Frühlingserwachen

Wenn nach dem Winter endlich die Sonne das Grün an Bäumen und Büschen hervorlockt, ihre Strahlen durch mein Fenster hereinschleichen und mich an der Nase kitzeln, dann hält mich nichts mehr in der Wohnung und ich muss hinaus ins Frühlingserwachen. Mein Weg führt mich die Straße entlang, die im Sonnenlicht immer noch wie eine verwunschene Allee aussieht, obwohl der Pfingststurm vor zwei Jahren viele Bäume auf den Boden geschmettert hatte.
Nach ca. hundert Metern geht es rechts in einen Waldweg, und ich folge der Sonne in Richtung Kanal. Von weitem höre ich das Brummen von Schiffsmotoren. Ich kann sie schon fast vor mir sehen, die langen Kähne, die manchmal schwer beladen, tief im Wasser liegen.
Ein dickes Kanninchen hoppelt vor mir über den Weg. Sicher ein trächtiges Weibchen. Die Kanninchen sind die ersten Säugetiere in unseren Breitengraden, die nach dem Winter Junge bekommen, hab ich mal gelesen.
Scheint zu stimmen.
Der Weg am Kanalufer entlang ist matschig von den letzten Regengüssen. Es ist früher Abend. Die Frühlingssonne hat um diese Uhrzeit etwas magisches und taucht alles in ein feines, grünlich schimmerndes Licht. Ich setze mich auf meine Lieblingsbank. In den Bäumen über mir feiern die Vögel mit lauten Stimmen den Frühling und begrüßen den nahenden Abend. Ich höre Rotkehlchen, Meisen, Amseln und dazwischen das "TokToTok" eines Spechtes.
Ein Schiff, das langsam auf dem Kanal vorbeizieht heißt "Aqua verde". Grünes Wasser. Passt. Ich sitze und genieße.
Einen schönen Gruß an das Leben
Gabriele