An der Bocholder Straße
Fällungen am Mühlenbach: Zuletzt ging's im Akkord

Bausstellenleitung Alex Jung (l.) und Mitarbeiter R. Ferlic von der Firma Knappmann: Ehe es an die Fällung gehen konnte, musste erst das schwere Gerät an der Baustelle abgeladen werden.  | Foto: cHER
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  • Bausstellenleitung Alex Jung (l.) und Mitarbeiter R. Ferlic von der Firma Knappmann: Ehe es an die Fällung gehen konnte, musste erst das schwere Gerät an der Baustelle abgeladen werden.
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Früh am Morgen rückten die Experten mit schwerem Gerät an. Für die riesige Platane auf dem Firmengelände an der Bocholder Straße 278 waren damit die letzten Stunden angebrochen. Der Baumriese wurde gefällt und mit ihm noch eine ganze Reihe anderer entlang des Borbecker Mühlenbachs. Die Zeit drängt. Bis Ende Februar müssen die Fällungen durch sein.

von Christa Herlinger

Fritz Brüggemann war an diesem Donnerstag extra früh in die Firma gefahren. "Es tut schon ein bisschen weh, den Baum jetzt fallen zu sehen", räumt der Unternehmer ein. "Denn ich kenne ihn seit Ewigkeiten. Wir sind schon als Kinder darauf herumgeklettert. Er ist bestimmt 70 Jahre oder älter."
Der grüne Riese stand von Beginn an auf der Grundstücksgrenze, direkt neben dem Bachlauf. Auf dem Gelände an der Bocholder Straße war bis in die 1970er Jahre hinein die Brennerei der Familie Brüggemann ansässig. "In den 1930er Jahren wurde das Grundstück gekauft", berichtet der 58-Jährige.

"Wir haben auf dem Gelände hier schon als Jungs Fußball gespielt."

Als Junge hat Brüggemann dort regelmäßig Fußball gespielt. "Dort stand unser Tor, wir hatten herrlich viel Platz." Begeisterung haben die Kickversuche der Halbstarken allerdings nicht überall hervorgerufen. "Meine Großtante hatte auf dem Gelände Stachelbeeren, Brombeeren und andere Strauchfrüchte. Landete unser Ball aus Versehen dort, war Ärger vorprogrammiert", erinnert sich Brüggemann zurück.
Der Mühlenbach floss schon damals in unmittelbarer Nähe vorbei. "Mein Vater hat uns Kinder immer eindringlich vor dem Gewässer gewarnt. Nah ran, das war ausdrücklich verboten." Und die Kids hatten gehörigen Respekt. "Zwei unserer Wachhunde sind damals in der Becke ertrunken, sie hatten sich unter dem Zaun durchgegraben und waren ausgebüchst." Mit der Platane geht ein weiteres Stück Kindheitsgeschichte zu Ende. "Die Brennerei und die Felder drumherum gibt's ja schon lange nicht mehr", so Brüggemann.

Wegerecht für Baumaßnahme steht im Grundbuch

Seit Mitte 1980 steht auf dem Gelände ein Bürohaus. Dort wo ehemals die Brennerei ihren Sitz hatte, kaufen Kunden seit Jahren in einem Supermarkt ein. Die Emschergenossenschaft hat sich schon frühzeitig um Kontakt zu den Grundstücksbesitzern bemüht, die von den Fällungen betroffen sind. "Es wurde sogar ein Wegerecht ins Grundbuch eingetragen", so der Unternehmer. Im Familienrat sei der Entschluss gefallen, der Fällung der alten Platane zuzustimmen. "Es geht ein Stück Natur verloren", räumt Brüggemann ein. Doch der Mehrwert liegt für die Mitarbeiter des Bürokomplexes und Anwohner auf der Hand. "Wir freuen uns schon jetzt auf die zukünftigen Sommer", so Brüggemann mit einem Augenzwinkern. Die Geruchsbelästigung wird verschwinden. Denn am Ende der Baumaßnahme wird der Abwasserkanal unterirdisch parallel zum renaturierten Mühlenbach verlaufen. "Dann können wir ohne Probleme bei offenem Fenster arbeiten."

Wurzeln werden erst nach Abschluss der Sondierungsarbeiten entfernt

An den Ausblick auf den Mühlenbach so ganz ohne Baum muss man sich an der Bocholder Straße ernst noch gewöhnen. Die Wurzeln der Platane werden übrigens erst zu einem späteren Zeitpunkt entfernt. Erst müssen die Kampfmittelsondierungen abgeschlossen sein. Erste Arbeiten dieser Art finden bereits im Bereich des Hochwasserrückhaltebeckens Bergmühle statt.

Die Kanalbaumaßnahme
 Die eigentliche Kanalbau-Maßnahme wird nach Auskunft der Emschergenossenschaft zwei Jahre dauern.
 Der Baustart steht noch nicht fest, da zunächst noch die Ausschreibung auf den Markt gebracht werden muss. "Wir peilen aber das 3. Quartal 2020 an", verrät Ilias Abawi, Geschäftsbereich Öffentlichkeitsarbeit und Fördermanagement.
 Zwischen Jahnstraße und Sulterkamp müssen etwa 2,8 Kilometer Kanalbau vorgenommen werden.
 Die Rohre werden in einer Tiefenlage von bis zu 17 Metern verlegt. Die Rohrvortriebe umfassen zwischen 70 cm und 3 Meter Innendurchmesser (auf einer Länge von ca. 2.500 m), teilweise offene Verlegung (30 cm bis 1,20 Meter Innendurchmesser, ca. 300 m Länge)
Die Emschergenossenschaft wird zu der Maßnahme rechtzeitig vor Beginn mehrere Bürgerinfo-Veranstaltungen durchführen.

Autor:

Christa Herlinger aus Essen-Borbeck

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