Neues Fach „Europa“ am Gymnasium Borbeck kommt gut an
Wissen statt googeln
„Irgendwas zu googeln führt noch nicht zu Erkenntnissen“, sagt Alltagsphilosoph Richard David Precht und meint damit, dass man selbst schon Wissen gespeichert haben muss, um die erfassbare Welt auch zu verstehen und Informationen verknüpfen zu können.
Das findet auch Stefan Ising, Geschichtslehrer am Gymnasium Borbeck. Als er neu an die Schule kam, schaute sich der 32-Jährige im Stadtteil gründlich um und entdeckte dabei allerlei europäisch Bedeutsames: Das Schloß Borbeck etwa, dessen Vorläufer Fürstäbtissin Berta von Arnsberg bereits im Jahr 1288 baute; damals war das Heilige Römische Reich noch ein europäisches Riesenreich.
Gemeinsamkeiten in Kunst und Kultur
Auch die Dionysius-Kirche zeigt europäische Gemeinsamkeiten in Kunst und Kultur: Ihr neugotischer Stil war im 19. Jahrhundert nicht nur in Borbeck, sondern auch in London oder Prag angesagt. „Aber nicht nur historisch gesehen ist Borbeck ein interessanter Flecken auf der Landkarte“, findet Ising. „Die Folkwang-Schule im Schloß Borbeck zum Beispiel arbeitet mit Musikern und Pädagogen aus 20 Nationen. Das ist bemerkenswert.“ Doch als der Lehrer mit seinen Schülern darüber sprechen will, merkt er – die Jugendlichen haben noch wenig Wissen gespeichert.
Anleitung zu kritischem Denken
Was kann man also tun als Schule? Ising setzte sich mit seinem Schulleiter Lars Schnor zusammen – und ein Fach mit dem Namen „Europa“ war geboren. „Wir machen hier ein Unterrichtsangebot, das explizit die Bewusstheit für historisch-politische Entwicklungen weckt und die Schülerinnen und Schüler zu kritischem Denken anleitet“, sagt Schnor. Mehr denn je sei es heute von Wichtigkeit, das Schlagzeilen-Wissen aufzubrechen und Hintergründe zu erforschen. Ab Klasse 8 können Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums Borbeck sich nun mit dem aktuellen Tagesgeschehen der Weltpolitik auseinandersetzen, Zeitungen lesen, das Brexit-Chaos beleuchten oder aber auch die historische Bedeutsamkeit der Zeche Zollverein und der Villa Hügel im Rahmen von Exkursionen erkunden.
„Sie können sehen, wie sehr ihr Leben europäisch geprägt ist“, sagt Stefan Ising. Und dabei die eine oder andere wirkliche Erkenntnis gewinnen – vielleicht sogar über Google hinaus.
Autor:Christa Herlinger aus Essen-Borbeck |
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