Darf ich noch im Rudel spazieren gehen?
Verliebter Hunde-Rüde ist vom Coronavirus genervt

Auch wenn Mister 100.000 Volt (rechts) Abstand zu seiner geliebten "Julia" (hinten rechts) halten musste, so schmälert es die Liebe zu seiner Angebeteten nicht im geringsten Maße ... | Foto: Andrea Becker
  • Auch wenn Mister 100.000 Volt (rechts) Abstand zu seiner geliebten "Julia" (hinten rechts) halten musste, so schmälert es die Liebe zu seiner Angebeteten nicht im geringsten Maße ...
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"Frauchen, darf ich noch in Zeiten von Corona im Rudel spazieren gehen", fragt mich Mister 100.000 Volt so "von hinten herum" am gestrigen Sonntag. Was soll ich dem kleinen, weißen Vierbeiner darauf antworten? Als fürsorgliches Frauchen beruhige ich ihn: "Natürlich, aber Du solltest den näheren Kontakt zu Deiner Emily meiden", lautet meine Antwort. Bei meinem verliebten Romeo schrillen die Alarmglocken: "Näheren Kontakt meiden? Zu meiner Julia ...?" Das Leben kann sooo grausam sein ...

Seit Tagen schon fiebert er dem Treffen mit seiner Emily entgegen, er zählt die Stunden bis zum Wiedersehen am Morgen, pünktlich um 7.40 Uhr, und dann das. Schlimmer gehts nimmer .... Frauchen merkt, wie es in seinem Kopf rotiert: "Ich könnte doch mit Mundschutz und so ... als Vorsichtsmaßnahme, ich meine ja nur ...", druckst er herum. Dann kommt die Strategieänderung: "Ich bin doch nur ein kleiner Hund, vermeide Massen-Veranstaltungen und lebe sehr gesund, also, Frauchen, dann kann doch eigentlich nix passieren ..."
Hundeschwester Leni verdreht bereits auf ihrem Divan die Augen. "Boahh, nerv nicht ...! Verliebte Kerle, und dies am internationalen Weltfrauentag!", mault Queen-Mum herum.


"Hunger" kommt vor Liebeskummer ...

Die Diskussion findet ein jähes Ende, denn Opi serviert Wildschweinbraten, allerdings für die Zwei- und nicht für die Vierbeiner. Ein Raunen geht durch die Ränge unterm Tisch. "Hallo, Hunger! Wir haben Hunger, Hunger, Hunger ...!" Es ist ja nicht so, dass sich nix im Fressnapf befindet, jedoch entspricht das kulinarische Angebot bei weitem nicht dem, was sich das haarige Duo so vorstellt. Fortan wird Stellung bezogen, die Beiden warten auf das Startzeichen "Amen" zum Abschluss des Gebetes (wir berichteten bereits), dann wird der Kopf schief gelegt, das Zahnpasta-Lächeln eingeschaltet und jeder Bissen zähneknirschend beobachtet. Um der ganzen Sache nochmals Nachdruck zu verleihen, wird zufällig mit der Schnauze gegen die Beine gestupst ... "Hallo! Jemand da??" 
Zum Liebeskummer gesellt sich nun auch noch Hunger. "Ich hasse Sonntage", zischt Mister 100.000 Volt Queen-Mum zu, mit Erfolg. Man muss nur warten können, denn schlussendlich fällt dann doch noch was vom fetten Braten für die "Kinder" ab. "Wenigstens etwas", so der Kleine Weiße.
Danach springt er gelangweilt auf die Couchlehne, um dann die Straße zu checken. "Alles roger", ruft er Leni zu, die sich derweil auf der Couch zum Mittagsschläfchen postiert hat. "Nix los, kannst pennen"! "Hätte ich auch so", denkt Madame und schließt die Augen zum Verdauungsnickerchen.
Daran ist bei Mister 100.000 Volt keinesfalls zu denken, denn ihm schwirren 1.000 Gedanken durch den Kopf. "Was ist, wenn ich meine Julia morgen nicht sehe ..." Fragen über Fragen!

Der Tag neigt sich dem Ende zu. Ok, noch neun Stunden, dann ist es soweit. Gelangweilt werden die Äuglein geschlossen, der Tatort ist zu Ende (gähn) und ab ins Körbchen. "Keine Corona-Träume, keine Corona-Träume ..." Schnarccchhhhhhhhhh!

Morgens um sieben ist die Welt noch in Ordnung ...

Frauchens Wecker klingelt, der Countdown läuft. Also, raus aus dem Körbchen, frisch machen, Duft "Parfum de Pipi" auflegen und sich in Schale beziehungsweise ins Fell schmeißen. Ein letzter Blick in den Spiegel, Hundegeschirr anlegen und los gehts. "Auf den Mundschutz verzichte ich heute, sonst kann ich meine Julia ja gar nicht erschnuppern." 
Pünktlich um 7.40 Uhr stehen wir am Treffpunkt und dann kommt sie mit ihrem Herrchen auch schon den Weg hoch "geschossen". Da Ist sie !!!!!!!!!! Endlich!!!!!!!!!
Ein inniger Blick, kurzes beschnuppern, ein Küsschen, mehr geht nicht. "Ja, ich weiß, wegen Corona, aber das reicht einem kleinen, Rüden ja schon, man(n) wird ja bescheiden .."
Und jetzt geht es auf die Runde, 40 Minuten Hundeglück im siebten Himmel, Fortsetzung folgt!

Autor:

Andrea Becker aus Essen-Borbeck

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