Bürgerversammlung für Rettung der Notfall-Praxis
Die Notdienst-Struktur soll bestehen bleiben, eine Weiterversorgung gewährleistet werden. (Hintergründe hier) Zumindest, wenn es nach der Praxis am Philippusstift, dem Krankenhaus selbst und auch der lokalen Politik geht, die gemeinsam eine entsprechende Resolution verabschiedeten. Die soll nun in die Bezirksvertretung IV (Essen Borbeck) und den Essener Stadtrat weitergetragen werden.
Dr. Erich Maly, seit 15 Jahren leitender Notarzt, seit zehn Jahren in Borbeck tätig, hat für die drohende Notdienst-Zentralisierung kein Verständnis. „Die Vernetzung hier ist super“, lobt er das bestehende System. Von der zentralen Notrufnummer der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) - 116/117 - will er nichts hören. „Dieser Dienst bringt keinen Gewinn an Kompetenz und Geschwindigkeit, im Gegenteil.“ Dagegen habe sich die seit 20 Jahren bestehende Notfallpraxis etabliert. „Und es kommt ja auch niemand zum Spaß her“, kann er bezüglich der Abbau-Pläne nur mit dem Kopf schütteln.
2.500 Patienten pro Quartal
„Die Einrichtung läuft wunderbar“, ist auch Dr. Georg Wetzig, Vorsitzender der AG Notfallpraxis Borbecker Ärzte, welche die Erstversorgung im Bezirk IV mit über 100.000 Einwohner abdeckt, von der Kritik an der örtlichen Struktur bestürzt. Weder qualitativ noch quantitativ mag er sich den Wegfall vorstellen. Pro Quartal würden an der Hülsmannstraße 17 rund 2.500 Patienten durch 64 Ärzte im Sitz- und Fahrdienst versorgt. Kaum vorstellbar, dass diese unversorgt blieben, den Weg zum Marienhospital Altenessen auf sich nehmen müssten (zum Beispiel aus Frintrop) oder aber, der wahrscheinlichste Fall, die Notaufnahme des Philippusstifts aufsuchten. „Auf so viele Patienten sind wir nicht ausgerichtet“, weiß auch Manfred Sunderhaus, Geschäftsführer des Krankenhauses, genau. Schon jetzt werden in der Notaufnahme rund 15.000 Fälle jährlich behandelt, mehrere tausend zusätzlich würde die Kapazität deutlich überschreiten und folglich zu längeren Warte- und kürzeren Behandlungszeiten führen. „Wir wollen die bisher gute Ergänzung fortsetzen“, setzt sich Sunderhaus auch aus wirtschaftlichen Gründen (Krankenhausbehandlungen oder 112-Einsätze sind deutlich teurer als der Praxisdienst) für die Weiterführung der Notfallpraxis ein.
„Die KV sollte eigentlich unsere Interessen vertreten, stattdessen arbeitet sie gegen uns. Wir brauchen Hilfe!“, betont Dr. med. Jürgen Remy. Bisher über 3.000 Unterschriften zeigen bereits, dass die Ärzte nicht allein kämpfen.
Bürgerversammlung in Planung
Die Borbecker Bürger- und Verkehrsvereine werden zudem zeitnah zu einer Bürgerversammlung einladen. Vorgeseher Termin sei der Dienstag, 24. März, 19 Uhr im Residenzsaal Schloß Borbeck, teilt der BBVV mit. Dr. Wolfgang Sykorra würde erneut die Moderation des Abends übernehmen. Die Besetzung des Podiums ist noch zu klären. Als Teilnehmer erhofft man sich auch einen Vertreter der KV Nordrhein, die beabsichtigt, in NRW von 72 auf 41 Notfallpraxen (in Essen von 4 auf 2) sowie im Fahrdienstumfang zu reduzieren.
Sollten die Proteste scheitern, ist schwammig von Dependancen und Teilöffnungen die Rede. Theoretisch sei dem Verein ein Weiterbetrieb mit Zustimmung der KV auch eigenständig möglich. Für die Ärzte hieße dies aber Doppeldienst: für Borbeck und den verpflichtenden zentralen Pool.
Unterschriften:
- Über 3.000 Unterschriften zum Erhalt der Notfallpraxis in Borbeck sind bereits zusammen gekommen.
- Der Bürger- und Verkehrsverein Essen-Dellwig/ Gerschede 1910 e.V. wird auf seiner Jahreshauptversammlung am Donnerstag, 12. März, 19 Uhr in Haus Kuhlmann, Haus-Horl-Straße 27, eine Unterschriftenliste auslegen.
- Die Mitglieder der Bezirksversammlung planen, am nächsten Markt-Freitag, 13. März, sowie am Samstag, 14. März, ebenfalls weitere Unterschriften im Stadtzentrum Borbeck zu sammeln.
- Die Listen liegen bis 20. März auch in der Notfallpraxis, im Philippusstift, bei niedergelassenen Ärzten und in Geschäften aus.
- Der Borbecker Bürger- und Verkehrsverein (BBVV) beabsichtigt am Dienstag, 17. März, von 10 bis 12 Uhr am Neuen Markt in Essen-Borbeck eine Unterschriftensammlung zur Beibehaltung der Notfallpraxis Borbeck durchzuführen.
Autor:Sara Drees aus Dortmund |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.