Auch Oberbürgermeister Thomas Kufen war auf dem Altenessener Marktplatz mit dabei
"Schämt euch": 300 Teilnehmer bei Protestkundgebung gegen Krankenhausschließungen im Essener Norden

Die Meinung zu den Plänen der Contilia und dem Umgang des Krankenhausträgers mit den Mitarbeitern haben viele auf einen einfachen Nenner heruntergebrochen. | Foto: cHER
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  • Die Meinung zu den Plänen der Contilia und dem Umgang des Krankenhausträgers mit den Mitarbeitern haben viele auf einen einfachen Nenner heruntergebrochen.
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Schon 20 Minuten vor Beginn der Protestkundgebung wurde es voll auf dem Altenessener Marktplatz. Am Ende waren es nach Schätzungen der Polizei rund 300 Teilnehmer, die sich mit Spruchbändern und Plakaten dort versammelt hatten und ihrem Unmut, ihrer Enttäuschung und Wut über die geplanten Krankenhausschließungen der Contilia Luft machten.

"Schämt euch", "Nach dem Applaus die Entlassungen" oder "Erst Held, dann Arschtritt" war auf den Transparenten zu lesen. Mitarbeiter der beiden betroffenen Krankenhäuser - das St. Vincenz Krankenhaus in Stoppenberg und das Marienhospital in Altenessen - sollen zum Jahresende aufgegeben werden - hatten sich auf dem Platz versammelt. Aber auch aus Borbeck - das dortige Philippusstift soll nach den Plänen des Trägers zum einzigen stationäre Krankenhaus im Essener Nord-Westen ausgebaut werden - waren Mitarbeiter gekommen. Karlheinz Endruschat vom Sozial-Liberalen Bündnis Essen hatte die Versammlung offiziell angemeldet. 

Markierungen halten Demonstranten auf notwendigen Abstand

Die Organisatoren hatten sich vorbereitet, nicht nur in Sachen Lautsprechertechnik. Markierungen waren auf den Platz gezeichnet worden. "Damit jeder weiß, wo er sich platzieren kann", so Endruschat. Denn demostriert werden darf aktuell nur mit dem notwendigen Abstand.
Was sie von den Plänen des Trägers halten, darin sind sich die meisten Teilnehmer einig: "Es wird zahlreiche Kündigungen geben", erklärte eine Mitarbeiterin. Es werde nicht nur Mitarbeiter aus der Verwaltung oder Technik treffen, so wie die Contilia gegenüber der Presse hatte verlauten lassen: "Auch Physios, Pfleger und Ärzte, alle die, die als Zahnräder das große Ganze am Laufen halten, sind betroffen." Schon jetzt werde versucht, Mitarbeiter in andere Häuser "abzuwerben". Es sei schade, wie man die Team auseinandereiße.

Für das was passieren soll, gibt es keinen Plan

Unter dem Demonstranten auch zahlreiche Ärzte. Martin steht seit 20 Jahren in Diensten der KKE. Er ist sich sicher, dass die aktuellen Entscheidungen die medizinische Versorgung der Menschen im Essener Norden nicht verbessern, sondern verschlimmern werden. "Es gibt finanzielle Schwierigkeiten, unbenommen." Nur für das, was jetzt kommen soll, gebe es keinen Plan. "Niemand weiß, wie das funktionieren soll." Sein Kollege Kyrill ist Mediziner am St. Vincenz Krankenhaus. Mit der Urologie, Geburtshilfe und Onkologie würden drei Fachabteilungen komplett abgebaut. "Und die kardiologischen Patienten aus Stoppenberg müssen demnächst nach Borbeck. Die onkologischen Patienten, sofern sie nicht ambulant behandelt werden, haben die Wahl zwischen einem Krankenhaus in der Nachbarstadt Gelsenkirchen oder der Uniklinik." Der Mediziner legt sich fest: Das geht stark in Richtung Patientenunterversorgung.

"Wir fühlen uns belogen und betrogen"

Kathrin steht mit Transparent und Kollegen auf dem Markt. "Wir fühlen uns belogen und betrogen. Viele von uns haben kein Vertrauen mehr in den Konzern. Man hat das Gefühl, die Contilia fährt den Essener Norden in Sachen Gesundheitsversorgung ganz bewusst an die Wand." 
Unterstützung für die demonstrierenden Mitarbeiter gibt es von den Partien. Viele sind nach Altenessen gekommen, um sich solidarisch mit den Mitarbeitern zu zeigen. Und die meisten sind dem Appell der Veranstalter nachgekommen, auf Fahnen und Banner zu verzichten. "Hier geht es nicht um Parteipolitik", wurden die wenigen ermahnt, die es dennoch versuchten.
Emotional und sehr persönlich wurde es, als einige Mitarbeiter ließen die Kundgebungsteilnehmer tief in ihr Innerstes blicken ließen. Nicht persönlich, sondern in Vertretung. Anja Lotz eröffnete den Reigen: Anonyme Briefe wurden verlesen. "Als Mensch und Arbeitskraft wurde ich auf den Müll geworfen", berichtet eine Mitarbeiterin. Anstelle eines persönlichen Gesprächs habe sie lediglich eine Hotline-Nummer bekommen: "Dort sollte ich nachhören, wie es mit mir weitergeht."

Autor:

Christa Herlinger aus Essen-Borbeck

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