Tierwohl und Circus - für den 28-Jährigen ist das kein Widerspruch
Robano Kübler ist Tiertrainer aus Leidenschaft
Robano Kübler kennt die Forderungen. Erst jüngst hat die Tierschutzpartei auch im hiesigen Rat der Stadt dafür plädiert, ein rechtssicheres und gerichtsfest durchsetzbares Konzept für ein Wildtierverbot in Zirkusbetrieben auf Essener Stadtgebiet durchzusetzen. Der 28-jährige Tiertrainer sieht für einen solchen Schritt keine Notwendigkeit. Tierleid und Quälerei? Das gebe es bei ihm nicht. "Jeder darf sich anschauen, wie meine Tiere leben."
Seine Tiere, das sind die fünf sibirischen Tiger Löki, Ditchin, Elly, Marek und Tinka Bell, seine acht Hunde und 20 Pferde und Ponys. Aktuell hat der Trainer, der aus einer Circusfamilie stammt, ein Engagement im Moskauer Circus. Der gibt vom 12. bis 22. April ein Gastspiel in Essen. Am Dienstag ist der Tross mit dem kompletten Equipment, verladen auf acht LKW und fünf Kleintransporter, in der Stadt eingetroffen. Auf dem Festplatz an der Frintroper Straße hat der Zirkus seine Zelte aufgeschlagen.
Nach zwei Tagen steht das Zelt
"Wir sind schon so etwas wie ein mittelständischer Betrieb", scherzt Kübler. 50 Männer und Frauen zählt das Team: Direktion, Artisten und deren Angehörige sowie zahlreiche Helfer.
Zwei Tage dauert es, ehe das Riesenzelt steht. "Vor allem der Aufbau der Tribünen nimmt Zeit in Anspruch", weiß der Tiertrainer. Die Tierzelte, das 400 Quadratmeter große Freigehege für die Großkatzen, die Paddocks für die Pferde und das Areal für die Hunde finden sich im hinteren Teil des Festplatzes. "Kleiner hätte der für uns auch nicht sein dürfen. Dann hätten wir nicht alles untergekriegt."
Seit einem Jahr mit dem Moskauer Circus auf Tournee
Seit knapp einem Jahr ist der junge Tiertrainer mit dem Moskauer Circus unterwegs. Für Robano stand von Anfang an fest: "Der Circus ist mein Leben. Meine ältere Schwester hat sich anders entschieden. Sie ist Kindergärtnerin geworden." Seine Frau hat er außerhalb der Manege kennengelernt. Gemeinsam mit den Kindern ist die junge Familie den Großteil des Jahres in ihrem 16 Meter langen Wohnwagen auf Tournee.
Die Arbeit mit Tieren ist Robano Küblers Leidenschaft, vor allem die mit seinen Großkatzen. Angefangen hat er mit Hunden. Schon im Teenageralter. Mit seinen Vierbeinern aus dem Tierschutz hat er eine Revue aufgebaut, ist damit unter anderem bei Roncalli aufgetreten. Auch heute ist seine Meute aus Border Collies und Australien Sheperds komplett aus Abgabetieren zusammengesetzt. "Es gibt unglaublich viele Menschen, die sich einen Hund anschaffen, der überhaupt nicht zu ihnen und ihrem Leben passt. Das merken sie allerdings erst, wenn das Tier schon da ist."
"Meine Tiger sind allesamt im Circus geboren"
Sechs Jahre hat Robano Kübler seinen Job als Tiertrainer gelernt, in diversen Tierparks und bei Tierärzten. "Denn um mit Großkatzen zu arbeiten, muss ich die Tiere verstehen." Als Wildtiere möchte er seine Tiger aber nicht mehr bezeichnet wissen. "Die sind allesamt im Circus geboren, teilweise als Handzucht großgeworden." Nach ihrer aktiven Zeit in der Manege wartet auf sie das Gnadenbrot auf dem Hof der Familie in der Nähe von Kerken. "Aber bis dahin haben meine fünf noch Zeit", so der Tiertrainer. Tigerdame Löki ist mit sechs Jahren die älteste der Gruppe.
Mit drei Tigern steht Robano Künkler während der Gastspiele zweimal täglich in der Manege. Passiert ist ihm dabei noch nie etwas. "Gott sei Dank", räumt der dreifache Familienvater ein. Der eigentliche Auftritt der imposanten Großkatzen dauert nur knapp fünf Minuten. Schon der Aufbau der Sicherheitszäune rund um die Manege nimmt da mehr Zeit in Anspruch. Der wichtigste Teil seiner Arbeit ist für Kübler die Beschäftigung der Tiere. "Sie müssen ausgelastet sein, spielen dürfen."
Es funktioniert alles über Belohnungen
In der großen Wasserwanne im Freigehege können Löki und die anderen nicht nur trinken, sondern auch ein Bad nehmen, Sägespäne, ein hölzerner Unterstand sowie ganze Bäume sorgen für Abwechslung. Die Bäume und das Grün für die Tiger werden frisch angeliefert. "Das bekomme ich zumeist vom Bauhof", verrät Kübler.
2.000 Kilogramm Fleisch verfüttert der 28-Jährige im Monat an seine Tiger. Und die lassen sich locken, von fleischigen Köstlichkeiten aller Art. "Bei der Arbeit mit den Tieren funktioniert alles über Belohnungen", so der Tiertrainer und sieht damit ein weiteres Argument der Tierschützer entkräftet: Nicht mit Peitsche und anderen Zwangsmitteln reagierten die Tiere auf seine Kommandos. "Es ist die Belohnung, die sie dazu bringt." Auch seien die "Kunststücke" nicht widernatürlich. "Egal ob Tiger oder Pferd, ich muss wissen, was die Tiere gerne machen. Ansonsten klappt keine Dressur der Welt."
Pferde stehen tagsüber auf der benachbarten Koppel
Die Kontrollen durch Veterinäre seien an wenigen Stellen so engmaschig wie im Circus, betont Kübler. Davon profitieren die Tiere. Robano sieht seine tierische Meute als gutes Beispiel dafür.
Und die Vierbeiner fordern den ganzen Tag über seine ungeteilte Aufmerksamkeit. Die Tiger müssen ihr Frühstück bekommen, die Pferde gegen Mittag auf die benachbarte Koppel gebracht werden. Da sind wie beim Zeltaufbau alle Mitarbeiter gefordert. Schließlich liegt die Weidemöglichkeit rund 50 Meter vom Festplatz entfernt.
Autor:Christa Herlinger aus Essen-Borbeck |
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