Ulrich Borg übergibt an Sohn Sven: Bei Umzüge Meinrich übernimmt nun die junge Generation
Verschiffung der Kirchenfenster nach Ecuador war spannendster Auftrag
Der heutige Samstag ist ein besonderer Tag für Ulrich Borg. Der 65-Jährige hat keine beruflichen Termine im Kalender stehen, kann den Tag frei verplanen. Ab heute ist offiziell Schluss. Ruhestand. Nach 33 spannenden Jahren übergibt Borg Senior das Ruder an Sohn Sven. Der 35-Jährige übernimmt mit "Umzüge Meinrich" aber nicht nur den elterlichen Betrieb, sondern zugleich mit fast 125 Jahren das älteste Essener Umzugsunternehmen.
Ulrich Borg und Ehefrau Erika werden von nun an nicht mehr jeden Tag in die Firma am Wolfsbankring fahren. Die zwei wollen vor allem eines: Zeit für ihre beiden Enkel haben. "Und ab und zu ein verlängertes Wochenende mit unserem Wohnmobil unterwegs sein", verrät der scheidende Firmenchef seine Pläne. Aber von jetzt auf gleich muss Sohn Sven nicht auf die Mitarbeit seiner Eltern verzichten. Denn so ganz ohne Arbeit wollen und können die Eheleute nicht.
Angefangen mit einem Fahrzeug und zwei Mitarbeitern
An der Alten Bottroper Straße plant die Spediteursfamilie gerade den Neubau einer 1.000 Quadratmeter großen Lagerhalle, das Genehmigungsverfahren läuft. "Das wird meine letzte große Aufgabe", erklärt der Neu-Ruheständler. Der Neubau soll die Lagerkapazitäten des Unternehmens noch einmal erweitern, zusätzlichen Platz bieten für Möbel-, Waren- und Aktenlager. Seit 2003 hat das 1898 gegründete Traditionsunternehmen am Wolfsbankring seinen Sitz. 40 Mitarbeiter beschäftigt der Betrieb heute, elf Fahrzeuge zählt die Firmenflotte.
"Angefangen", erinnert sich Ulrich Borg an seinen Start in die Selbständigkeit vor 33 Jahren, "habe ich mit einem Auto und zwei Mitarbeitern." Seine Ehefrau hat sich in all den Jahren um den Bereich Verwaltung und die Finanzen gekümmert, Borg selbst um das operative Geschäft. Eine Arbeitsteilung, die bestens funktioniert hat. In den Anfangsjahren hat der gelernte Speditionskaufmann bei den Umzügen noch selbst mit angefasst. Später war er erster Ansprechpartner für Kunden. Bis heute sind die Umzüge das Kerngeschäft des Familienunternehmens.
Sohn Sven hat den Job von der Pike auf gelernt
Nach vier Generationen Meinrich übernimmt ab heute offiziell die zweite Borg-Generation die Verantwortung. Auch Sohn Sven hat seinen Job von der Pike auf gelernt, ist seit 2007 gemeinsam mit seinem Vater in der Unternehmensführung tätig. Dass er in die Fußstapfen seiner Eltern tritt, war kein Muss für den Filius. "Ich hätte auch etwas anderes machen können. Und zunächst sah es nach meinem Schulabschluss ja auch so aus, als ob ich in Richtung Handwerk gehen würde." Den Schritt hinein ins Umzugsgeschäft hat der 35-Jährige nicht bereut. "Es sind immer wieder spannende Herausforderungen, vor die uns unsere Kunden stellen." So sind die Umzüge von kompletten Alten- und Pflegeheimen - darunter vor wenigen Monaten der des Frintroper Papst Leo Hauses in Frintrop - auch logistisch eine Mammutaufgabe, die es zu stemmen gilt.
Boris und Becki sicher zum Stillleben auf der A40 transportiert
Und auch die Kunstschätze des Ruhrmuseums umzuziehen ist keine Kleinigkeit. Selbst Boris und Becki, die Alufiguren, die im Jahr 2010 für Kulturhauptstadtflair in Borbeck sorgten, wurden von Meinrich hin und her gefahren. "Und sie haben sogar bei uns gewohnt", berichtet Borg schmunzelnd. Bis zur Versteigerung waren die 100 bunt bemalten Boris- und Becki-Figuren nämlich im Lager der Firma am Wolfsbankring untergebracht. Gut verstaut neben Wohnmöbeln und Akten mit Aufbewahrungspflicht. Von dort aus reisten sie zu Schulfesten, dem Day of Song und sogar beim Stillleben auf der A40 waren sie mit dabei.
Wertvolle Kirchenfenster auf dem Weg nach Ecuador
Der wohl spektakulärste Umzug der langen Firmengeschichte war aber der von Kirchenfenstern. Das Gotteshaus musste dem Braunkohleabbau im Bereich Garzweiler 2 weichen. "Die Fenster waren eine Spende und sollten nach Ecuador verschifft werden, um dort in eine neuerbaute Kirche eingesetzt zu werden", erinnert sich Ulrich Borg an den Spezialauftrag. Um die kostbare Fracht sicher nach Südamerika transportiert zu bekommen, wurden extra Transportkisten angefertigt. Aber der Aufwand hat sich gelohnt. Die Kirche samt gespendeter Fenster ist längst fertig.
Autor:Christa Herlinger aus Essen-Borbeck |
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