Stadtplaner begrenzt Wohnflächenbedarf bis 2030 auf 3.000 Wohnungen
Stadt arbeitet mit falschen Zahlen
„Wir wollen uns nicht von unseren Kindern Vorwürfe machen lassen, dass wir uns nicht gekümmert haben“. Christian Müller, Mitgründer der Bürgerinitiative 'Rettet die Schönebecker Grünflächen' sieht durch die Wohnraumbebauungspläne der Stadt Essen nicht nur eine Gefährdung großer Grünflächen und Frischluftoasen im Stadtteil. Sie stellt für ihn auch eine lebenswerte Zukunft künftiger Generationen in Gefahr.
von Doris Brändlein
Zu Wochenbeginn konnten sich rund 400 interessierte Bürger bei einer Infoveranstaltung der neu gegründeten Bürgerinitiative auf dem Festplatz der Bergbaukolonie Schönebeck an der Schacht-Kronprinz-Straße ein umfassendes Bild über die Flächenpolitik der Stadt Essen verschaffen.
„Die Flächenbedarfsplanung der Stadt Essen ist ein Trugbild“, davon ist Michael Happe, freier Stadtplaner und Geschäftsführer des Büros für Kommunal- und Regionalplanung (BKR), überzeugt.
"Steigender Bedarf ist nicht existent"
Der in neuesten Studien nachgewiesene steigende Wohnflächenbedarf sei seiner Meinung nach nicht existent. „Seit zwei Jahren wächst die Bevölkerung nicht mehr, der Wohnflächenbedarf ist gefallen“. Statt 16.500 Wohnungen bis zum Jahr 2030, wie in der Studie des Instituts für Wohnungswesen (Inwis) veranschlagt, werden maximal 2.500 bis 3.000 Wohnungen benötigt. Und dafür seien genug Flächen zur Bebauung vorhanden. „Warum sollte man Landschaftsschutzgebiete bebauen, wenn alte Industriebrachen freiliegen?“ stellt der Stadtplaner die logische Frage.
Unverzichtbare Frischluftschneisen
Die betroffenen Flächen in Schönebeck, über deren Bebauung der Rat der Stadt Essen voraussichtlich im November abstimmen wird, ist zum einen die öffentliche Grünfläche an der Schacht-Kronprinz-Straße, in unmittelbarer Nachbarschaft zum „Naturschutzgebiet Schönebecker Schlucht“, die Grünfläche an der Pollstraße, oberhalb des „Naturschutzgebietes Schönebecker Schlucht“, das Gebiet an der Aktienstraße 117-119, oberhalb des“ Naturschutzgebietes Winkhauser Tal“ und die Grünfläche Frintroper Straße neben der Skaterbahn, die zum oberen Teil des Schlossparks gehört.
„Für uns sind diese Grünflächen unverzichtbare Erholungsgebiete und Frischluftschneisen, haben eine wichtige Funktion für ein gesundes Stadtklima und den Naturschutz und sind unbedingt zu erhalten“, so die Bürgerinitiative.
Rat soll Abstimmung verschieben
Der ehemalige Leiter des Gymnasiums Borbeck und engagierte Umweltschützer Dr. Wolfgang Sykorra macht deutlich, dass es für die Bürger lohnenswert ist, sich für die Umwelt einzusetzen. „Wenn alle Pläne, die in den letzten Jahrzehnten auf dem Tisch lagen, verwirklicht worden wären, hätten wir hier im Essener Westen eine Betonwüste und das wollen wir nicht.“.
Das sehen auch rund 700 Bürger so, die bis jetzt mit ihrer Unterschrift die Stadt Essen auffordern, den geplanten Eingriff in die Natur zu unterlassen. "Allein 500 haben wir am Veranstaltungsabend gesammelt", freut sich Karsten Fähndrich von der BI über die Unterstützung. Erstes Ziel ist es nun, die geplante Abstimmung in der Novembersitzung des Rates der Stadt Essen zu verschieben. "Damit die Zahlen zum Wohnflächenbedarf hinterfragt und neu bewertet werden können", so der Schönebecker.
Regenschirme als symbolischer Protest
Als symbolisches Zeichen zum Schutz der Grünflächen spannten die Teilnehmer ihre mitgebrachten Regenschirme auf.
Am Donnerstag, 3. Oktober, lädt die Bürgerinitiative alle Interessierten zu einer Wanderung zu den betroffenen Gebieten ein. Treffpunkt ist um 11 Uhr am Festplatz der Bergbaukolonie an der Schacht-Kronprinz-Straße. Dort können sich die Teilnehmer nach der Wanderung mit Grillwurst und Getränken stärken.
Autor:Christa Herlinger aus Essen-Borbeck |
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