichen Schlusspunkt der Tour setzte der Halt an der Voßgätters Mühle in Borbeck, die seit vielen Jahren als Stützpunkt der Naturschutzjugend in Essen dient. Trotz des netten kleinen Bachs klappert dort an der tiefsten Stelle des „Möllhovens“ schon seit hundert Jahren kein Mühlrad mehr. Mit ehrenamtlichem Engagement eines Unterstützungsvereins, mit Hilfe der städtischen EABG und auch der Allbau konnte aber erfolgreich verhindert werden, dieses bereits arg baufällige von der Stadt gepachtete Mühlengebäude abreißen zu müssen.
Im Frühlingslicht erstrahlten bereits statt des früheren Rauputzes gesäuberte rote Backsteine. Neue Fenster, Sanitäranlage,Treppen und Holzböden warten nur noch auf den letzten Schliff vor der feierlichen Wiederöffnung am 30. Mai. Nur wenige Woche gilt es deshalb, die Arbeit noch provisorisch aus zwei Blechcontainern heraus aufrecht zuerhalten.
Borbeck
Wenig überraschend meldete sich bei diesem Radstopp mit bester Versorgung u.a. durch den berühmten Streuobst-Apfelsaft der Naturschutzjugend, auch Dr. Horst Pomp vom RUTE, dem Runden Umwelttisch Essen zu Wort. Dr. Pomp, der als leitender Chefarzt im heute abgerissenen Borbecker Bethesda Krankenhaus frühzeitig für mehr Umweltbewusstsein gekämpft hatte, warb heute um mehr Mitglieder im Unterstützungsverein der Voßgätters Mühle, damit die Jugend- und Kinderarbeit des NABU bald noch bessere Bedingungen als bisher vorfinden kann.
Stadtgarten Essen-Mitte
Weil sich fast alle Einzelstopps durch spannende Erläuterungen und Nachfragen länger als geplant gestreckt hatten, musste dann allerdings ganz demokratisch beschlossen werden, den Rückweg zum Ausklang im Stadtgarten in einer Gesamtetappe anzutreten. Der aktuell eher seltenen Genuss der Neubaubesichtigung eines gemeinsamen „Hauses des Lernens“ für Kita und Gemeinschaftsgrundschule in einem Gus, wurde auf einen anderen Termin gesetzt. Schließlich warteten bereits frische Früchte, kalte Cocktails und Säfte im Stadtgarten auf die Baustellen-Tour Gruppe, die durch die Sheraton-Geschäftsleitung freundlich stiftet worden waren.
Wir merken also – Radfahren ist nicht nur gesund, sondern kann auch bestens zur besseren Bildung und Heimatkunde beitragen.
Autor:Walter Wandtke aus Essen-Nord |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.