Frintrops kleine Gruga
Rote Rosen über Essen-Frintrop regnen lassen, das könnte Winfried Grotendorst mit Leichtigkeit. Auch rosa-, orangefarbene oder gelbe, denn in seinem Garten blüht ein kleines Wunder von 300 Rosenstöcken aus 45 bezaubernden Sorten.
Inmitten der farbenreichen Pracht auf 1.500 Quadratmetern Fläche streckt eine ganz besondere Vertreterin ihrer Gattung die Blüten gen Himmel: „Die Parole ist eine echte Edelrose“, weiß ihr Besitzer. Nicht allein aufgrund ihrer kräftigen Erscheinung, denn sie leuchtet in lilanem Hauch auf pinkfarbenem Grund, sondern vor allem ihre Größe ist imposant. „Der Blütendurchmesser kann bis zu 14 Zentimeter betragen“, erklärt Grotendorst stolz. Auf internationalen Schauen wurde sie bereits mit der Goldmedaille ausgezeichnet. So ein Kaliber ist gewiss nur selten bei Hobby-Gärtnern zu finden.
„Aber ich verbringe auch sehr viel Zeit hier in meiner grünen Oase“, verrät der Rentner. So viel, dass Familie und Tennis-Club auch schon mal hinten anstehen müssen, weil er stattdessen gerade Korkenzieher aus Buchsbäumchen schneidet, an seinen verschiedenartigen Vogelhäuschen arbeitet - alle liebevoll angefertig, um sie zu kleinen Preisen an Interessenten zu verkaufen - oder Salamander am kleinen Bachlauf beobachtet. Jedes Beet, jeder Weg ist liebevoll konzipiert, das Farbenspiel im Gesamten austariert. Um Unkraut muss er sich jedoch glücklicherweise nicht ausgiebig kümmern, schließlich hat er als Vorbeugung gegen solchen Wildwuchs alles dicht bepflanzt, ganz „nach englischem Vorbild“.
Gebrüder Grimm im Garten
Rund 15 bis 20 Rosenstöcke lässt sich der Frintroper jährlich aus Norddeutschland, vom Züchter und Händler seines Vertrauens, liefern. Aktuell gehören Black Forest Rosen in kräftigem Rot, Sonnenröschen in zartem Gelb, die lachsrosa leuchtenden Bad Birnbach oder auch die silbrigrosane Eliza, welche die Nachfolge der Königin Elisabeth angetreten hat, zu seinem Sortiment. Auch die Gebrüder Grimm haben einen Platz im Beet gefunden und dürfen hier ungestört ihre zunächst orange-gelben Blüten in ein späteres Rosa verwandeln.
Doch nicht allein Rosen schmücken den Garten Am Kreyenkrop. Funkien haben das Grotendorste Herz erwärmen können, Stauden sind hier zu finden, Vergissmeinnicht verzieren im Frühjahr den Wegesrand. „Dann ist hier alles blau“, freut sich der Besitzer. Das letzte Stück des Areals erinnert noch an den Vorgänger. „Mein Opa nutzte den Garten natürlich vorwiegend für die Selbstversorgung“, erinnert sich Grotendorst, „da gab es Obstbäume überall, vor allem Birnen-Bäume, aber auch Kartoffeln“. Heute ist die Vielfalt rund um das kleine Treibhaus gewachsen: Spitzkohl, Rote Beete, Kohlrabi und Zucchini findet man da, Gurken, Tomaten, Bohnen und Salat. „Aber alles in kleinen Mengen“, geht es dem Essener eher um das schöne Erscheinungsbild denn um die Nutzbarkeit seines Grundstücks. Doch hin und wieder erfreuen seine Frau und er sich ja dann doch an den Früchten des eigenen Anbaus.
Lob aus der Nachbarschaft
Ihre Freude haben auch Grotendorsts Bekannte an dessen Schaffen. „Die Nachbarn sagen schon, da sei unter ihren Fenstern eine kleine Gruga samt eigenem Gärtner entstanden.“ Und auch Essens Fachwelt lobpreist das Kleinod. „Teilnehmer der jährlichen Aktion zur Offenen Gartenpforte aus Frintrop und Haarzopf waren ganz begeistert von meinem Garten“, freut sich der ehemalige Stuckateur, der auch in Eigenarbeit Gartenmöbel angefertigt hat, über positives Feedback. Selber einen freien Besuchstag einzurichten, das kommt aber weniger in Frage. „Bei großen Menschenmengen geht schnell mal etwas kaputt“, ist er um seinen Pflanzenschatz besorgt.
Das heißt aber nicht, dass er nicht liebend gern jeden einzelnen Interessenten persönlich durch sein zweites Wohnzimmer führt. So lässt es sich unter Freunden von Flora und Fauna auch viel besser austauschen. Und die Welt drum herum kann, wenigstens mal für kurze Zeit, „ihre Sorgen für sich behalten“, wie Hildegart Knef es einst sang.
Autor:Sara Drees aus Dortmund |
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