Borbeck zeigt Zivilcourage

Justizminister Thomas Kutschaty gehörte zu den Rednern der Veranstaltung auf dem Höltingplatz. | Foto: Winkler
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Borbeck stellt sich quer. Unter diesem Motto hatte der Runde Tisch für Menschenrechte und gegen Rassismus Essen zu einer Kundgebung mit anschließender Mahnwache auf den Höltingplatz eingeladen. Teilnehmer und Organisatoren wollten Flagge zeigen, ein deutliches Zeichen gegen die Kundgebung der NPD vor dem Denkmal der Germania setzen. Das Kriegerdenkmal war in einer Nacht- und Nebelaktion komplett in schwarze Plastikfolie gehüllt worden. „Eine glorreiche Idee“, freute sich Stadtdechant Dr. Jürgen Cleve. „Ich bin stolz darauf, dass sich die Germania das, was heute zu ihren Füßen passieren soll, nicht ansehen muss.“ Der Pfarrer von St. Dionysius zeigte sich entsetzt und enttäuscht darüber, dass die Kundgebung der NPD durch die zuständige Polizeipräsidentin genehmigt wurde. „Wir dürfen nicht zulassen, dass eine gefährliche Ideologie von gestern weiter progagiert wird“, forderte auch Oberbürgermeister Reinhard Paß. „Die Tatsache, dass wir heute abend hier zusammen stehen, ist besorgniserregend. Wenn aber so viele Menschen kommen und den Rechten ganz offen sagen, wir wollen euch nicht, empfinde ich das als beruhigend.“ Justizminister Thomas Kutschaty erklärte: „Dass 72 Jahre nach den Novemberprogromen Faschisten mit Fackeln an einem Kriegerdenkmal aufmarschieren , ist unerträglich und beschämend. Um so schlimmer, dass die NPD den Mauerfall als Vorwand missbraucht. Sie verhöhnt nicht nur die Opfer des NS-Terrors, sie beleidigt auch diejenigen, die sich mutig für Demokratie, Freiheit und Menschenrechte eingesetzt haben.“ Kutschaty versprach, sich für ein Landesversammlungsgesetz stark zu machen. „Ein Gesetz, das in Zukunft NPD-Aufmärsche verhindern kann, die historisch wichtige Gedenktage beschädigen.“ Von Bezirksbürgermeisterin Dagmar Poschmann und dem DGB-Regionsvorsitzenden Dieter Hillebrand gab´s deutliche Kritik an der Entscheidung der Polizeipräsidentin. „Ich hätte es begrüßt, wenn die Kundgebung ohne wenn und aber verboten worden wäre. Wir brauchen mehr Menschen, die auch in ihren Ämtern Zivilcourage zeigen. Der 9. November 1938 war die Generalprobe für das Wegsehen, das Wegsehen aus Angst, aus Gleichgültigkeit oder Zustimmung.“ „Alles was klein anfängt, wächst sich aus, wenn es keiner verhindert“, betonte Bernhard Trautvetter vom Essener Friedensforum. „Es ist verdammt wichtig, dass sich Essen gegen die Faschisten stellt. Je mehr wir sind, umso kleiner ist die Gefahr - für jeden einzelnen und für die Demokratie.“ Während der Mahnwache auf dem Höltingplatz sammelten sich - gut bewacht von der Essener Polizei - die knapp 50 NPD-Anhänger vor dem Bürgerhaus. Fackeln wurden angezündet, kurze Reden gehalten. Rund 150 Gegendemonstranten standen hinter den Barrikaden, versuchten mit Trillerpfeifen, Parolen und Gebrüll die Kundgebung der Rechten zu stören. „Alles ist friedlich geblieben“, lautete am Ende des Tages das Fazit der Polizei. Ihren Unmut und ihre Wut über die Ewig-Gestrigen haben die Essener aber deutlich zum Ausdruck gebracht.

Autor:

Patricia Koenig-Stach aus Essen-Borbeck

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