Asylbewerber sind an der Lohstraße einquartiert - Bürger wehren sich
Seit Mittwoch haben rund 50 Asyl-Bewerber übergangsweise die Turnhalle der ehemaligen Hauptschule an der Lohstraße bezogen. Doch die Nachbarschaft bleibt skeptisch. Mit Anrufen, Plakaten, Unterschriftenlisten und Demonstrationen versuchen sich Bürger massiv gegen die Unterbringung der Gäste zu wehren. Die haben sich derweil in der von Sicherheitspersonal bewachten Feldbettenlandschaft eingerichtet und erhalten vom DRK Ersthilfe. Nur zwei Wochen soll die umstrittene Übergangslösung andauern.
„Wir werden unser Möglichstes tun, damit Sie sich sicher fühlen“, gibt Peter Renzel, Geschäftsbereichsvorstand für Schule, Soziales, Jugend und Gesundheit, einer aufgebrachten Bürgerschaft ein belächeltes Versprechen.
Bis weit auf die Straße steht die Schlange derjeniger, die zum Thema Flüchtlingsunterbringung an der Lohstraße etwas zu sagen haben - oder sich zumindest Aufklärung versprechen. Rund 300 sollen es sein. Der CDU-Ortsverband Bedingrade hat nach der kurzfristigen Zusage der Stadt gegenüber der Bezirksregierung Arnsberg zu einer Informationsveranstaltung in die Gaststätte Große Segerath eingeladen - während parallel bereits rund 50 Menschen in die provisorisch mit Feldbetten eingerichtete Turnhalle einziehen. Das habe die Verwaltung auch längst tun sollen, gesteht Renzel ein, das Versäumnis sei der Urlaubssituation zuzuschreiben. Doch jetzt stelle er sich den Fragen und Nöten, gemeinsam mit Jutta Eckenbach (Ausschuss Soziales, Sprecherin der CDU-Fraktion im Rat der Stadt), Jessica Roth (Ortsvorsitzende CDU-Bedingrade) und Diskussionsleiter Klaus Diekmann (Ratsherr der Stadt für Schönebeck/Bedingrade).
Da geht es zunächst einmal um Fakten. Die Unterbringung sei auf 14 Tage befristet, bis zum 31. Oktober also. Daran lasse die Bezirksregierung auch keinen Zweifel. „Und wir stehen zu unseren Plänen“, verspricht Renzel, der selbst erst in der vorhergegangenen Woche von dem Problem des sprunghaften Anstiegs der Asylbewerberwelle und dann eben der kurzfristigen Hilfeleistung der Stadt Essen erfahren habe. Nun arbeite man mit Hochdruck an langfristigen Lösungen. Aber es sei eben auch Angelegenheit der Länder, Grundsätzliches zu klären und sich dem Strom aus Serbien und Mazedonien, vornehmlich Wirtschaftsflüchtlinge, anzunehmen. Aber auf weitere Fragen des Asylrechts, die immer wieder hochkochen, begleitet von Parolen gegen arbeitsunwillige, kriminelle Ausländer, die sich in Deutschland einen angenehmen Winter erhoffen, lässt er sich nicht ein. Die könne man an anderer Stelle klären.
Ernst nehmen die Veranstalter dagegen die Sorgen um die Sicherheit. Was könne man tun, wenn in den Tagen an Haustüren gebettelt würde oder sich die Flüchtlinge in Schulhofnähe „herumtrieben“, äußern Anwohner subjektive Ängste. Selbst um Fahrradklau geht es. „Natürlich dürfen sich die Menschen frei bewegen“, stellt Renzel klar, man rede nicht über ein Lager oder Gefängnis. Er selbst habe das Quartier besucht und die Situation nicht als bedenklich empfunden. DRK und Sicherheitspersonal seien stets anwesend. Auch könne man sich der Polizeipräsenz in der Gegend sicher sein. Bereits am Donnerstag sei eine medizinische Untersuchung der Gäste erfolgt. „Und was tun Sie denn normalerweise, wenn Sie sich bedroht fühlen?“, spielt er den Notfall durch. Eben, die Polizei anrufen. Für weniger akute Probleme sei er unter Tel. 88 88 501 im Büro erreichbar. Eine Hotline würde zudem auch noch eingerichtet.
Beruhigt haben seine Worte die Bürger kaum. Unterschriften wurden bereits gesammelt. Und für den heutigen Freitagnachmittag kündigte die NPD eine öffentliche Kundgebung an. Immerhin nicht ohne Gegenveranstaltung, zu der DIE LINKE, die Grünen und Antifa Essen Z aufgerufen haben.
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Autor:Sara Drees aus Dortmund |
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