Auf der Linie 103 fahren ab Borbeck bald Busse statt Bahnen

Kämpft mit Kinderkrankheiten: Auf der Linie 103 sollten mehrheitlich NF2-Fahrzeuge verkehren. Archivfoto: Drell/lokalkompass.de
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Ab 15. November fährt die Essener Verkehrs AG (Evag) die Taktung auf den Linien U18, 103, 105 und 107 runter! Nun, nein. Die Bezirksregierung in Arnsberg hat die Maßnahmen vorerst nicht genehmigt, deshalb gilt für den Moment die bisherige Taktung. Veränderungen auf der wichtigen Linie 103 von Borbeck nach Unterfrintrop wird es trotzdem geben.

„Als Vertreter der ortsansässigen Einzelhändler und Dienstleister erwarten wir, dass das Borbecker Zentrum für alle Kunden und Gäste zügig erreichbar ist“, spricht Klaudia Ortkemper, Vorsitzende des Initativkreis Borbeck (CeBo), etlichen Bürgern aus der Seele. „Wir wünschen eine bessere Kundenfreundlichkeit der Evag!“ Vor zwei Wochen hatte die Evag angekündigt, wegen Personalmangel ihr Angebot auf mehreren Linien im Stadtgebiet zu reduzieren. Hart getroffen hätte es auch die Straßenbahn 103, die in der Hauptverkehrszeit von 9 bis 18 Uhr nur noch halb so oft – alle 20 Minuten also – fahren sollte. „Letztendlich sind das hausgemachte Fehler von Stadt Essen und Evag“, rüffelt Ulrich Schulte-Wieschen, Vorsitzender der SPD-Dellwig, die Verantwortlichen.

Nur 103 in trockenen Tüchern

Die Politik lief Sturm, unzählige Leserbriefe erreichten den Borbeck Kurier. „Der Plan der Evag trifft wieder die schwachen Menschen, die auf die 103 angewiesen sind“, berichtete beispielsweise Kurt Dannert. Der 85-Jährige hat eine 80-prozentige Behinderung und zahlt Monat für Monat 52,09 Euro für das Ticket 2000 9Uhr. „Muss die Evag dann nicht die Fahrpreise senken?“ Die Kürzungen hätte viele Leute hart getroffen. Morgens und mittags nutzen tagtäglich Schüler der Gesamtschule Borbeck die Linie, gleichzeitig nutzen viele Behinderte die 103. Liegen doch der Flotte Socken-Treff, das Haus Christopherus oder die GSE an der Strecke.
Neuester Stand ist nun, dass das für 15. November geplante Runterfahren der Taktung der Linien U18, 105 und 107 zunächst auf Eis gelegt ist: „Die Bezirksregierung lehnt unsere Vorschläge nicht grundsätzlich ab, möchte aber wissen, ob es Alternativen gibt“, erklärt Simone Klose, Pressesprecherin Via und Evag. Klarheit gibt’s lediglich für die Linie 103. Hier werden künftig vom Borbecker Germaniaplatz bis zur Dellwiger Wertstraße vier Busse statt der bisherigen Bahnen verkehren. Die Busse sind ebenfalls in der Lage barrierefreie Haltestellen, wie beispielsweise die vor Kurzem renovierte an der Armstraße, anzufahren. Ob die Kapazitäten der Busse ausreichen, sieht man erst in der Praxis, erklärt Christoph Lademann, Bereichsleiter Verkehrsmanagement der Via: „Wir müssen einfach gucken, ob es passt oder nicht passt – und dann entsprechend dagegenhalten!“ Über kurz oder lang will man aber so oder so zur Straßenbahn zurückkehren: „Das ist natürlich kein Dauerzustand“, betont Lademann. Wie schon vor zwei Wochen angekündigt, lernt die Evag aktuell in einem speziellen Ausbildungsprogramm neue Straßenbahnfahrer an. Sechs Monate dauert die Maßnahme insgesagt, im März soll wieder der Status Quo hergestellt werden.

Kinderkrankheiten

Schon vor der Krise gab's aber mächtig Kritik an der Verbindung von Borbeck nach Unterfrintrop: „Die Linie 103 ist die auffälligste, was die Pünktlichkeit angeht“, gibt Verkehsmanager Lademann zu. Mit den Bussen erhofft der VIA-Bereichsleiter sich hier sogar eine Verbesserung. Zudem werden besonders auf der Linie 103 mehrheitlich Hochflurbahnen eingesetzt. Grund dafür ist, dass hier eigentlich NF2-Fahrzeuge verkehren sollten. Tun sie eher selten, weil viele wegen Kinderkrankheiten beim Hersteller aufgepimpt werden. „Aus der Situation ergibt sich eine Unterdeckung“, gesteht Lademann. „Wir wissen nicht, wie wir das lösen sollen.“ Die Evag will jetzt aber zumindest prüfen, ob sich per App oder elektronischer Anzeigeteafel Fahrgäste nicht bereits im Vorfeld informieren können, ob Hoch- oder Niederflur unterwegs ist. Mancher Mensch mit Handicap könnte sich so die ewige Warterei an der Haltestelle ersparen.

Autor:

Alexander Müller aus Essen-Borbeck

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