Amtsgericht verhängt Insolvenz über IPP van Triel
Jetzt ist es traurige Gewissheit: Die Dellwiger IPP van Triel geht nach Sozialversicherungsrückständen und Zahlungsschwierigkeiten in Insolvenz. Vergangenen Donnerstag wurden vor den Augen der Belegschaft Maschinen vom Gelände abtransportiert, am Montag bestellte das Amtsgericht einen Insolvenzverwalter. Dem Geschäftsführer des Dellwiger Unternehmens drohen strafrechtliche Konsequenzen.
„Wegen der bereits seit mehreren Monaten bestehenden Rückstände bei der Sozialversicherung haben die Krankenkassen schon Anfang Dezember einen Insolvenzantrag gestellt“, weiß Jürgen Graser, Rechtsanwalt des Betriebsrats von IPP van Triel. Am Montag sei nun der Beschluss des Amtsgerichts ergangen, dass ein vorläufiger Insolvenzverwalter bestellt wird. Die Zahlungsschwierigkeiten IPP van Triels seien länger bekannt und reihen sich nahtlos in die problematische Entwicklung des Unternehmens ein.
Gegründet wurde die Hammerschmiede van Triel im Jahr 1951. Eine erste Insolvenz aus 2015 wurde abgewendet, indem mit der IPP-Gruppe aus dem englischen Southampton ein Käufer gefunden wurde. Doch es zeichnete sich ab, dass die Firma auf dem absteigenden Ast ist: Ende 2016 stellte das inzwischen von ehemals 120 auf nur 45 Angestellte geschrumpfte Unternehmen auf Kurzarbeit um und reduzierte parallel externe Dienstleistungen. Nun erhielten die Arbeitnehmer kein Weihnachtsgeld und wurden für die Zeit zwischen den Jahren freigestellt. Schlusspunkt war, dass IPP van Triel während dieser Dienstferien hochwertige Maschinen aus den Hallen abtransportieren wollte: „Offensichtlich haben die Wind von der Entscheidung des Amtsgerichts bekommen und versucht, Vermögenswerte wegzuschaffen“, ahnt Arbeits- und Versicherungsrechtsexperte Graser.
Fall für die Staatsanwaltschaft
So spielten sich am Donnerstag der vergangenen Woche dramatische Szenen an der Ripshorster Straße 460 ab. Niederländische Lkws waren aufs Werksgelände gefahren und ein Montagetrupp machte sich daran, die Maschinen zu verladen. Der Betriebsrat hatte eine Ahnung, dass etwas im Busch ist, und die Belegschaft versammelte sich, um den Abtransport zu verhindern – ohne Erfolg. Rechtsanwalt Graser beantragte noch am selben Tag eine einstweilige Verfügung, die am heutigen Mittwoch verhandelt wird. Über das Wochenende bangten die Mitarbeiter, ob sie Montag nicht vor verschlossenen Toren stehen würden. Doch wie Alfons Rüther von der IG Metall Essen bestätigt, erschien der IPP-van-Triel-Geschäftsführer und forderte die Angestellten auf, die Arbeit aufzunehmen. Ohne die fehlenden Maschinen keine leichte Sache. Deshalb berief der Betriebsrat eine Versammlung für Dienstagmorgen ein.
Mit der Insolvenz werden die Karten jetzt neu gemischt, weiß Rechtsanwalt Graser. Die teuren CNC-Maschinen könnten die letzten Vermögenswerte des Unternehmens gewesen sein und die Chancen der Arbeitnehmer auf Abfindungen oder Lohnabdeckungen seien gering. Zumindest bestehe das Arbeitsverhältnis durch den Verfahrensbeginn weiter und die Mitarbeiter erhielten für drei Monate Insolvenzgeld. Dann entscheide der Verwalter, ob das Unternehmen veräußert wird.
Gleichzeitig könne es zu einem Strafverfahren kommen. Das Unternehmen sei noch Teil der Insolvenzlast von 2015 und Grundstück, Gebäude sowie die darin befindlichen Geräte von IPP van Triel lediglich gemietet: „Der hat dem Pfand-Gläubiger sozusagen seine Klamotten geklaut“, bringt Graser es trocken auf den Punkt. Zudem habe der Geschäftsführer von Zahlungsunfähigkeit und Insolvenz gewusst und trotzdem versucht, die Arbeitsleistung einzufordern und der Belegschaft vorzugaukeln, sie könne noch Geld verdienen. Im Raum stünden damit betrügerischer Bankrott, Insolvenzverschleppung sowie Pfandkehr. Schließlich bestehe die Chance, die in den Niederlanden oder Großbritannien vermuteten Geräte wieder zurückzuschaffen: „Ich bin weiter dran, mit der Staatsanwaltschaft zusammenzuarbeiten, um noch zu versuchen, dass eine Beschlagnahmung erfolgt.“ Wie die IG Metall berichtet, hat der Geschäftsführer der IPP van Triel inzwischen das Land verlassen.
Autor:Alexander Müller aus Essen-Borbeck |
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